Chile / Umwelt / Wirtschaft

Chile: Umweltaufsicht lastet Anglo American schwere Umweltvergehen an

los_bronces.jpg

Protest gegen Kupfermine in Chile
Protest gegen Erweiterung der Kupfermine Los Bronces, Eigentum von Anglo American

Santiago. Gegen den Tagebau Los Bronces in Chile wird wegen insgesamt vier Umweltvergehen ermittelt. In dem Bergwerk wird Kupfer und Molybdän gefördert. Er liegt auf etwa 3.500 Meter Höhe in den Anden und gehört zu der Verwaltung der Gemeinde Lo Barnechea in der Zentralregion.

Die Ermittlungen richten sich gegen den Betreiber Anglo American Sur mit Sitz in London als Hauptanteilseigner. Allerdings ist der staatliche Kupfergigant Codelco mit zehn Prozent und einem Direktor an der Firma beteiligt.

Los Bronces ist ein Tagebau, in dem bereits seit 1876 unter Einsatz primitivster Mittel, Muskelkraft und Tragetieren, in der schneefreien Zeit Kupfer abgebaut wurde. Im Laufe der Jahre wurde der Abbau industrialisiert, die Erweiterung der Produktion wurde erst 2004 unter hohen Umweltauflagen genehmigt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch umfangreiche Kontrollmechanismen vereinbart. In der Vergangenheit waren bereits Mängel festgestellt und Abmahnungen ausgesprochen worden.

Trotz wiederholten Kontrollen wurden wieder gravierende Verstöße gegen die Umweltauflagen aus dem Genehmigungsverfahren festgestellt. Die vier benannten Mängel werden gemäß ihrer Schwere von leicht bis sehr schwerwiegend eingestuft. Dem Betreiber drohen hohen Geldstrafen und im äußersten Fall sogar der Entzug der Betriebsgenehmigung.

Auf einer Abraumhalde für totes Gestein wurde unkontrollierter Säureabfluss festgestellt. Um das Kupfer aus dem Roherz herauszulösen, werden Säuren eingesetzt, die dann zum Teil mit dem ausgelaugten Totgestein auf Deponien landen. Da das Problem schon früher beanstandet und nicht abgestellt wurde, ist dieses Vergehen nun als besonders schwerwiegend eingestuft.

Sie interessieren sich für das Geschehen im globalen Süden?

Wir versorgen Sie mit Nachrichten und Hintergründen aus Lateinamerika. Unterstützen Sie uns mit einer Spende.

Als ebenso schwere Verfehlung wird ein undichtes Absetzbecken benannt. Die wässrige Lösung aus dem Veredlungsprozess enthält noch einen nicht verwertbaren Anteil an Feststoffen. Um diese abzutrennen kommt die Brühe in ein Absetzbecken unter freiem Himmel. Dieses gängige und nicht unbedingt gefährliche Verfahren kann durch unkontrolliertes Sickerwasser jedoch Oberflächenwasser und Flora verunreinigen.

Die letzte Verfehlung bezieht sich auf die mangelhafte oder nicht zeitgerechte Übermittlung der festgelegten Überwachungsdaten an die Umweltaufsicht SMA.

Eine Art Bußgeldkatalog regelt die fälligen Strafen gemäß dem festgestellten Problem. Im günstigsten Fall gibt es eine Abmahnung und Geldstrafen für die Betreiber. Im schwerwiegendsten Fall werden etwa 17 Millionen Euro Strafe fällig und zusätzlich kann es zum Entzug der Betriebserlaubnis kommen. Dies wäre zum Beispiel im Fall des Säureabflusses aus der Abraumhalde möglich.

Jetzt bleiben Anglo American 15 Werktage, um ein Compliance-Programm vorzulegen und 22 Tage, um sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen.

In einer Pressemitteilung teilte die Firma inzwischen mit, bereits an der Beseitigung der Probleme zu arbeiten. Es seien auch Genehmigungsverfahren anhängig, um Maßnahmen ergreifen zu können, mit denen alle Umweltauflagen erfüllt werden könnten.