Guatemala-Stadt. In Guatemala haben während des Bürgerkriegs vergewaltigte indigene Frauen ein historisches Urteil erreicht. Am 30. Mai wurden drei ehemalige Mitglieder der paramilitärischen Verbände wegen sexueller Gewalt zu Strafen von 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Die brutalen Verbrechen an den 36 Frauen, darunter auch Minderjährige und Schwangere, geschahen zwischen 1981 und 1983 im Rahmen der Aufstandsbekämpfung in der Gemeinde Rabinal im Departamento Baja Verapaz.
Die Maya-Frauen überwanden Scham und Angst und schilderten im Prozess die illegale Inhaftierung, Folter und Vergewaltigungen im Militärgefängnis von Rabinal. In der Sprache der Maya-Achi’ fehlen die Worte für die Verbrechen, die ihnen die Männer von den zivilen Selbstverteidigungspatrouillen (PAC) antaten. Die Überlebenden sagten in ihrer Sprache aus, die Männer seien "über sie hinweggegangen" und hätten sie "verletzt und zerstört".
Die Richterin María Castellanos Cruz verurteilte die Angeklagten Pedro Sánchez Cortez, Simeón Enríquez Gómez und Félix Tum Ramírez wegen sexueller Gewalt und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Täter begingen die Verbrechen in Zusammenarbeit mit dem Militär, das sexuelle Folter als Kriegswaffe einsetzte. Das Verfahren fand vor dem Gericht für Schwerstkriminalität statt. Dieses wurde auf Vorschlag der Internationalen Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) eingerichtet, die zwischen 2007 und 2019 in Guatemala präsent war.
Über den Tellerrand schauen?
Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.
Das Verfahren der Maya-Frauen begann 2011 mit der Einreichung der Klage durch die Volksanwaltskanzlei Rabinal (ABJP), ein von drei indigenen Juristinnen gegründeter Verein. Im Jahre 2018 wurden mehrere Personen verhaftet und angeklagt, aber kurz darauf wieder freigelassen, weil die Richterin Claudette Domínguez das Verfahren wegen angeblich fehlender Beweise einstellte. Die Verteidigerinnen der Maya-Frauen um die Anwältin Haydeé Valey gewann einen Rekurs gegen die Einstellung, da sie mit einem Gutachten der Anthropologin Aura Cumes Diskriminierung und Rassismus im Verfahren belegen konnten. Schließlich wurde 2022 eine erste Gruppe von fünf ehemaligen Paramilitärs zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der zweite Prozess begann im Januar 2025, und die Richterin María Castellanos Cruz ging im Strafmaß noch zehn Jahre über die Forderung der Klägerinnen hinaus. Nach Bekanntgabe des Urteils betonte die Anwältin Haydeé Valey, die Gerechtigkeit für die Opfer komme zwar 40 Jahre zu spät, dennoch bedeute das Urteil für die Überlebenden "eine wichtige Anerkennung als Opfer des Bürgerkriegs". Die indigenen Frauen haben angekündigt, dass sie weitere Schritte der Wiedergutmachung einfordern werden.
In den paramilitärischen Verbänden der PAC, denen die Verurteilten angehörten, waren zwischen 1981 und dem Ende des Bürgerkrieges bis zu einer Million Männer aus ländlichen Regionen organisiert. Besonders aktiv waren die PAC zwischen 1982 und 1984, als der Bürgerkrieg eskalierte und es zu zahlreichen Massaker der Armee an der indigenen Bevölkerung kam. Die Rekrutierung erfolgte in einigen Fällen freiwillig, häufig jedoch unter Zwang und Drohungen.