Ecuador / Politik

Ecuador: Kandidat:innen um Präsidentschaft debattieren live

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Die Kandidat:innen während der Präsidentschaftsdebatte
Die Kandidat:innen während der Präsidentschaftsdebatte

Quito. Neun Millionen Ecuadorianer:innen haben am 19. Januar den Schlagabtausch zwischen 15 der 16 Kandidat:innen um das Amt des Staatsoberhaupts in den Medien verfolgt. Die beiden klaren Favorit:innen, Präsident Daniel Noboa und Luisa González, die ihm bei der letzten Wahl in der zweiten Runde unterlag, trafen nicht direkt aufeinander. Das Los hatte entschieden, dass sie in unterschiedlichen Gruppen während der Debatte antreten sollten.

González kündigte während der Debatte an, im Falle ihres Sieges gegen die Korruption in den Behörden zu kämpfen und dafür u.a. Künstliche Intelligenz einzusetzen. Außerdem will sie die Sicherheit im Land verbessern und gegen kriminelle Gruppen vorgehen. Noboa warb für seine Wiederwahl ebenfalls mit dem Versprechen auf mehr Sicherheit und damit den "Krieg" gegen das organisierte Verbrechen fortzuführen. Er verwies darauf, dass während seiner Präsidentschaft die Anzahl der Morde um 15 Prozent abgenommen habe. Weiterhin kündigte er an, dass die Wirtschaft aufgrund seiner Reformen des vergangenen Jahres wachsen werde.

Das Format der Debatte wurden von verschiedenen Seiten kritisiert, da den Kandidat:innen kaum Zeit gelassen wurde, in Details zu gehen. So hatten sie anfangs nur 25 Sekunden Zeit, um sich und ihr Programm vorzustellen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass es dem Meinungsforschungsinstitut Comunicaliza zufolge nicht möglich ist, von einem/einer klaren Gewinner:in zu sprechen.

Andrés Jaramillo, Geschäftsführer der Kommunikationsberatung Content Manager Ecuador, kam zu dem Schluss, dass sowohl Noboa als auch González es geschafft hätten, "keine Fehler zu machen und keine sicheren Stimmen zu verlieren". Seine Analyse ergab, dass Noboas Auftritt 41,9 Prozent positive und 12,9 Prozent neutrale Resonanz innerhalb von 24 Stunden im Internet erzielte. Damit lag er knapp vor González mit 40,3 bzw. 14,9 Prozent.

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Jaramillo zufolge hätten es jedoch auch andere Kandidat:innen geschafft, "dem Land eine Vision von dem zu vermitteln, was sie sind und was sie versprechen". Dazu zählt er unter anderem Jimmy Jairala von der mitte-links ausgerichteten Partei Demokratisches Zentrum. Andrea González, die für die rechte Patriotische Gesellschaft kandidiert, sowie Leonidas Iza von der Pachakutik-Partei, die die Interessen der indigenen Bevölkerung vertritt. Alle von ihnen erhielten mindestens 25 Prozent positive Resonanz.

Noboa und Gonzalez dürften dennoch für sie alle uneinholbar sein. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Informe Confidencial führt Noboa mit 37 Prozent vor González, die auf 32 Prozent kommt. Alle anderen Kandidat:innen bewegen sich im einstelligen Prozentbereich. Informe Confidencial zufolge profitiert Noboa außerdem davon, dass seine Gegner:innen zersplittert seien. Er könne daher möglicherweise in der ersten Runde gewinnen.

Zu einem anderen Ergebnis kommt eine Umfrage der argentinischen Forscherin Shila Vilker. Ihr zufolge liegt González mit 48 Prozent vor Noboa, der 40 Prozent erreicht. 41 Prozent der Befragten sagten aus, dass sie niemals für González stimmen würden und 53 Prozent sagten dasselbe über Noboa. Bei einer potentiellen zweiten Runde bei den Wahlen könnte dies ein wichtiger Faktor sein. Eine Stichwahl findet statt, wenn keine:r der Kandidat:innen über 50 Prozent der Stimmen in der ersten Runde erhält. Es reichen auch 40 Prozent, wenn der Vorsprung vor dem:der Zweitplatzierten bei mindestens 10 Prozent liegt.

Das Zünglein an der Waage könnten die noch unentschlossenen Wähler:innen sein. Vilker zufolge sollen 7,5 Prozent der Wähler:innen noch nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben werden.