Brasília. Die brasilianische Regierung hat einen auf fünf Jahre angelegten "Plan für Künstliche Intelligenz" (Plano Brasileiro de Inteligência Artificial) vorgelegt. Cristina Mori, Ministerin für Management und Innovation im öffentlichen Dienst (MGI) stellte ihn auf der 5. Nationalen Konferenz für Wissenschaft, Technologie und Innovation vor.
Bis 2028 sollen 23 Milliarden Reais (rund 3,7 Milliarden Euro) investiert werden. Damit solle "die ethische und nachhaltige Entwicklung und Anwendung" von KI gesteuert werden, von Forschung und Entwicklung bis zu Regeln, die den Schutz der Privatsphäre der Bürger:innen sichern. Insgesamt gehe es der Regierung darum, die Abhängigkeit von importierten Tools zu verringern und nationale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit im KI-Sektor zu erreichen.
Der Plan sieht KI-Initiativen in den Bereichen öffentliche Gesundheit, Landwirtschaft, Umwelt, Wirtschaft und Bildung vor. Zur Modernisierung der Verwaltung auf Bundesebene sowie der öffentlichen und betrieblichen Servicedienste sollen nationale KI-Systeme und Anwendungen entwickelt werden. Das Land soll mit einer leistungsfähigen Infra- und Technologiestruktur, einschließlich eines neuen, wettbewerbsfähigen Supercomputers ausgestattet werden. Unter anderem sollen KI-Sprachmodelle in Portugiesisch entwickelt werden, die auf nationalen Daten beruhen und kulturelle Besonderheiten berücksichtigen. "Wir wollen in der KI unsere eigene Sprache haben", betonte Luciana Santos, Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Innovation.
Die Investitionen sollen vor allem in fünf Bereiche fließen: Fast 14 Milliarden Reais (circa 2,2 Milliarden Euro) sind für Projekte zur Unternehmensinnovation vorgesehen, gut fünf Milliarden für KI-Infrastruktur und -Entwicklung. Die restlichen Mittel sind für Ausbildungsinitiativen, Verbesserungen des öffentlichen Dienstes und Maßnahmen zur KI-Regulierung vorgesehen.
Um Brasilien "zum Vorreiter für Effizienz und sozialer Inklusion" beim Einsatz von KI im öffentlichen Sektor zu machen, soll ein neues staatliches KI-Zentrum entstehen. Koordiniert vom MGI sollen relevante Akteure – die Nationale Verwaltungsakademie, der öffentliche Projektförderer FINEP, das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation, öffentliche Dienstleister wie Serpro oder Dataprev und Universitäten – zusammenarbeiten. Zugleich sollen bis Ende 2026 rund 115.000 Beschäftigte von Bundesbehörden im Umgang mit KI geschult werden.
Im Rahmen der Nationalen Dateninfrastruktur soll die KI-gerechte Katalogisierung der Datensätze der Bundesregierung bis 2027 erfolgen. Zudem soll der automatische und sichere Informationsaustausch zwischen Bundesbehörden optimiert werden, damit Bürger:innen nicht wiederholt Informationen übermitteln müssen, womit pro Jahr sechs Milliarden Reais gespart werden. Zwar fehle es noch am technologischen Know-how für die Einrichtung eines Supercomputers, laut Regierung wird es zugleich darauf ankommen, "eine breite Infrastruktur zu gewährleisten. KI braucht nicht nur einen Supercomputer, sondern ein Netzwerk von Rechenzentren".
Regierungsvertreter:innen betonten, dass das Vorhaben sich primär an nationalen Bedürfnissen orientiere und "das Leben der Bevölkerung durch Inklusion und Lösungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit verbessert".
Expert:innen aus KI-Unternehmen begrüßten den Plan. Er stelle eine dynamischere Struktur für die Entwicklung von KI im Land dar, was zu mehr Innovationen und Wachstum führe.
Im Interview mit der Tageszeitung O Estado de S. Paulo wies Ministerin Santos darauf hin, dass der KI-Plan in Konflikt mit den großen Technologie-Konzernen geraten könne. Man ziele auf nationale Souveränität, sei aber offen für eine Zusammenarbeit mit den sogenannten Big Tech. Laut Santos sollen zukünftig keine nationalen Daten mehr in Clouds internationaler Unternehmen gespeichert werden. Die Regierung habe bei der Erarbeitung des Plans die Folgen für die Big Tech berücksichtigt und deren Vertreter zu Seminaren eingeladen. "Wir wollen eine gemeinsame Entwicklung, wir brauchen die internationale Zusammenarbeit", betonte sie.
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bezeichnete den Plan als "Meilenstein in der Geschichte unseres Landes".
"Anstatt auf KI aus China, den USA, Südkorea oder Japan zu warten, warum nicht unsere eigene haben?" sagte er. "Unsere KI muss klug sein, sie muss eine Quelle für Einkommen und Beschäftigung sein".