Santo Domingo. In einer groß angelegten Aktion haben die Behörden der Dominikanischen Republik über 40 kolumbianische Frauen aus einem internationalen Menschenhändlerring befreit. Die Betroffenen waren mit falschen Versprechen auf die Karibikinsel gelockt worden. Angeblich sollten sie dort als Servicekräfte in der Gastronomie arbeiten. Tatsächlich wurden sie jedoch zur Sexarbeit gezwungen.
Die Betroffenen berichteten laut dominikanischen Behörden, dass ihnen nach der Ankunft die Reisepässe abgenommen und sie unter Androhung von Gewalt zur Prostitution gezwungen wurden. Die Täter setzten sie mit angeblichen Schulden von bis zu 4.000 US-Dollar unter Druck, etwa zur Deckung von Flugkosten, Unterkunft und Kleidung.
Die Befreiung erfolgte im Rahmen der Operation Begonias, bei der Sicherheitskräfte gleichzeitig an mehreren Orten zuschlugen. Acht mutmaßliche Mitglieder der kriminellen Struktur wurden festgenommen, darunter Staatsangehörige Kolumbiens und der Dominikanischen Republik. Gegen weitere Verdächtige wird ermittelt.
Die dominikanischen Behörden arbeiteten bei dem Einsatz mit verschiedenen nationalen Institutionen sowie der kolumbianischen NGO Anti Trafficking Bureau zusammen, die vor allem die Betreuung der Opfer übernimmt.
Die Ermittlungen dauerten mehrere Monate. Ziel war laut der dominikanischen Staatsanwaltschaft, die gesamte Struktur der Gruppe zu zerschlagen, die als transnational und gut organisiert gilt.
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Den befreiten Personen wird derzeit psychologische, medizinische und juristische Hilfe angeboten. Laut der dominikanischen Generalstaatsanwaltschaft handelt es sich um einen der bislang größten dokumentierten Fälle von Menschenhandel mit kolumbianischen Staatsangehörigen im Land.
Kolumbianische und dominikanische Behörden kündigten an, ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung weiter zu intensivieren.
Laut dem Weltbericht 2024 über Menschenhandel des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) nimmt Menschenhandel weltweit deutlich zu. Die Zahl der weltweit erkannten Opfer stieg 2022 um 25 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vor der Pandemie (2019). Besonders auffällig ist der Anstieg bei Zwangsarbeit um 47 Prozent sowie bei minderjährigen Opfern um 31 Prozent, vor allem bei Mädchen mit einem Zuwachs von 38 Prozent. Kinder machten 2022 bereits 38 Prozent der erkannten Opfer aus. Auch in wohlhabenden Ländern nimmt der Kinderhandel zu, meist im Zusammenhang mit sexueller Ausbeutung von Mädchen. Laut UNODC nutzen kriminelle Netzwerke die globale Krisenlage, um Menschen zur Zwangsarbeit und Prostitution zu zwingen.
Insgesamt wurden Menschen aus 162 verschiedenen Nationalitäten in 128 Zielländer verschleppt. Mit Daten aus 156 Ländern bietet der Report 2024 die bisher umfassendste Analyse des globalen Menschenhandels durch UNODC.
Die Routen des Menschenhandels verlaufen häufig über Mittelamerika, die Karibik und Nordamerika. Viele der Netzwerke agieren länderübergreifend, mit Verbindungen in Tourismuszentren, Grenzregionen und städtischen Ballungsräumen.