La Paz. Die Regierung von Bolivien beschuldigt den ehemaligen Präsidenten Evo Morales des versuchten Mordes. Er habe aus seinem Fahrzeug auf Polizeibeamte an einem Kontrollpunkt auf der Straße durch den Chapare, das Kokaanbaugebiet von Cochabamba, geschossen. Nach Darstellung des Ex-Präsidenten gab es hingegen am Sonntag ein Attentat auf ihn (amerika21 berichtete).
Laut dem bolivianischen Regierungsminister Eduardo del Castillo war Morales in eine Routinekontrolle der Polizei geraten. Die Beamten hätten sich als Polizisten ausgewiesen und das Fahrzeug aufgefordert, langsamer zu fahren. Daraufhin seien aus Morales' Wagen Schüsse auf die Polizisten und deren Fahrzeuge abgefeuert worden. Bei der Flucht habe das Auto einen Polizisten überfahren und ihm das Bein gebrochen, so der Minister bei einer Pressekonferenz. Ein Polizeifahrzeug habe die Verfolgung aufgenommen, sei von Kugeln getroffen worden und habe daraufhin Unterstützung vom Militär in einer nahegelegenen Kaserne angefordert.
Ein Polizist sei bei dem Schusswechsel gestorben, ein weiterer verwundet worden. Morales selbst entkam unverletzt, sein Fahrer erlitt Verletzungen am Hinterkopf und am Arm.
Auch der lateinamerikanische TV-Sender Telesur berichtet, dass das Feuergefecht, bei dem es zu Schüssen gegen Morales kam, eine Reaktion der Polizeibeamten auf einen Angriff aus den Fahrzeugen des Politikers war, die versucht hatten, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen.
Kurz vor der Pressekonferenz des Regierungsministers prangerte Morales über seine sozialen Netzwerke an, dass Castillo versuche, "die Aufmerksamkeit von dem kriminellen Angriff auf unser Leben abzulenken".
Nach Angaben von Castillo wird nun gegen Morales ermittelt. Für die Version der Regierung sprächen auch Aussagen von Morales selbst, berichtet die staatliche bolivianische Nachrichtenagentur ABI. Er habe bei zwei Gelegenheiten zugegeben, auf die Reifen eines der Fahrzeuge geschossen zu haben, die ihn verfolgt hätten, jedoch später seine Version geändert.
Die am Schusswechsel beteiligten Fahrzeuge wurden noch am Sonntag von Anhängern Morales' aus der Militäreinheit entwendet. Kurz darauf setzten sie diese in Brand. Castillo sagte, dass Morales "seinen Leuten" die Zerstörung befohlen habe.
Auf verschiedenen Straßen des Landes haben die Anhänger von Morales indes ihre Präsenz bei den Blockaden vervielfacht, die nun bereits den fünfzehnten Tag in Folge aufrechterhalten werden. In einigen Orten wie Cochabamba ist die Polizei gewaltsam gegen die Proteste vorgegangen.