Bolivien / Politik

Präsidentschaftswahlen in Bolivien: Ein Kandidatenkarussell?

Registrierungsfrist für Präsidentschaftskandidaten endet in vier Wochen. Anhaltende Diskussionen in allen Parteien, wer nominiert werden soll

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Steht derzeit ohne Partei da: Ex-Präsident Evo Morales
Steht derzeit ohne Partei da: Ex-Präsident Evo Morales

La Paz. Boliviens Ex-Präsident Evo Morales steht nach dem Bruch mit der Front für den Sieg (FPV) ohne Partei da, während der rechte Oppositionsblock zerbricht und in der Regierungspartei Bewegung zum Sozialismus (MAS) weiter Unklarheit über die Präsidentschaftskandidatur herrscht.

Die politische Zukunft Boliviens bleibt unsicher. Knapp vier Monate vor der Wahl am 17. August ist weiterhin offen, welcher Kandidat mit welcher Partei antreten wird. Die Meldungen über gebrochene Bündnisse, Spekulationen und neue Ankündigungen überschlagen sich derzeit.

Morales hatte im Februar seinen Austritt aus der MAS und seine Präsidentschaftskandidatur mit der FPV angekündigt (amerika21 berichtete). Doch die Situation änderte sich, als Eliseo Rodríguez von der FPV letzte Woche verkündete, dass die Vereinbarung mit Morales nicht länger gültig sei. Darüber hinaus erklärte Rodríguez, dass es Meinungsverschiedenheiten mit Morales bezüglich des Vizepräsidentschaftskandidaten gegeben habe. Dieser sollte nach Rodríguez Ansicht nicht aus dem Block von Morales, sondern aus den Reihen der FPV vorgeschlagen werden.

Der frühere Staatschef (2006-2019) hatte öffentlich angedeutet, dass er auch mit anderen Parteien kandidieren könne und es sich mit der FPV lediglich um eine Vereinbarung und nicht um ein formelles Bündnis handele.

Nach der Auflösung dieser Vereinbarung steht Morales nun ohne Partei da. Langsam läuft ihm die Zeit davon, denn die Frist zur offiziellen Registrierung der Kandidaten beim Obersten Wahlgericht (TSE) endet am 19. Mai.

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Dennoch gibt er sich zuversichtlich und erklärte, mit vier Parteien bereits in Kontakt zu stehen, die auf ihn zugekommen seien. Zudem kündigte er einen Marsch am 16. Mai nach La Paz an, um dort seine Kandidatur beim TSE einzureichen.

Unterdessen ist bei der MAS ebenfalls unklar, wer antreten wird. Viele Umfragen sehen den derzeitigen Senatspräsidenten Andrónico Rodríguez als aussichtsreichsten Kandidaten. Soziale Organisationen in El Alto, La Paz und Potosí haben ihn bereits zum Präsidentschaftskandidaten ausgerufen, während MAS-nahe Organisationen in Cochabamba dasselbe mit dem derzeitigen Präsidenten Luisa Arce taten.

Arce gab sich selbstbewusst und siegessicher: "Wir setzen uns für die Bedürfnisse des bolivianischen Volkes ein und werden uns weiterhin für das Wohl unseres Volkes einsetzen. Wir werden diese Wahlen erneut gewinnen."

Auch die rechte Opposition ist derzeit weit von einer geeinten Strategie entfernt. Ihr sogenannter Einheitsblock zerbrach, als Boliviens ehemaliger Präsident Carlos Mesa (2003-2005) seinen Rücktritt als Sprecher des Blocks erklärte. Grund waren ihm zufolge unüberbrückbaren Differenzen bei der Kandidatenauswahl, wobei letztendlich der Unternehmer Samuel Doria Median gekürt wurde. Während dieser nun seine Kandidatur festigen möchte, haben sich andere Oppositionsführer dazu entschieden, auf Distanz zu gehen und unabhängige Allianzen zu prüfen.

Parallel dazu formiert sich eine neue politische Kraft. Anfang des Jahres hat Eva Copa, Bürgermeisterin von El Alto und bis 2021 MAS-Mitglied, mit der Bewegung zur Nationalen Erneuerung (Morena) eine neue Partei gegründet. Morena will als progressive Alternative auftreten und wirbt derzeit aktiv um Unterstützung in der Bevölkerung.