Brasília. Im brasilianischen Amazonas-Regenwald sind Regierungsdaten zufolge im Jahr 2024 die Brände auf die höchste Anzahl seit 17 Jahren gestiegen.
Nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) von Anfang 2025 erfassten Satellitenbilder im vergangenen Jahr allein in Amazonien 140.328 Brände, 42 Prozent mehr als 2023. Dies sind meisten seit 2007, als 186.463 Waldbrände registriert wurden. Die verbrannte Fläche war laut Deutscher Welle zehnmal so groß wie die durch Abholzung vernichtete Waldfläche.
Neben Amazonien waren besonders die Biome Cerrado-Savanne und das Feuchtgebiet Pantanal betroffen, wo die Agrarindustrie (Soja, Mais, Zuckerrohr, Baumwolle) und die großbetriebliche Rinderzucht vordringen. Insgesamt verzeichnete das INPE in 2024 über 278.000 Brandherde im gesamten brasilianischen Bundesgebiet. Das entspricht einer Zunahme um über 46 Prozent gegenüber 2023.
Dem Klimabeobachtungsdienst "Copernicus Atmospheric Monitoring Service" der Europäischen Union zufolge hat in 2024 eine schwere Dürre die Waldbrände in Südamerika weiter angefacht. Seit Mitte 2023 herrscht in der Amazonasregion eine Dürre, die auf den Klimawandel und das El-Niño-Wärmephänomen zurückgeführt wird. Dies trug dazu bei, die Bedingungen für die Flut von Bränden zu schaffen. Aber laut Expert:innen wurden die meisten Brände vorsätzlich gelegt, um Land für die Landwirtschaft zu roden.
Dichte Rauchschwaden bedeckten 2024 zeitweise Großstädte wie Brasília, Rio de Janeiro und São Paulo und sorgten für wochenlange Luftverschmutzung.
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Mit kumuliert fast 30 Millionen Hektar verbrannter Fläche bis 2024 steht Brasilien vor einer gigantischen Umweltkatastrophe. Wissenschaftler:innen warnen, dass die fortgesetzte Abholzung den Amazonaswald an einen Kipp-Punkt bringt, an dem er mehr Kohlenstoff ausstößt als er aufnimmt, was den Klimawandel beschleunigt.
Der Direktor von Amazon Watch, Andrew Miller, wies darauf hin, dass die Brände und die Dürre von 2024 unheilvolle Indikatoren dafür sein könnten, dass der gefürchtete ökologische Kipppunkt erreicht werde. Eine Studie des Serrapilheira-Instituts stellte einen Rückgang der Kohlendioxid (CO₂)-Speicherkapazität der Vegetationsbiomasse in Wäldern, die wiederholt von Bränden betroffen waren, um bis zu 68 Prozent fest.
Fernando Elias, Wissenschaftler an der Bundesuniversität für Agrar- und Umweltstudien von Amazonien zufolge, werde der Amazonas-Regenwald zu einem ärmeren Sekundärwald mit geringerem Kohlenstoffvorrat und mit weniger biologischer Vielfalt. Ein Rückgang von fast 70 Prozent sei dokumentiert.
Trotz der hohen Zahl der Brände gibt es laut INPE Anzeichen dafür, dass die Gesamtfläche, die von Entwaldung (einschließlich Abholzung) betroffen war, nach dem Ende der Amtszeit von Präsident Jair Bolsonaro erstmals seit Jahren zurückgegangen ist.
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Erhaltung des Amazonasgebiets zu einer Priorität gemacht. Seine Regierung wird im November dieses Jahres Gastgeber der UN-Klimakonferenz COP30 in der Stadt Belém sein.