Kolumbien / Politik

Mutmaßlicher italienischer Mafiaboss Dollarino in Kolumbien verhaftet

1024px-vittime_mafia_emanuele_piazza.jpg

Einige der führenden Köpfe der Cosa Nostra. Immer wieder werden Verbindungspersonen der Mafia zwischen Italien und Lateinamerika festgenommen
Einige der führenden Köpfe der Cosa Nostra. Immer wieder werden Verbindungspersonen der Mafia zwischen Italien und Lateinamerika festgenommen

Cartagena. Am 18. März haben die kolumbianischen Behörden in Cartagena Emanuele Gregorini, alias Dollarino, festgenommen – einen der mutmaßlichen führenden Köpfe der italienischen Mafia in Lateinamerika.

Laut Europol und Interpol wurde er in mehreren Ländern wegen Drogenhandels, Erpressung, illegalen Waffenhandels und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation gesucht.

Gregorinis Festnahme erfolgte im Rahmen einer gemeinsamen Operation der kolumbianischen Nationalpolizei und europäischer Sicherheitsbehörden. Er gilt als einflussreiche Figur innerhalb des sogenannten Lombardischen Mafiasyndikats, eines Netzwerks, das mehrere kriminelle Organisationen vereinen soll. Dazu zählen die Camorra, die Cosa Nostra und die ’Ndrangheta, die den Kokainhandel in Europa kontrolliere.

Italiens Mafiaorganisationen haben laut Berichten des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ihre Präsenz in Kolumbien, insbesondere im Kokainhandel, stark ausgebaut. Die ’Ndrangheta unterhält demnach operative Strukturen in Lateinamerika, um Schmuggelrouten zu kontrollieren und Geld zu waschen.

Gemäß Ermittlungen haben diese kriminellen Netzwerke direkte Beziehungen zu kolumbianischen Produzenten aufgebaut und Zwischenhändler ausgeschaltet, um den europäischen Markt effizienter zu beliefern. Die Demobilisierung der Farc- Guerilla im Jahr 2016 habe ihre Expansion entlang der Drogenhandelsrouten erleichtert.

Ohne Moos nix los

Ihnen gefällt die Berichterstattung von amerika21? Damit wir weitermachen können, brauchen wir Ihre Unterstützung.

Die ’Ndrangheta sei bereits seit Ende der 1990er Jahre in Kolumbien aktiv und arbeite mit lokalen Kartellen zusammen. Europol zufolge kontrolliert sie einen erheblichen Teil des Kokainflusses nach Europa. Auch die Camorra habe sich in Medellín etabliert, wo sie durch ein Netzwerk von Scheinfirmen und gefälschten Dokumenten den Drogenhandel beeinflusse.

2020 deckte die Sendung Report Verbindungen von Kandidaten der Partei Fratelli d'Italia zur ’Ndrangheta auf. Zudem war der Ex-Abgeordnete Pasquale Maietta in einen Geldwäscheskandal über 200 Millionen Euro verwickelt.

Bei der italienischen Parlamentswahl am 25. September 2022 wurde Fratelli d'Italia mit ihrer Vorsitzenden Giorgia Meloni als Spitzenkandidatin mit rund 26 Prozent stärkste Kraft. Ministerpräsidentin Meloni bestritt jegliche Mafia-Verbindungen ihrer Partei, doch die Vorfälle verstärkten die Forderung nach strengeren Kontrollen.

Interpol und die UNODC haben betont, dass die internationale Zusammenarbeit weiterhin der Schlüssel im Kampf gegen kriminelle Netzwerke sei, während die Behörden ihre Bemühungen zur Zerschlagung der Mafia-Infrastruktur in Europa und Lateinamerika fortsetzen.