Peru steht bei der Ernährungsunsicherheit in Südamerika an der Spitze

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Angesichts der Ignoranz der Regierung bringt das "Red de Ollas Comunes de Lima Metropolitana" seine "völlige Ablehnung und Empörung" zum Ausdruck
Angesichts der Ignoranz der Regierung bringt das "Red de Ollas Comunes de Lima Metropolitana" seine "völlige Ablehnung und Empörung" zum Ausdruck

Lima. Peru befindet sich in einer schweren Ernährungskrise. Dies geht aus den jüngsten Berichten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hervor.

Mit 51,7 Prozent der Bevölkerung, rund 17,6 Millionen Menschen, ohne regelmäßigen Zugang zu ausreichender Nahrung steht Peru im dritten Jahr in Folge an der Spitze der Länder Südamerikas.

Die FAO unterscheidet dabei zwischen mäßiger und schwerer Ernährungsunsicherheit. Rund sechs Millionen Peruaner:innen, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, sind von der schweren Form betroffen und müssen regelmäßig ohne Nahrung auskommen, was vor allem Kinder und ältere Menschen gefährdet.

Offizielle Daten des Nationalen Statistikinstituts (INEI) für das erste Halbjahr 2024 zeigen einen Anstieg der chronischen Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren von 11,5 Prozent im Jahr 2023 auf 12,2 Prozent.

Die Ernährungswissenschaftlerin Jessica Huamán betont, dass diese Zahlen besonders alarmierend seien, da chronische Unterernährung in den ersten drei Lebensjahren zu Langzeitschäden im Gehirn führen könne.

Präsidentin Dina Boluarte reagiert ausweichend und betont den Status Perus als "Hauptstadt der Weltgastronomie", was von sozialen Organisationen scharf kritisiert wird. Sie werfen der Regierung vor, die gravierenden sozialen Probleme des Landes zu ignorieren und an einem Modell der "Verarmung durch Wachstum" festzuhalten, das die Ungleichheiten verschärft habe.

Die Ernährungsunsicherheit muss im Zusammenhang mit dem Anstieg der Armut im Land gesehen werden: Zwischen 2022 und 2023 ist der Anteil der armen Bevölkerung von 27,5 Prozent auf 29 Prozent gestiegen, was etwa 9,8 Millionen Menschen entspricht. Auch die extreme Armut hat zugenommen und betrifft nun 1,9 Millionen Menschen. Ein weiterer Faktor ist der steigende Preis für gesunde Nahrungsmittel. Dieser ist seit 2017 von etwa 3,28 Dollar pro Tag auf 4,00 Dollar gestiegen.

Trotz dieser besorgniserregenden Zahlen bestritt Landwirtschaftsminister Angel Manero, dass es in Peru Hunger gebe.

Das Netzwerk der Suppenküchen der Metropolregion Lima kritisiert Maneros Äußerungen als "beschämend". Ihr Aufruf, sich für die Ernährungssicherheit im Land einzusetzen, wird wiederum von Präsidentin Boluarte als "ideologisch aufgeladen" abgetan.

Während Minister Manero im Kongress davon spricht, dass "wenn die Menschen Hunger spüren, sie anfangen zu reagieren, sie anfangen, die Dinge zu verbessern", rief Boluarte in einer öffentlichen Rede die "lieben Schwestern der Suppenküchen" auf, sich nicht an Demonstrationen zu beteiligen. "Ihr müsst nicht auf die Straße gehen, lasst uns reden und den Dialog suchen", so die Präsidentin.