Ecuador / Politik

Stichwahl in Ecuador: Noboa und Gonzalez beenden Wahlkampf

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González (oben, mitte) und Noboa im Endspurt des Wahlkampfs
González (oben, mitte) und Noboa im Endspurt des Wahlkampfs

Quito. Morgen entscheiden die Ecuadorianer:innen wer die:der nächste Präsident:in des Landes sein wird.

Der rechte Präsident Daniel Noboa und seine linksgerichtete Herausforderin Luisa González beendeten am Donnerstag mit großen Kundgebungen in der Küstenmetropole Guayaquil ihre Wahlkämpfe. Die Stichwahl ist notwendig, da keine:r der Kandidat:innen im ersten Wahlgang im Februar genügend Stimmen auf sich vereinen konnte.

Noboa präsentierte sich seinen Anhänger:innen in der Sportarena Coliseo Cerrado. Im Publikum hatten viele Personen Pappaufsteller des Präsidenten dabei, Symbol von Noboas Wahlkampf. In seiner Rede schoss er gegen González: "Am Sonntag muss man sich entscheiden: entweder Sozialismus oder Freiheit. Entweder vorwärts oder zurück".

Außerdem betonte er seine Anstrengungen im Kampf für die Sicherheit im Land. Ecuador habe "bereits einen Präsidenten, es hat bereits seinen Kämpfer [..] Die Menschen wollen einen echten Plan, sie wollen einen jungen Regierungschef, der sein Leben für sie riskiert hat" verkündete er.

Auf González' Abschlusskundgebung wurde hingegen die Unterstützung anderer Parteien und Organisationen gezeigt, die sie genießt. Dazu zählte unter anderem die Mittelinks-Partei Reto, die Sozialistische Partei Ecuadors und der Indigene Dachverband Conaie, deren Vorsitzender Guillermo Churuchumbi demonstrativ an González Seite trat.

Die Conaie bzw. deren politischer Arm Pachakutik hatten in der ersten Runde der Wahl ein gutes Ergebnis erzielt. González sicherte sich deren Unterstützung Ende März mit einem Abkommen (amerika21 berichtete). Beobachter:innen zufolge könnte dies der Schlüssel zum Gewinn der Wahlen sein.

Auch in ihrer Rede betonte González das Bild der Einheit: "Der Hass und die Konfrontation sind vorbei. Diese Einheit soll einen Fahrplan für die Entwicklung Ecuadors vorgeben."

Laut einer Umfrage von Comunicaliza von Anfang April liegt González bei 50,3 Prozent, Noboa bei 49,7 Prozent. Nach der Präsidentschaftsdebatte am 23. März waren 47,4 Prozent der Befragten der Meinung, González hätte diese gewonnen, 44,8 Prozent hingegen Noboa.

Noboa selbst verkündete in einem Interview Anfang April jedoch, dass er drei bis vier Prozentpunkte vor González liegen würde. El País meldet ebenfalls, dass Noboa einen leichten Vorsprung hätte und beruft sich dabei auf das Zentrum für Forschung und spezialisierte Studien.

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Der amtierende Präsident legte in seinem Wahlkampf einen Schwerpunkt auf das Thema Sicherheit. Die Gewalt im Land möchte er mit erhöhten Ausgaben für Armee und Polizei, mit Hochsicherheitsgefängnissen und ausländischer Unterstützung beenden. Außerdem möchte er das private Unternehmertum stärken und ausländische Investitionen fördern.

Außenpolitisch setzt er auf die Beziehungen zu den USA. Er suchte bereits in den letzten Monaten wiederholt die Nähe zu Donald Trump, er saß er in der ersten Reihe bei dessen Amtseinführung. Nach eigener Aussage fühlt er sich mit Trump verbunden.

González möchte die Gewalt im Land hingegen durch die eigenen Sicherheitskräfte beenden und kritisierte Noboa für sein Abkommen mit der US-amerikanischen Sicherheitsfirma Blackwater. Sie plant außerdem u.a. kostenlose Bildungsangebote, Unterstützung für alleinerziehende Mütter und ein freies Versammlungsrecht. Außenpolitisch will sie die Beziehungen zu Venezuela und Mexiko stärken, die unter Noboa schwer belastet wurden.

Für Aufsehen im Endspurt des Wahlkampfs sorgte am Dienstag die Aussage von Verónica Sarauz, Witwe von Fernando Villavicencio. Villavicencio war Kandidat im Präsidentschaftswahlkampf 2023 und wurde nach einer Kundgebung ermordet (amerika21 berichtete). Auch damals standen sich Noboa und González am Ende in einer Stichwahl gegenüber.

Sarauz zufolge sei sie damals durch die Generalstaatsanwältin Diana Salazar unter Druck gesetzt worden, damit sie Rafael Correa, Expräsident von Ecuador (2007-2017) und enger politischer Verbündeter von González, unterstelle, hinter dem Mord zu stecken.

Salazar selbst wird vorgeworfen, dass sie von der US-Regierung Geld erhalten habe. Diese habe durch die Instrumentalisierung des Mordes verhindern wollen, dass Ecuador erneut von einem:einer linken Präsident:in geführt werde (amerika21 berichtete).

Die Unterstellung einer Verbindung mit dem Mord an Villavicencio sorgte laut einigen Kommentator:innen dafür, dass González Noboa unterlag, obwohl sie davor in Umfragen geführt hatte.

Darauf bezog sich auch González, als sie am Mittwoch die Angelegenheit kommentierte: "Bei diesem Versuch haben sie unser Projekt nicht zerstört, sondern es angefacht. […] Heute kontern wir diese Tragödie, diese schändliche Strategie, mit einem historischen Einheitsprojekt."