Guatemala-Stadt/Totonicapán. Luis Pacheco, im vergangenen Jahr Präsident der 48 Kantone, ist zum neuen Vizeminister für Energie und Bergbau Guatemalas ernannt worden.
Die 48 Kantone hatten im vergangenen Jahr die Blockaden initiiert, die sich gegen den "technischen Staatsstreich" richteten und den Amtsantritt von Präsident Bernardo Arévalo durchsetzten.
Der "Concejo de Autoridades de 48 Cantones" ist eine im Landkreis Totonicapán bestehende indigene Selbstverwaltungsstruktur, die viele Alltagsprobleme bis hin zu rechtlichen Fragen autonom regelt. Der Posten des Präsidenten kann nur einmal im Leben für ein Jahr ausgeführt werden, weshalb Pacheco im Januar seinen Posten turnusgemäß abgab.
Pacheco ersetzt Edvin Danilo Mazariegos Can, der am 29. April unter dem Vorwurf der Vetternwirtschaft aus dem Posten entlassen wurde. Pacheco, der den Bereich "Nachhaltige Entwicklung" des Ministeriums übernimmt, soll vor allem für den Dialog und die Befragungen über Bergbauprojekte in indigenen Territorien zuständig sein. Zu diesen im Übereinkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) festgelegten Regeln hat sich Guatemala verpflichtet, in der Vergangenheit wurde dies aber häufig nicht eingehalten.
Der neue Vizeminister studierte Jura an der öffentlichen San-Carlos-Universität und machte seinen Abschluss als Anwalt und Notar. Er nahm in der Vergangenheit an mehreren internationalen Foren zum Thema indigene Völker teil, erklärte das Ministerium für Energie und Bergbau bei seiner Ernennung.
In der Presse wurde betont, dass seine Amtseinsetzung nicht auf Absprachen mit den 48 Kantonen zu den Zeiten der Proteste zurückzuführen sei und zu keinen Konflikten mit den 48 Kantonen führen würde.
Zum Bergbau hat diese Selbstverwaltungsstruktur eine klare Position: "In unserem Territorium erlauben wir keinerlei Bergbauaktivitäten und verhindern diese notfalls mit Blockaden", hatten Mitglieder des Vorstandes im Januar gegenüber amerika 21 betont.
Im Allgemeinen werden die 48 Kantone seit den Protesten im vergangenen Jahr als Verbündete des progressiven Staatschefs gesehen. Vertreter der Organisation hatten aber immer wieder betont, nicht Arévalo, sondern den Volkswillen bei den Wahlen zu verteidigen und insgesamt ein kritisches Verhältnis zu den politischen Parteien des Landes zu haben.
Am 14. August hatten Autoritäten der 48 Kantone einen Protest in der Hauptstadt organisiert. Neben dem Thema der Neuwahlen zum Obersten Gerichtshof und weiteren Oberrichtern kritisierten sie dabei auch die ihrer Meinung nach schleppende Entwicklung bei öffentlicher Gesundheit und Bildung sowie die Preissteigerungen bei Dingen des täglichen Bedarfs. Medienberichten zufolge waren für die vergangene Woche sogar Blockaden angedacht gewesen, dies wurde aber dementiert.
Arévalo hatte sein Ministerkabinett im Januar ernannt, dabei war gerade die Ernennung der Ministerin für Energie und Bergbau auf Kritik gestoßen. Die für den Posten nominierte Unternehmerin Anayté Guardado soll selbst in wirtschaftlicher Verbindung zu umstrittenen Wasserkraftwerken im Norden des Landes stehen. Sie trat nach Protesten schon vor Amtsantritt zurück (amerika 21 berichtete). An ihrer Stelle übernahm der Ingenieur Victor Hugo Ventura Ruíz den Ministerposten.
Neben den Neubesetzungen im Ministerium für Energie und Bergbau wurde seit Januar bereits in vier weiteren der 14 Ministerien der Leitungsposten neu besetzt. Auch gab es weitere Umstrukturierungen in hohen Regierungsämtern. Teilweise erfolgten die Rücktritte aus gesundheitlichen Gründen, aber auch wegen Vorwürfen der Korruption und Vetternwirtschaft.