Brasília. Eine Task Force verschiedener Behörden hat zwischen dem 19. Juli und dem 28. August in 15 Bundesstaaten und im Bundesdistrikt Brasília 593 Menschen gerettet, die unter Bedingungen moderner Sklaverei leben mussten.
Operationen wie diese finden in Brasilien jedes Jahr statt. Im Jahr 2023 wurden 3.240 versklavte Menschen befreit, im Jahr 2022 waren es 2.587.
Die Einzelheiten der Operation "Resgate IV" wurden am vergangenen Donnerstag vom Ministerium für Arbeit und Beschäftigung, der Staatsanwaltschaft für Arbeitsrecht und der Bundesstaatsanwaltschaft sowie von der Bundespolizei und der Bundesautobahnpolizei, die an der Durchführung beteiligt waren, bekannt gegeben. Es wurden 23 Teams eingesetzt und 130 Inspektionen durchgeführt.
Minas Gerais ist mit 291 geretteten Arbeitern der Bundesstaat mit der höchsten Anzahl. Es folgen São Paulo mit 143, Pernambuco mit 91 und der Bundesdistrikt mit 29. In zehn weiteren Bundesstaaten gab es ebenfalls Rettungsaktionen.
In Mato Grosso wurde die älteste versklavte Arbeiterin, eine 94-jährige Frau, befreit. Laut der Task Force hatte sie 64 Jahre lang ohne Lohn, ohne Zugang zu Bildung oder anderen Rechten gearbeitet.
Unter den Geretteten sind auch 16 Kinder.
Insgesamt laufen 482 polizeiliche Ermittlungen, um dieses Verbrechen zu untersuchen. Minas Gerais liegt mit 86 Verfahren an der Spitze, gefolgt von São Paulo mit 66 und Pará mit 47. Bei der diesjährigen Operation gab es zwölf Aktionen mit Verhaftungen auf frischer Tat, wobei insgesamt 16 Personen festgenommen wurden.
"Es ist inakzeptabel, dass es diese Art von Verbrechen, das die Menschenwürde direkt angreift, im Jahr 2024 immer noch gibt", sagte der stellvertretende Generaldirektor der Bundesautobahnpolizei, Alberto Raposo, und bekräftigte, dass die Operationen so lange fortgesetzt würden, bis die Sklavenarbeit in Brasilien tatsächlich beseitigt ist.
Laut dem vorgelegten Bericht arbeiteten 72 Prozent der Geretteten in der Landwirtschaft. Weitere 17 Prozent arbeiteten in der Industrie und rund elf Prozent im Handel und im Dienstleistungssektor. In städtischen Gebieten wurden 38 Personen aus der Alkoholproduktion und 24 aus dem Baugewerbe befreit. 18 Personen verrichteten im Rahmen ihrer Internierung Zwangsarbeit in einer Klinik für Drogenabhängige.
André Roston, Generalkoordinator für Inspektionen zur Beseitigung von sklavereiähnlicher Arbeit und Menschenhandel im Ministerium für Arbeit und Beschäftigung, sagte, dass die geretteten Personen bereits rund 1,91 Millionen Reais (etwa 306.000 Euro) an Abfindungen erhalten hätten, von einer geschätzten Gesamtsumme von 3,46 Millionen. Hinzu kämen weitere Zahlungen, über die noch verhandelt werde oder die vor Gericht gebracht würden.
Die Zahl der befreiten Personen gebe einen Eindruck über die Wirksamkeit staatlicher Politik, die die Kompetenzen der Institutionen bündelt, um Rechte zu garantieren, so Roston. Sie enthülle zudem "die Hauptantriebskraft der modernen Sklaverei, dieser Strategie der Verletzung von Menschenrechten zur Ausbeutung von Arbeitskräften: den großen wirtschaftlichen Nutzen", sagte er.
Roston wies auch darauf hin, dass es in Brasilien immer mehr Beschwerden über sklavereiähnliche Zustände bei Hausangestellten gebe.
Der Leiter der Abteilung der Bundespolizei zur Bekämpfung von Zwangsarbeit, Henrique Oliveira Santos, erklärte, dass die meisten der befreiten Ausländer Bolivianer seien, nannte aber keine Zahlen. In Rio Grande do Sul wurden im Rahmen der Operation vier argentinische Arbeiter entdeckt, die unter unwürdigen Bedingungen Eukalyptusholz fällten, zerschnitten und verladen mussten. Sie hatten keine Papiere und keinen Zugang zu Arbeitsrechten.
In Mato Grosso do Sul wurden 13 Paraguayer aus unwürdigen Arbeitsbedingungen und Schuldknechtschaft in zwei verschiedenen Holzkohleproduktionsbetrieben gerettet.
Roston erklärte, dass diese Menschen in ihre Heimatländer zurückkehren oder in Brasilien bleiben könnten, auch wenn ihr Migrationsstatus nicht geregelt sei, da der Opferstatus genutzt werden könne, um einen dauerhaften Aufenthalt zu beantragen. "Der irreguläre Migrationsstatus ist irrelevant, wenn es um die Unterstützung von Opfern von sklavereiähnlicher Arbeit und Menschenhandel geht", betonte er.
Artikel 149 des brasilianischen Strafgesetzbuchs sieht eine Freiheitsstrafe von zwei bis acht Jahren und eine Geldstrafe für denjenigen vor, der Menschen in sklavereiähnliche Verhältnisse bringt, "indem er sie einer Zwangsarbeit oder erschöpfenden Arbeitszeiten unterwirft oder sie erniedrigenden Arbeitsbedingungen aussetzt oder ihre Bewegungsfreiheit auf irgendeine Weise aufgrund einer mit dem Arbeitgeber eingegangenen Schuld einschränkt."
Der Straftatbestand kann verschärft werden, wenn er sich gegen Kinder und Jugendliche richtet oder aus Gründen von Vorurteilen aufgrund von Ethnie, Hautfarbe, Religion oder Herkunft begangen wird.