"Mörderische und rassistische Polizei": Protest gegen den Tod eines Senegalesen in Brasilien

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"Brasilianische Polizei ist rassistisch": Protest von Senegalesen am Samstag
"Brasilianische Polizei ist rassistisch": Protest von Senegalesen am Samstag

São Paulo. Hunderte von senegalesischen Einwanderern sind am Samstag im Stadtteil Brás in São Paulo auf die Straße gegangen, um gegen den Tod von Ngange Mbaye zu protestieren. Der Protest endete damit, dass die Militärpolizei gegen die Demonstranten mit Tränengas vorging.

Der Straßenhändler wurde am Freitagnachmittag von einem Angehörigen der Militärpolizei in die Brust geschossen, nachdem die Beamten seine Waren beschlagnahmt hatten. Er wurde mit einem Krankenwagen in ein Hospital gebracht, überlebte aber nicht. Ngange Mbaye hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Die friedliche Demonstration der senegalesischen Gemeinschaft, von denen die meisten Straßenverkäufer wie Mbaye sind, zog durch die Straßen des Geschäftsviertels mit Rufen wie "mörderische und rassistische Polizei".

Mit einem Großaufgebot, darunter auch Beamte des Spezialeinsatzbataillons (BAEP) und der Reiterstaffel, begleitete die Polizei die Demonstration. Mit Schilden, Tränengasgranaten und Waffen trieben die Beamten die Menge schließlich auseinander, nachdem sie angeblich von einem Gegenstand getroffen worden waren. Bislang gibt es keine Berichte über Verletzte.

"Bis zum letzten Moment war alles in Ordnung. Sie haben uns dann mit Granaten, mit Elektroschockern, mit Pferden, angegriffen", erklärt die Schauspielerin und Aktivistin Mariama Bah, deren Familie in der Casamance-Region im Süden Senegals lebt.

"Wenn Brasilien nicht bereit ist, Einwanderer aufzunehmen oder ihnen die entsprechenden Bedingungen zu bieten, dann soll es das nicht tun. (...) Warum werden die Menschen nicht auf die gleiche Weise behandelt? Das senegalesische Volk will Respekt", rief Bah in ihrer Ansprache.

Während des Marsches, der auch von der Union der unabhängigen Straßenhändler von São Paulo organisiert wurde, hielten Senegalesen Plakate mit der Forderung nach Gerechtigkeit für Mbaye hoch.

Ali Kabae arbeitete zusammen mit ihm auf den Straßen von Brás. Er erklärt, warum er am Samstagmorgen auf die Straße ging. "Ich bin heute sehr traurig hierher gekommen, weil der Polizist gestern unseren Bruder getötet hat. Er war ein Arbeiter, kein Dieb. Er lebte seit über zehn Jahren hier. Die Polizei behandelt die Senegalesen wie Tiere."

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Nach Ansicht von Kabae steckt Rassismus hinter der Polizeiaktion, die seinen Freund das Leben kostete: "Alle Senegalesen sind hier und sind wütend. (...) Die Polizei hier in Brasilien mag Schwarze wirklich nicht."

Ein Video, das am Freitag in den sozialen Medien kursierte, zeigt, wie eine Gruppe von mindestens acht Polizeibeamten unvermittelt auf Mbaye zugeht und seine Waren beschlagnahmt. Der Senegalese hält den Wagen mit den Waren fest, um sich zu schützen, und wird von mehreren Polizisten mit einem Knüppel geschlagen. Mbaye setzte sich mit einer Eisenstange zur Wehr und versuchte, mit dem Wagen zu fliehen. In diesem Moment erschießt ihn einer der Polizeibeamten.

Bei der Demonstration waren auch brasilianische Straßenhändler anwesend, die sich mit Mbaye solidarisierten und gegen das brutale Vorgehen der Polizei protestierten. Eine der Anwesenden war Rita Silva, die kurz vor seinem Tod in der Nähe des Senegalesen gearbeitet hatte.

Sie ist auch der Meinung, dass das Vorgehen, das zum Tod des Einwanderers führte, rassistisch war. "Sie sind hinter Senegalesen her. Wenn es ein Brasilianer wäre, würden sie das nicht tun. Sie tun es, weil sie schwarz sind, weil sie aus dem Ausland gekommen sind. Das ist rassistisch."

In einer Erklärung, die Brasil de Fato zugesandt wurde, teilte das Staatssekretariat für öffentliche Sicherheit von São Paulo mit, dass die Militärpolizei eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet und den am Tod von Mbaye beteiligten Beamten aus dem Dienst entfernt habe.

Der Fall sei beim 8. Polizeibezirk als "Tod durch Polizeieinsatz und versuchter Mord registriert" und werde von der Abteilung für Mord und Personenschutz untersucht, heißt es darin weiter.

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