Kuba würdigt den früheren US-Präsidenten Carter

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James Carter mit dem ehemaligen kubanischen Präsidenten Fidel Castro
James Carter mit dem ehemaligen kubanischen Präsidenten Fidel Castro

Havanna/Caracas et al. Anlässlich des Todes des ehemaligen Präsidenten James "Jimmy" Carter hat der Präsident Kubas, Miguel Díaz-Canel, seiner Familie, dem Volk und der Regierung der USA sein Beileid ausgesprochen. Carter verstarb am Sonntag im Alter von 100 Jahren. Er war von 1977 bis 1981 der 39. Präsident der USA.

Díaz-Canel schrieb: "Unser Volk wird sich mit Dankbarkeit an seine Bemühungen um die Verbesserung der Beziehungen, seine Besuche in Kuba und sein Eintreten für die Freiheit Los Cinco erinnern". Die lange in den USA inhaftierten fünf Kubaner hatten im Auftrag ihrer Regierung Informationen über gegen ihr Land gerichtete Aktivitäten in Miami aufgeklärt. Auch das kubanische Außenministerium sprach seine Anerkennung und seinen Respekt für Carters Bemühungen "für eine konstruktive Beziehung zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten" aus.

Carters Politik in Lateinamerika war offiziell auf Menschenrechte, demokratische Werte und multilaterale Zusammenarbeit ausgerichtet. Er verfolgte einen kritischen Ansatz gegenüber den Diktaturen in Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay, setzte Waffenlieferungen aus und verhängte Sanktionen. Auch Waffenlieferungen an Guatemala stellte er 1977 während der Bürgerkrieges vorrübergehend ein. Carter stieß trotz einer starken demokratischen Mehrheit im Kongress mit seinem sachlichen und dialogbereiten Vorgehen in seinem Land jedoch auf starke Widerstände.

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Während seiner Amtszeit bereitete Carter die Übergabe des von den USA und Kolumbien zu Ende gebauten und verwalteten Panamakanals an Panama zum 14. Dezember 1999 vor. Dafür lobte ihn nun der panamaische Präsident Jose Mulino, denn dieser habe seinem Land geholfen, "volle Souveränität" zu erlangen. Auch beendete Carter die Unterstützung des nicaraguanischen Machthabers Anastasio Somoza, der dann 1979 von den linksgerichteten Sandinisten gestürzt werden konnte.

Nach seiner Amtszeit setzte Carter seine auf Dialog zielende internationale Tätigkeit noch aktiver fort und erhielt 2002 den Friedensnobelpreis. Im selben Jahr besuchte er Havanna und forderte ein Ende der Blockade gegen Kuba. Später, im Jahr 2011, kehrte er noch einmal nach Kuba zurück und lehnte die Existenz des US-Gefängnisses auf dem Marinestützpunkt Guantánamo ab. 2012 war er als internationaler Wahlbeobachter in Venezuela tätig und lobte die bolivarische Nation für ihr elektronisches Wahlsystem (amerika 21 berichtete): "Von den 92 Wahlen, die wir [Carter Center] beobachtet haben, würde ich sagen, dass der Wahlprozess in Venezuela der beste der Welt ist." 

Die venezolanische Regierung kondolierte zum Tod Carters und erklärte: "Der ehemalige Präsident Carter war ein Mann, der sich nachweislich für den Frieden und den Dialog eingesetzt hat, was er durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu den Präsidenten Hugo Chávez und Nicolás Maduro unter Beweis gestellt hat". Er habe dazu beigetragen, die Destabilisierungsversuche der extremen Rechten und den Putsch zu zerschlagen, wofür Venezuela ihm dankbar sei. Weiter heißt es in der Erklärung aus Caracas: "In einer Zeit, in der die Welt mit einer globalen Führungskrise konfrontiert ist, sollte das Andenken an Jimmy Carter als Mahnung dienen, dass die Werte des Friedens, der Demokratie, der Selbstbestimmung der Völker und der Gerechtigkeit immer Vorrang haben müssen."