Buenos Aires et al. Der Tod des ersten lateinamerikanischen Papstes hat in allen Ländern Lateinamerikas Trauer ausgelöst. Der gebürtige Argentinier Papst Franziskus, mit weltlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, war am Montagmorgen (Ortszeit) in Vatikanstadt gestorben.
Argentiniens Staatschef Javier Milei ordnete sieben Tage Staatstrauer an. "Mit tiefem Schmerz gehe ich in diesen traurigen Morgen. Als Präsident, als Argentinier und fundamental als Mann des Glaubens verabschiede ich mich vom Heiligen Vater", wurde Milei in den Medien zitiert.
"Die Menschheit verliert heute die Stimme des Respekts und der Akzeptanz gegenüber ihrem Nächsten. Papst Franziskus lebte und verbreitete täglich die Liebe, Toleranz und Solidarität, die die Basis der christlichen Lehren sind", schrieb Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und ordnete ebenfalls sieben Tage Staatstrauer an.
"Papst Franziskus war ein Humanist, der sich für die Armen, den Frieden und die Gleichheit entschieden hatte. Für alle, ob Katholiken oder nicht, ist sein Tod ein großer Verlust. Ihn zu kennen war eine große Ehre und ein Privileg", erklärte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum.
In Kuba wurde der Papst sowohl vom aktuellen Präsidenten Miguel Díaz-Canel als auch von seinem Amtsvorgänger Raúl Castro gewürdigt. "Wir werden uns gern an seine Besuche in Kuba und die von Herzen kommenden Worte erinnern, die er unserem Land in seinen Botschaften widmete", so Díaz-Canel.
Castro schrieb in einer Nachricht auf Telegram: "Ich schätze seine Zuneigung zum kubanischen Volk sowie seinen persönlichen Beitrag zur Förderung des brüderlichen Dialogs und des Verständnisses in den Beziehungen zwischen Kuba und dem heiligen Stuhl, die sich während seines Pontifikats verstärkt haben. Sein Leben und sein Pontifikat waren Beispiele für den unermüdlichen Kampf zur Verteidigung des Friedens und der Brüderlichkeit zwischen den Völkern. Seine ständige Sorge um die drängenden Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, und sein Engagement und seine Hingabe bei der Suche nach praktikablen und zugleich nachhaltigen Lösungen für diese Probleme werden allen als Vorbild dienen."
In einer Erklärung des kubanischen Außenministeriums hieß es: "Er plädierte für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba und forderte die US-Regierung auf, ihre Blockadepolitik gegenüber unserem Land aufzugeben." Das Außenministerium erinnerte weiter an die "Freundschaft mit Armeegeneral Raúl Castro Ruz" und den Empfang "im Juni 2023 von Präsident Miguel Díaz-Canel im Heiligen Stuhl".
Papst Franziskus hatte als Dritter Papst nach Johannes Paul II. und Benedikt XVI. im September 2015 das sozialistische Land besucht. Der spanischsprachige US-amerikanische Nachrichtensender Univision schrieb nach seinem Tod über den damaligen Besuch, dieser sei sehr "umstritten" gewesen. So seien "50 Oppositionelle vor dem Besuch inhaftiert worden". Franziskus habe bei einer Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna davor gewarnt, "dass Ideologien die Entwicklung der Gesellschaft bedrohen".
Das "umstrittenste" Ereignis war laut Univision der Besuch bei "Diktator Fidel Castro", der den Papst Zuhause mit seiner Frau, Kindern und Enkelkindern empfangen hatte.
Für Venezuelas Präsident Nicolás Maduro diente das Pontifikat von Franziskus "als moralischer Kompass angesichts des Wiederauflebens des Faschismus". Er betonte, dass der Papst "gegen die Privilegierten kämpfte und den Privilegierten das Leben schwer machte, die Migranten verfolgten und weiterhin verfolgen, die Menschen ausbeuten und versuchen, Nationen um ihrer hegemonialen Multimillionärsvermögen willen auszurauben". Mit der Ernennung von Franziskus sei "der Papst zum Volk geworden, vor genau zwölf Jahren, am 13. März 2013, als die Nachricht eintraf: ein Papst aus Unserem Amerika, ein argentinischer Papst".
Maduro ordnete eine dreitäge Staatstrauer an.
Lateinamerika gilt als die katholischste Region der Welt. 2019 lebten dort insgesamt 637 Millionen Katholiken, von damals etwa 1,3 Milliarden weltweit. In mittelamerikanischen Staaten wie Guatemala und Honduras sowie Brasilien ist in den vergangenen Jahren der Anteil von Katholiken zugunsten evangelikaler Religionsgemeinschaften zurückgegangen, die häufig eine strikte Interpretation der Religion und ein sehr konservatives Gesellschaftsbild leben. Gerade in mittelamerikanischen Ländern hatte aber auch die Theologie der Befreiung einen starken Einfluss auf die katholische Kirche.