Argentinien / Politik

Argentinien: Regierung kürzt weiter in der Forschung

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Staatssekretär für Wissenschaft, Dario Genua (links im Bild) und Präsident Javier Milei
Staatssekretär für Wissenschaft, Dario Genua (links im Bild) und Präsident Javier Milei

Buenos Aires. Auch 2025 wird die staatliche argentinische Förderorganisation Conicet (Nationaler Rat für wissenschaftliche und technische Forschung) keine neuen wissenschaftlichen Individualprojekte finanzieren. Das erklärte Guillermo Franco, Kabinettschef von Staatspräsident Javier Milei vor dem Kongress.

Franco begründete den Aufnahmestopp in der wichtigsten Förderorganisation des Landes mit der "Krise" im Land. Dieser gelte auch für die Projekte von 845 Wissenschaftler:innen, deren Finanzierung vor rund 18 Monaten genehmigt worden sei. Ihre Vorhaben, die alle die von der Wissenschaftsagentur vorgeschriebenen Evaluierungsverfahren bereits durchlaufen haben, stünden weiter "unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit von Kredit- und Haushaltskontingenten sowie der Relevanz der eingereichten Forschungspläne". Das Nachrichtenportal Tiempo Argentino spricht daher von einem anhaltenden Wissenschaftlermord ("cientificidio").

In der jüngsten Sitzung des Wissenschafts- und Technologieausschusses der Abgeordnetenkammer wiesen führende Akademiker:innen unisono auf die dramatische Lage hin, in der sich Forschung und Wissenschaft im Land aufgrund der anhaltenden Mittelstreichung durch die Regierung Milei befinden.

Seit Mileis Amtsübernahme wurde allein in der Conicet die Förderung von 1.300 Wissenschaftler:innen eingestellt. Die verbliebenen etwa 20.000 Geförderten und rund 4.000 Mitarbeitenden im technischen und administrativen Bereich sind von Budgetkürzungen und Gehaltseinbußen betroffen. Im März 2025 gingen die Reallöhne von Forscher:innen und Hilfspersonal um 2,3 Prozent zurück – seit November 2023 beläuft sich der akkumulierte Rückgang auf 33,8 Prozent.

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In öffentlichen Veranstaltungen weisen die Verbände der Wissenschaftler:innen wiederholt auf die Kürzungen hin. Das Netzwerk der Direktor:innen der Wissenschafts- und Technologieinstitute Raicyt übergab der Conicet-Führung jüngst eine Petition. Das von mehr als 2.500 Rektor:innen und Forscher:innen unterschriebene Manifest fordert Gehaltserhöhungen und die Wiederaufnahme der Förderung.

Die Sitzung des Wissenschafts- und Technologieausschusses fand ohne den zuständigen Staatssekretär Dario Genua statt; der seit Juni 2024 amtierende Ökonom fehlte unentschuldigt. Laut Tiempos Argentinos "vermeidet er die Debatte mit den Forschern vor dem Hintergrund rückläufiger Forschungsprogramme, geplanter Schließungen von Wissenschaftseinrichtungen, sinkender Gehälter und der Lähmung strategischer Projekte."

"Die Regierung muss die Kürzungen für die Wissenschaft aufheben", forderte Galo Soler Illia, Dekan des Instituts für Nanowissenschaften an der Nationaluniversität San Martín. Die Nationale Atomenergiekommission erinnerte daran, dass die bestehenden Gesetze zur Wissenschaftsfinanzierung nur noch "tote Buchstaben" seien und warnte, dass die "derzeitige Investitionsschwäche in naher Zukunft kostspielig sein könnte". 

Als Folge der Kürzungen und des anhaltenden Aufnahmestopps bei Conicet ist damit zu rechnen, dass der bereits jetzt spürbare Exodus vor allem junger argentinischer Wissenschaftler:innen ins Ausland weiter zunehmen wird.