Ölproduktion in Venezuela steigt weiter an, Swap-Geschäft mit indischem Großkonzern

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PDVSA-Sitz in Maracaibo. Über dem Eingang: "Patria, Socialismo o Muerte"
PDVSA-Sitz in Maracaibo. Über dem Eingang: "Patria, Socialismo o Muerte"

Caracas. Die venezolanische Ölindustrie hat im Juli einen leichten Produktionsanstieg verzeichnet. Laut dem jüngsten OPEC-Monatsbericht lag die Produktion des Karibikstaates bei 852.000 Barrel pro Tag (bpd), gegenüber 845.000 bpd im Juni, wie aus sekundären Quellen hervorgeht.

Im Gegensatz zur Produktion gingen die Exporte laut Reuters um 26 Prozent zurück. Die Lieferungen litten unter Stromausfällen, reduzierten Lagerbeständen und Verzögerungen bei der Verladung.

Die Ölindustrie Venezuelas ist stark von den wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen der USA betroffen. Seit 2017 wurden Finanzsanktionen, ein Exportembargo, sekundäre Sanktionen und andere Maßnahmen verhängt, um die Haupteinnahmequelle des südamerikanischen Landes abzuschneiden.

Im Oktober 2023 erteilte die Regierung von Joe Biden eine sechsmonatige Ausnahmegenehmigung, die es PDVSA ermöglichte, Rohöl ungehindert an Kunden in aller Welt zu verkaufen, ohne erhebliche Rabatte gewähren oder auf unzuverlässige Zwischenhändler zurückgreifen zu müssen.

Im April ließ Washington diese Lizenz auslaufen und verhängte erneut Sanktionen mit der Begründung, die Regierung von Nicolás Maduro erfülle nicht ihren Teil eines Wahlabkommens mit der ultrarechten Opposition. Caracas hat die von den USA angeführten Sanktionen wiederholt angeprangert und bezeichnet sie als "Wirtschaftsterrorismus".

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vom 28. Juli kündigten US-Funktionäre an, die Sanktionen je nach Ausgang der Wahlen "anzupassen". Die Wahlbehörde erklärte Maduro mit 52 Prozent der Stimmen zum Sieger, der von den USA unterstützte Kandidat Edmundo González und seine Verbündeten weisen die Ergebnisse zurückwiesen und sprechen von Betrug.

Die Ungewissheit und die Aussicht auf neue Sanktionen haben sich auf die venezolanischen Rohölpreise ausgewirkt, wobei die von asiatischen Abnehmern bevorzugte Mischung Merey bereits den vierten Monat in Folge fiel.

Nach der erneuten Verhängung von Sanktionen im April forderte das US-Finanzministerium Unternehmen auf, eine Genehmigung einzuholen, bevor sie mit Venezuela Geschäfte machen, da sie sonst mit weiteren Sanktionen belegt werden könnten. Konzerne wie Chevron, Repsol und Eni durften ihre gemeinsamen Projekte mit PDVSA fortsetzen und sogar ausbauen, wobei die Erlöse in vielen Fällen zum Ausgleich von Schulden verwendet werden.

Reliance Industries aus Indien war das einzige Unternehmen unter Dutzenden von Antragstellern, das von den USA grünes Licht für die Einfuhr venezolanischen Rohöls erhielt. Der Konzern, der in Jamnagar im Bundesstaat Gujarat die größte Raffinerie der Welt betreibt, hat im Juni Berichten zufolge zwei Millionen Barrel Rohöl erhalten. Berichten zufolge wird Reliance Industries Naphtha-Lieferungen als Teilzahlung bereitstellen, wie es bei früheren Geschäften mit PDVSA üblich war.

Die staatliche Ölgesellschaft benötigt Naphtha und andere Verdünnungsmittel, um ihr besonders schweres Rohöl in exportfähige Mischungen zu verwandeln. Die US-Sanktionen verbieten die Einfuhr von Verdünnungsmitteln, so dass PDVSA hauptsächlich auf Kondensat angewiesen ist, das im Rahmen eines langfristigen Tauschgeschäfts mit der iranischen National Oil Company geliefert wird.

Da die Sanktionen den Energiesektor des Landes stark beeinträchtigen, versucht die Regierung Maduro, den Unternehmen immer günstigere Bedingungen anzubieten, um benötigte Investitionen zu sichern.

PDVSA schloss kürzlich mit NGC aus Trinidad und Tobago sowie mit den britischen Konzernen BP und Shell Verträge zur Erkundung von Offshore-Erdgasreserven ab. In beiden Fällen ist PDVSA nicht an den Projekten beteiligt, die Einnahmen beschränken sich auf Steuern und Lizenzgebühren.

Letzte Woche unterzeichnete PDVSA ein Abkommen mit dem nigerianischen Unternehmen Veneoranto, um zwei große Gasvorkommen zu zertifizieren. Venezuela verfügt derzeit über die achtgrößten nachgewiesenen Erdgasreserven der Welt.

Abgesehen von den Joint Ventures, deren Anteile vollständig im Besitz ausländischer Unternehmen sind, hat die Regierung auch den Willen bekundet, die Gesetzgebung zu ändern, um die Beteiligung des Privatsektors an der Erbringung von Dienstleistungen im Bereich der Erdölförderung zu fördern. Laut dem Abgeordneten William Rodríguez könnte die entsprechende Reform noch vor Ende des Jahres durchgeführt werden

Der frühere Präsident Hugo Chávez hatte mit einer Reihe von Gesetzen die Souveränität des Landes im Energiesektor durchgesetzt. Der derzeitige Rechtsrahmen sieht vor, dass PDVSA die Mehrheitsbeteiligung an allen Öl-Joint-Ventures hält und auch alle Ölfeldoperationen leitet.