Quito. Der rechtsgerichtete Daniel Noboa soll mit "unumkehrbarer Tendenz" und einem Vorsprung von zwölf Prozentpunkten die Präsidentschaftswahl gewonnen haben. Dies verkündete Diana Atamaint, Vorsitzende des Nationalen Wahlrates (CNE), nach Auszählung von über 90 Prozent der Stimmen, etwa zwei Stunden nachdem die Wahllokale gestern geschlossen wurden.
Im weiteren Verlauf des Wahlabends stabilisierte sich der Vorsprung. Für Noboa stimmten nach Medienangaben bei gut 94 Prozent ausgezählter Stimmen 56 Prozent, seine Gegenkandidatin, die linke Politikerin Luisa González, erhielt 44 Prozent.
González bezeichnete das Ergebnis vor ihren Anhänger:innen als den "groteskesten Betrug in der Geschichte des Landes". Sie erklärte, dass sie das Ergebnis anfechten werde. "Ich weigere mich zu glauben, dass es ein Volk gibt, das die Lüge der Wahrheit vorzieht", so González.
Noboa hingegen sagte, dass es "keinen Zweifel" gebe, wer die Wahl gewonnen habe und sprach von einem "historischen Sieg". Er fügte hinzu: "Ecuador verändert sich, es hat bereits einen anderen Weg gewählt: Dieser wird dazu führen, dass unsere Kinder besser leben als wir, dass künftige Generationen ein würdigeres Leben führen".
Wahlbeobachter:innen aus der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten vermeldeten keine Unregelmäßigkeiten. Der CNE bezeichnete den Tag als ruhig und transparent.
Dem Wahlrat zufolge lag die Wahlbeteiligung bei 83 Prozent. Damit war sie auf einem vergleichbaren Level wie im ersten Wahlgang im Februar. Dabei war es keine:r Kandidat:in gelungen, die nötige Menge an Stimmen auf sich zu vereinen, daher kam es zur Stichwahl.
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Die Wahl fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Am Samstag hatte Noboa in sieben Provinzen und der Hauptstadt Quito der Ausnahmezustand verhängt. 100.000 Sicherheitskräfte aus Polizei und Militär waren im Einsatz.
Ein zentrales Wahlversprechen Noboas ist es, die Sicherheitslage zu verbessern. Das Land sieht sich seit einigen Jahren mit einer massiven Gewalteskalation konfrontiert. Er möchte in die Sicherheitskräfte investieren, neue Gefängnisse bauen lassen und in diesem Bereich die Kooperation mit internationalen Partnern, vor allem den USA, ausbauen.
Die Wirtschaft will Noboa durch ausländische Investitionen fördern. Das soll unter anderem durch die Schaffung sogenannter Technologie-Freizonen passieren. Er plant außerdem Steuererleichterungen, einen vereinfachten Zugang zu Krediten und weitere Maßnahmen, um die Wirtschaft "zu flexibilisieren".
Erreichen möchte Noboa seine Ziele unter anderem durch eine neue Verfassung, welche die wirtschaftlichen Liberalisierungen und geplante Reformen in den Bereichen Sicherheit, Justiz und Strafvollzug absichern soll. Dafür muss er jedoch eine verfassunggebende Versammlung einberufen und benötigt zusätzlich einen Volksentscheid.
In den sozialen Netzwerken erreichten Noboa noch am Abend der Wahl Glückwünsche aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas. Unter anderem gratulierten ihm die Regierungen von Argentinien, Paraguay, Guatemala und Costa Rica.