Guatemala-Stadt/Chimaltemango. Guatemalas Regierung will im April mit einem großangelegten Stipendienprogramm starten. Schwerpunkt des Programms unter dem Motto "Stipendien für unsere Zukunft" (Becas por Nuestro Futuro) soll die Universitätsbildung sein.
Dies gab Carlos Mendoza, Sekretär der Segeplan, auf einer Pressekonferenz am Montag bekannt. Segeplan (Planificación y Programación de la Presidencia) ist ein dem jeweiligen Staatspräsidenten unterstelltes Programm für soziale Entwicklung in Guatemala und besteht in dieser Form seit 1997.
Am heutigen Donnerstag soll der Fonds in der Schule Pedro Molina im Departamento Chimaltenango im Beisein von Staatspräsident Bernardo Arévalo eingeweiht werden. Ab sofort können Stipendien beantragt werden. Das Programm gehe zurück auf ein Versprechen, das Arévalo bei seiner Rede zum 80. Jahrestag der Revolution am 20. Oktober 2024 gegeben habe, erklärte Mendoza.
Der Stipendienfonds wurde am 11. März durch eine interne Vereinbarung im Sekretariat von Segeplan geschaffen, um dafür im Haushaltsbeschluss vorgesehene fünf Millionen Quetzales (etwa 600.000 Euro) zu erhalten, erläuterte er. Langfristig solle das Projekt über ein Budget von 245 Millionen Quetzales (circa 29,4 Millionen Euro) verfügen, finanziert über ein Kreditprogramm mit der Bank Crédito Hipotecario Nacional.
Zentrales Anliegen des Fonds sei es, den Zugang zu Hochschulbildung zu erweitern, wobei "ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen und Regionen mit weniger Bildungsangeboten Vorrang haben", wurde Mendoza in der Presse zitiert.
Stipendien können alle im Land lebenden Guatemalteken mit entsprechenden bisher erreichten Bildungsabschlüssen beantragen und müssen dabei Details zur ökonomischen Situation angeben.
Die Bildungssituation im Land ist seit langem kritisch. Zwar gab es in den vergangenen Jahren Fortschritte beim Zugang zur Grundschulbildung, die Alphabetisierungsrate lag 2022 aber noch bei nur 84 Prozent und damit deutlich unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt von 94 Prozent.
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Dazu kommen große regionale Unterschiede. So besuchten nach einer Studie aus dem Jahr 2022 rund 98 Prozent der Jungen und Mädchen in der Hauptstadt die sechsjährige Grundschule, im ländlichen Departamento Totonicapán waren es nur 84,8 Prozent der Jungen und 87,4 Prozent der Mädchen.
Deutlich kritischer sind die Zahlen im weiterführenden Bereich der Mittelstufe (Basica) vom siebten bis zum neunten Schuljahr. In der Hauptstadt besuchten etwa 80 Prozent der Jungen und Mädchen diese Schulform, in ländlichen Departamentos nur noch etwa ein Drittel.
Problematisch sind auch die Lernergebnisse. So erreichten 2022 nur 16,2 Prozent der Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse die Lernziele in Mathematik, in Lesen und Schreiben waren es 24,2 Prozent.
Eine Universität besuchen in Guatemala nur 2,6 Prozent der 18 bis 26-jährigen. Dazu kommt eine hohe Abbruchrate in den ersten zwei Universitätsjahren, häufig aus ökonomischen Gründen.
Die staatliche Universidad de San Carlos de Guatemala bietet kostenlosen Unterricht, für Vorbereitungskurse- und Anmeldungen sind allerdings Gebühren zu entrichten, Materialien müssen zudem selbst bezahlt werden. Der zentrale Campus befindet sich in der Hauptstadt, daneben gibt es Zweigstellen in den Departamentos, in denen aber nicht alle Fachrichtungen studiert werden können.
Daneben existieren verschiedene private Universitäten. Diese sind kostenpflichtig, einige bieten speziell auf Berufstätige auf dem zweiten Bildungsweg zugeschnittene Angebote für Wochenendkurse an.