Machtkampf in der MAS-Partei: Boliviens Krise verlagert sich auf die Straßen

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Protestmarsch auf dem Weg nach La Paz
Protestmarsch auf dem Weg nach La Paz

La Paz. Die wachsende Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Regierung und interne Konflikte innerhalb der MAS führen zu einer neuen Protestwelle in Bolivien.

Am Dienstag startete in Caracollo im Departamento Oruro ein "Marsch zur Rettung Boliviens" in Richtung der rund 200 Kilometer entfernten Hauptstadt La Paz.
Die Anhänger des Ex-Präsidenten Evo Morales organisieren den Marsch, um seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2025 trotz der verfassungsmäßig begrenzten Amtszeit weiter zu unterstützen.

Neben innerparteilichen Machtkämpfen ist die Wirtschaftskrise des Landes ein Hauptgrund für die Mobilisierungen. Diese ist durch Inflation, Treibstoff- und Rohstoffknappheit geprägt, was Sektoren wie Transport und Landwirtschaft besonders stark trifft. Die Verknappung des US-Dollars und die jüngsten Waldbrände verschärfen die Situation zusätzlich.

Bereits am ersten Tag kam es in Vila Vila zu Zusammenstößen mit Anhänger:innen von Präsident Arce, die den Marsch blockieren wollten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mindestens 26 Verletzten.

Nach dem ersten Tag des Protestmarsches verkündete Morales auf X, dass er sich zunächst zurückziehen werde. Er betonte, damit zeigen zu wollen, dass der Marsch nicht ihm, sondern dem "Volk" gehöre, das auf die Krise im Land reagiere. Nachdem die Teile der MAS, die den Marsch organisiert haben, öffentlich erklärten, dass sie Morales' Teilnahme unterstützen, nahm er seine Entscheidung zurück.

Die Regierung hatte scharf auf die Proteste reagiert. So nannte Innenminister Eduardo del Castillo den Marsch auf X einen "Marsch des Todes" und drohte Morales mit den Worten: "Diejenigen, die in den letzten Jahren putschen wollten, sitzen jetzt hinter Gittern" und verweist damit auf rechtliche Konsequenzen, falls es zu illegalen Handlungen komme, die die Regierung angreifen wolle.

Die Bürgermeisterin von El Alto, Eva Copa, forderte Morales auf, "um Erlaubnis zu fragen", wenn er durch El Alto marschieren wolle. Die Landarbeiter- und Kleinbauerngewerkschaft CSUTCB kündigte für Sonntag eine Demonstration zur "Verteidigung der Demokratie" und zur Unterstützung der Regierung in El Alto an. Diese soll einen Tag vor der geplanten Ankunft des Marsches stattfinden. In der Ankündigung wurde auch die Gewalt in Vila Vila verurteilt.

Bereits seit Montag kommt es zu mehreren Straßenblockaden in der Region La Paz. Diese folgen dem Aufruf der indigenen Gruppe Ponchos Rojos. Sie fordern Arces Rücktritt, da sie ihn für die wirtschaftliche Lage verantwortlich machen. Vertreter der Gruppe betonen jedoch, dass ihre Proteste nichts mit Morales zu tun hätten. David Mamani, ein Sprecher der Ponchos Rojos, erklärte: "Diese Märsche unterstützen weder Evo noch Arce. Beide gehören der MAS an und beide ruinieren die Wirtschaft."

Nachdem ein Video in den Sozialen Netzwerken öffentlich wurde, wie eine kleine Gruppe der Ponchos Rojos in die Luft schießt, kündigte die Polizei Ermittlungen wegen des Einsatzes von Schusswaffen bei den Blockaden an.