La Paz. Boliviens Regierung hat den Dokumentarfilm "¿Qué pasó el 26J?" (Was geschah am 26. Juni?) der Öffentlichkeit präsentiert, der die US-amerikanische Beteiligung an dem gescheiterten Militärputsch vom 26. Juni 2024 aufzeigt.
Die Dokumentation wurde vom Ministerium für Inneres produziert. Die Premiere fand im Hauptsitz der Zentralbank von Bolivien statt, in Anwesenheit des Präsidenten Luis Arce, des Vizepräsidenten David Choquehuanca, verschiedenen Ministern, gewählten Vertretern nationaler Behörden und Leitern sozialer Organisationen.
Die US-Beteiligung wurde vom ehemaligen Armeekommandanten und Anführer des gescheiterten Putsches, Juan José Zúñiga, aufgedeckt. Er gestand, dass die Geschäftsträgerin der US-Botschaft, Debra Hevia, während der Vorbereitungen ihr Interesse an einem Treffen bekundet hatte. Der Kontakt lief über Fernando Hamdan, Leiter einer nicht staatlichen Menschenrechtsorganisation.
Als weitere Personen, die mit US-Geheimdiensten konspirierten, werden Roberto "Ovejo" Vargas, ehemaliger Leiter der Infrastruktur und Sicherheit der US-Botschaft in La Paz, Sonam Liberman, stellvertretender Berater für Politik und Wirtschaft der US-Botschaft, und der sich in der Öffentlichkeit als Agent der CIA bezeichnende Erick Foronda, genannt. Wie aus den Veröffentlichungen hervorgeht, wurde für die Kommunikation neben den üblichen Kanälen auch eine spezielle App verwendet.
Der über einstündige Film, der auf mehr als 300 Aussagen von Beteiligten basiert, beschreibt auch die Planungen für den gescheiterten Putsch. Mit den ersten Vorbereitungen wurde demzufolge Ende März 2022 begonnen; als wichtigste Akteure werden Zúñiga und der Geheimdienstoffizier Leonel Elio Sanjinés genannt.
In Rahmen des Dokumentarfilms berichtet Zúñiga vom Ablauf des Putschversuchs, bei dem das Militärkommando mit Panzern versuchte, den Regierungssitz Casa Grande del Pueblo zu stürmen. Insgesamt sollen 16 Militäreinheiten mit 918 Soldaten beteiligt gewesen sein. Sie setzten dabei offenbar 438 Kriegswaffen, mehr als 23.000 Schuss Munition, 21 Lastwagen und 36 Militärfahrzeuge ein.
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Mindestens 14 Menschen waren bei dem Angriff verletzt worden, ein Teil von ihnen durch Schüsse. Fünf hochrangige Militärs, unter ihnen auch Zúñiga, waren am 1. August 2024 endgültig aus den bolivianischen Streitkräften entlassen worden (amerika21 berichtete).
Bei der Präsentation des Films bestätigte Innenminister Eduardo del Castillo am Freitag, dass fünf Haftbefehle im Zusammenhang mit dem gescheiterten Staatsstreich vorliegen.
Einer der Haftbefehle richtete sich gegen den Anwalt Jorge Valda, der in Santa Cruz festgenommen und zur Spezialeinheit zur Verbrechensbekämpfung nach La Paz überstellt wurde. Außerdem wurden der Luftwaffen-General im Ruhestand, Marco Bracamonte, und Bismark Imaña in Cochabamba sowie eine noch unbekannte Person festgenommen. Laut del Castillo befindet sich nun noch eine Person auf der Flucht vor der bolivianischen Justiz.
Schon Anfang Juli 2024 hatte die Staatsanwaltschaft über die Untersuchung des versuchten Staatsstreichs berichtet. Staatsanwalt Franklin Alborta hatte damals erklärt, dass gegen rund 30 Personen, Zivilisten und Militärs ermittelt werde und bezeichnete den Fall als "ziemlich komplex".
Boliviens Präsident Arce hatte kurz nach dem Ende des Putschversuchs bei einer internationalen Pressekonferenz berichtet, dass sich die Oberkommandierenden aller drei Truppengattungen beteiligt hätten (amerika21 berichtete).
Das US-Außenministerium erklärte dagegen laut dem bolivianischen Medium La Razón: "Die MAS-Regierung [Movimiento al Socialismo, dt.: Bewegung zum Sozialismus] weiß, dass ihre Behauptungen falsch sind; hören Sie auf, zu versuchen, die Vereinigten Staaten in die internen Machtkämpfe in Bolivien hineinzuziehen". Und weiter heißt es: "Wir unterstützen nachdrücklich die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit, was das bolivianische Volk und die bolivianische Regierung wissen".