Kolumbien / Politik

Kolumbien: Mordanschlag auf Präsidentschaftskandidaten

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Der konservative kolumbianische Senator und Präsidentschaftsvorkandidat Miguel Uribe Turbay
Der konservative kolumbianische Senator und Präsidentschaftsvorkandidat Miguel Uribe Turbay

Bogotá. Der konservative Senator und Präsidentschaftsvorkandidat Miguel Uribe Turbay ist am Samstag bei einem Attentat in Bogotá schwer verletzt worden. Der 39-jährige Politiker wurde während einer öffentlichen Veranstaltung im Stadtteil Fontibón von mehreren Schüssen getroffen, darunter mindestens einer in den Kopf. Sein Gesundheitszustand ist laut den behandelnden Ärzten "äußerst kritisch".

Uribe Turbay befand sich am frühen Abend bei einer Wahlkampfveranstaltung, als der Angriff geschah. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie ein Jugendlicher bis nahe an die Bühne herantritt und das Feuer eröffnet. Laut Polizei konnte der mutmaßliche Täter, ein 14- oder 15-jähriger Junge, kurz darauf mit einer Beinverletzung festgenommen werden. Bei ihm wurde eine 9-mm-Pistole vom Typ Glock sichergestellt. Der Jugendliche wird derzeit in einem Krankenhaus medizinisch versorgt und steht unter polizeilicher Bewachung.

Die Generalstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Die Regierung hat eine Belohnung von bis zu drei Milliarden kolumbianischen Pesos (rund 730.000 Euro) für Hinweise auf mögliche Hintermänner ausgesetzt.

Ersten Angaben zufolge wurde Uribe Turbay zunächst in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht und dort stabilisiert. Anschließend erfolgte die Verlegung in die Fundación Santa Fe im Norden der Hauptstadt, wo er sich einer Operation am Nervensystem und an den Blutgefäßen unterziehen musste. Das Krankenhaus teilte mit, dass Uribe in "kritischem Zustand" eingeliefert wurde und derzeit intensivmedizinisch betreut werde.

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Präsident Gustavo Petro verurteilte die Tat scharf, sagte eine geplante Auslandsreise ab und forderte eine umfassende Aufklärung. Die Ermittlungen sollen auch das Sicherheitsprotokoll des Politikers überprüfen, das vom Staat bereitgestellt wurde. Petro betonte, dass nicht nur der Täter, sondern vor allem die möglichen Drahtzieher identifiziert werden müssten. "Es wird Verantwortliche geben", schrieb der Präsident auf X.

Uribe Turbay ist Mitglied der konservativen Partei Centro Democrático, die vom früheren ultrarechten Präsidenten Álvaro Uribe Vélez gegründet wurde. Im März dieses Jahres hatte er seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2026 offiziell erklärt. In den Wochen vor dem Anschlag hatte er öffentlich gegen die von der Regierung geplante Arbeitsmarktreform Stellung bezogen und angekündigt, ein entsprechendes Dekret juristisch anzufechten.

Die Tat ruft Erinnerungen an dunkle Zeiten der politischen Gewalt in den 1980er- und 1990er-Jahren wach. Bereits seine Mutter, die Journalistin Diana Turbay, war 1990 vom Medellín-Kartell entführt und 1991 bei einem gescheiterten Befreiungsversuch erschossen worden. Damals war Miguel Uribe fünf Jahre alt.

Die kolombianische Politik steht nach dem Anschlag unter Schock. Aus dem In- und Ausland mehren sich Solidaritätsbekundungen, darunter von Ex-Präsident Álvaro Uribe und US-Außenpolitikern.