Tausende Vertriebene in Chiapas wegen Angriffen bewaffneter Gruppen

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Stellungnahme zum Konflikt in Pantelhó, Chiapas: "Angesichts der zunehmenden Gewalt ist der Schutz indigener Gemeinschaften dringend notwendig"
Stellungnahme zum Konflikt in Pantelhó, Chiapas: "Angesichts der zunehmenden Gewalt ist der Schutz indigener Gemeinschaften dringend notwendig"

Tuxla Gutiérrez. Bewaffnete Gruppen haben in der vergangenen Woche mehrere Gemeinden im Bezirk Pantheló im Hochland des Bundesstaates Chiapas massiv angegriffen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Fray Bartolomé de las Casas (Frayba) wurden dabei mehr als 3.400 Indigene in Pantelhó gewaltsam vertrieben.

Mexikanische Menschenrechtsorganisationen prangerten daraufhin die zunehmende Gewalt und humanitäre Krise in Chiapas an und forderten die Regierung zum Handeln auf. Bundespolizei und Nationalgarde rückten am Wochenende in den Hauptort des Bezirks ein.

Hintergrund der Gewalt sind Kämpfe zwischen den bewaffneten Strukturen Los Herrera, denen Verbindungen zu kriminellen Gruppen und Drogenkartellen nachgesagt werden, und El Machete. Letztere soll 2021 als Reaktion auf Los Herrera entstanden sein. Laut Frayba feuerten die "Herreras" am 3. und 4. Dezember mit hochkalibrigen Waffen und zündeten Bomben in mehreren Gemeinden. Sie brannten Häuser nieder, terrorisierten die lokale Bevölkerung und vertrieben sie. Als Reaktion darauf besetzte El Machete den Hauptort des Bezirks und verließ sie aber wieder, als die Sicherheitskräfte eintrafen.

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Nach Angaben von Front Line Defenders und der Core Group of Indigenous Peoples Rights International (IPRI) sind vor allem Angehörige der Tzotzil-Maya von den Angriffen, Zwangsvertreibungen und Brandstiftungen betroffen. Die Folgen der anhaltenden Angriffe seien katastrophal, so die Organisationen, da vielerorts grundlegende Dienstleistungen wie medizinische Versorgung oder Transportmittel fehlten. Zudem habe die Zivilbevölkerung keinen Zugang zu ihrem Territorium und ihren Anbaugebieten. Auch der Strom sei in Pantelhó zeitweise ausgefallen.

Die Diözese San Cristóbal de las Casas warnte, dass die Gewalt bereits auf andere Gemeinden übergegriffen habe und sich das Hochland von Chiapas in ein "grausames Schlachtfeld" verwandeln könne. Viele Menschen trauten sich aus Angst vor den Konflikten vor ihrer Haustür nicht mehr aus dem Haus.

In einem gemeinsamen Papier forderten die Organisationen die mexikanische Regierung auf, gegen die gewaltsamen Vertreibungen vorzugehen, die Betroffenen umfassend zu unterstützen und die Sicherheit in der Region wiederherzustellen. Zudem sei es wichtig, in den indigenen Gemeinden, die dies wünschen, Räume für Reflexion, Dialog und Ausbildung zur Friedenskonsolidierung zu schaffen. Dabei müssen die kollektiven Rechte der Gemeinschaften wie Autonomie und Selbstbestimmung respektiert werden.