Tayabamba. Die Leichen von dreizehn Minenarbeitern sind am vergangenen Sonntag in einer Mine in der Provinz Pataz im Nordwesten Perus gefunden worden. Die Behörden bestätigten den Tod der Männer, die in der Woche zuvor entführt worden waren. Der Zustand der Leichen erschwerte eine Identifizierung, aber die Autopsie deutet daraufhin, dass die Arbeiter etwa acht Tage vor ihrer Entdeckung ermordet wurden.
Die peruanische Präsidentin Dina Boluarte verhängte nach dem Leichenfund eine nächtliche Ausgangssperre in Pataz und ordnete den Einsatz von Polizei- und Militäreinheiten an, um die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen.
Jorge Luis Montero, Minister für Energie und Bergbau, kündigte an, dass die Beamt:innen "uneingeschränkt befugt" seien, Schusswaffen einzusetzen. "Wir müssen die Regierungsfähigkeit, die Ordnung und den Frieden in Pataz wiederherstellen. Was dort geschieht, ist inakzeptabel", so Montero.
Das Innenministerium teilte mit, es werde außerdem geprüft, den Ausnahmezustand zu verlängern, der bereits seit Februar 2024 aufgrund der eskalierenden Gewalt in Pataz gilt, allerdings ohne Ausgangssperre.
Aldo Carlos Mariño, Bürgermeister von Pataz, kritisierte das Vorgehen der Regierung: "Eine Ausgangssperre wird nichts bringen, das wird nicht funktionieren."
Auch Angehörige zeigten sich unzufrieden mit der Arbeit der Behörden. Emilia Rospigliosi, die Schwester eines der Ermordeten, kritisierte die Arbeit der Polizei: "Sie wurden gefoltert und getötet. Wie ist es möglich, dass nichts unternommen wurde?"
Abraham Domínguez, Vater eines der Opfer, forderte Gerechtigkeit und sagte, dass nicht die Beamte, sondern lokale Selbstverteidigungspatrouillen die Leichen gefunden hätten.
Kritik kam an den Behörden auch deshalb auf, weil Gustavo Adrianzén, Präsident des peruanischen Ministerrats, einige Tage nach dem Verschwinden der Minenarbeiter Zweifel an einer Entführung geäußert hatte: "Unsere Sicherheitskräfte waren in Pataz im Einsatz und haben keine Hinweise darauf, dass die gemeldeten Vorfälle der Wahrheit entsprechen".
Inzwischen hat eine Gruppe von Parlamentsabgeordneten eine Initiative gestartet, um aufgrund seiner Aussagen einen Misstrauensantrag gegen Adrianzén zu stellen, der "seine offensichtliche Unfähigkeit" bewiesen habe.
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Boluarte zufolge sollen die Minenarbeiter von einer kriminellen Organisation ermordet worden seien, an deren Spitze Miguel Rodríguez Díaz, genannt Cuchillo, stehe. Cuchillo ist inzwischen nach Kolumbien geflohen.
Die kolumbianische Regierung bestätigte seine Ankunft im Land. Allerdings liege kein Haftbefehl gegen ihn vor. Laut Bürgermeister Mariño wusste die Nationale Polizei schon frühzeitig von Cuchillos Fluchtplänen, unternahm aber nichts dagegen.
Die Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie (SNMPE) bezeichnete die Morde als Teil einer "Welle der Angst", die das Land in die "schlimmste Gewalt" seit Jahrzehnten stürze. Verantwortlich, so SNMPE, seien "Netzwerke des illegalen Bergbaus", die versuchten "sich öffentliches und privates Eigentum anzueignen".
In Pataz sollen mindestens fünfzehn kriminelle Banden im Bergbau operieren.
Der Bergbau trägt zehn Prozent zum BIP Perus bei. Das Volumen des illegalen Bergbaus soll circa drei bis vier Milliarden US-Dollar betragen und damit selbst den Drogenhandel übertreffen.
Der Anstieg des Goldpreises trägt zu dieser Entwicklung bei. Gruppen kämpfen um die Kontrolle der entsprechenden Regionen und Minen. Dadurch kommt es immer wieder zu Ausbrüchen der Gewalt. Der illegale Bergbau verletzt zudem die Rechte indigener Gruppen, auf deren Land die Banden oftmals operieren, und zerstört die Umwelt. Alleine im Departamento Madre de Dios im Südosten Perus wurden 100.000 Hektar Amazonaswald durch illegalen Bergbau zerstört.
Besonders Pataz war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Im Dezember 2023 wurden neun Menschen bei einem Überfall auf eine Mine getötet. Im Oktober letzten Jahres fanden die Behörden sechzehn Leichen in einem Massengrab in einer Mine.
Mariño nannte das Gold daher auch einen "Fluch für Pataz". Die Region leide zusätzlich unter der Vernachlässigung durch den Staat, es gebe keine Krankenhäuser und zu wenig Straßen.
Aus Protest gegen die Untätigkeit der Regierung hat der Bürgermeister ab dem 5. Juni zu einem unbefristeten Streik aufgerufen.