Menschenrechtsverteidigerin Lina María Puentes Vega in Kolumbien ermordet

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Indepaz dokumentiert die Morde an sozialen Aktivist:innen in Kolumbien
Indepaz dokumentiert die Morde an sozialen Aktivist:innen in Kolumbien

Baraya. Am 31. Mai ist die Menschenrechtsaktivistin Lina María Puentes Vega in der Gemeinde Baraya im Süden Kolumbiens von bewaffneten, bislang nicht identifizierten Männern getötet worden. Soziale Organisationen vermuten, dass dissidente Gruppen der Farc hinter dem Anschlag stehen könnten. Eine offizielle Bestätigung liegt bisher nicht vor.

Puentes war bekannt für ihren Einsatz für die Rechte von Frauen, für Umwelt- und Menschenrechte sowie für ihre Begleitung von Opfern des bewaffneten Konflikts. Sie war Sekretärin der Gemeinderatsversammlung der Ortschaft Nueva Reforma und unterstützte die Suche nach verschwundenen Personen. Zwei ihrer Brüder werden seit den Jahren 2009 bzw. 2012 vermisst.

Das Büro der Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Kolumbien verurteilte die Tat und forderte den kolumbianischen Staat auf, effektive Schutzmaßnahmen für gefährdete Führungspersonen umzusetzen. Auch die Ombudsstelle für Menschenrechte zeigte sich besorgt. Bereits in einer Frühwarnung hatte sie vor zunehmenden Bedrohungen gegen soziale Führungskräfte (lideres sociales) im Departamento Huila im Süden des Landes gewarnt.

Laut dem Institut für Studien zur Entwicklung und zum Frieden (Indepaz) wurden allein zwischen Januar und Mai 2025 mindestens 71 "lideres sociales" getötet. Es handelt sich überwiegend um Menschen ohne öffentliche Ämter, darunter Bäuer:innen, Lehrer:innen, Aktivist:innen, junge Menschen oder Vertreter:innen indigener und afrokolumbianischer Gemeinschaften.

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Diese Gruppen sind besonders gefährdet in Regionen mit geringer staatlicher Präsenz und hoher Kontrolle durch bewaffnete illegale Akteure. In solchen Gebieten bedeutet der Einsatz gegen Drogenhandel, illegale Wirtschaft oder lokale Korruption ein hohes Risiko.

Trotz der Verpflichtungen im Rahmen des Friedensabkommens von 2016 bleiben laut UN aktuelle Schutzmaßnahmen unzureichend. Staatliche Reaktionen erfolgen oft zu spät oder bleiben wirkungslos.

Die Regierung von Huila verurteilte das Verbrechen an Lina María Puentes und rief die Landesregierung auf, die Sicherheitslage in der Region zu verbessern. Zahlreiche zivilgesellschaftliche und internationale Organisationen fordern dringende Maßnahmen zum Schutz von Aktivist:innen. Die Ombudsstelle unterstrich erneut die Notwendigkeit einer stärkeren staatlichen Präsenz in den betroffenen Regionen.