Washington. Die US-Regierung hat Lizenzen zurückgezogen, die es Venezuela und Trinidad und Tobago sowie multinationalen Konzernen ermöglichen, zwei Offshore-Erdgasprojekte zu entwickeln.
Dies gab der Premierminister von Trinidad und Tobago, Stuart Young, am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Er bezeichnete die Entscheidung Washingtons als "enttäuschend, aber nicht unerwartet".
Die National Gas Company (NGC) des Karibiklandes sowie die ausländischen Partner BP und Shell haben demnach bis zum 27. Mai Zeit, ihre Geschäfte mit dem staatlichen Energieunternehmen Venezuelas, PDVSA, zu beenden.
Young fügte hinzu, dass er sich um ein Gespräch mit US-Außenminister Marco Rubio bemühen werde, um Projekte zu verteidigen, die als strategisch für Trinidad und Tobago angesehen werden. Er versicherte, dass seine Regierung über "Pläne B, C und D" verfüge. Port of Spain ist derzeit der größte lateinamerikanische Exporteur von Flüssigerdgas (LNG).
Bis Redaktionsschluss hatte die venezolanische Regierung noch keine Stellung zu der Entscheidung bezogen.
Die Aufhebung der Erdgas-Lizenzen folgt auf die jüngste Verschärfung der Wirtschaftssanktionen der USA gegen Venezuela. Der Ölkonzern Chevron, die europäischen Unternehmen Repsol, Eni und Maurel & Prom sowie Rohöl- und Bitumenimporteure aus Indien und den USA wurden aufgefordert, ihre Beteiligung am venezolanischen Energiesektor bis zum 27. Mai zu beenden.
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Die Regierung von Donald Trump drohte zudem kürzlich mit "Sekundärzöllen" auf Importe aus Ländern, die venezolanische Rohöl- oder Gasexporte erhalten.
Mit diesen verschärften Maßnahmen kehrt das Weiße Haus zu seiner "Politik des maximalen Drucks" gegen Caracas zurück, die sich insbesondere gegen die Ölindustrie richtet. Venezuela wurde mit finanziellen Sanktionen, einem Exportembargo, sekundären Sanktionen und weiteren Zwangsmaßnahmen belegt, die darauf abzielen, die wichtigste Einnahmequelle des Landes zu blockieren.
Die NGC von Trinidad hatte vom US-Finanzministerium grünes Licht für die Entwicklung von zwei Offshore-Erdgasprojekten erhalten. Für das Dragon-Feld mit einem Volumen von vier Billionen Kubikfuß (tcf), das vollständig in venezolanischen Gewässern liegt, erteilte PDVSA NGC und Shell eine 30-jährige Lizenz zur Gasförderung.
Darüber hinaus sollte das Cocuina-Manakin-Feld, dessen Reserven sich auf eine Billion Kubikfuß belaufen und zu 34 Prozent Venezuela und zu 66 Prozent Trinidad gehören, von BP im Rahmen eines 20-Jahres-Vertrags erschlossen werden.
Venezuela verfügt über 200 Billionen Kubikfuß zertifizierter Erdgasreserven, die größtenteils noch nicht erschlossen sind. Um Investitionen anzuziehen, bietet die Regierung von Nicolás Maduro ausländischen Unternehmen bei Erdgasprojekten vorteilhaftere Bedingungen als im Erdölsektor.
Das Joint Venture Cardón IV im Westen Venezuelas gehört zu gleichen Teilen Eni (Italien) und Repsol (Spanien). Am Dienstag erklärte der CEO von Eni, dass die Erdgasproduktion, die den heimischen Markt Venezuelas versorgt, fortgesetzt werde und dass das Unternehmen mit den US-Behörden über "Lösungen" spreche, um Zahlungen von PDVSA erhalten zu können.