Kolumbien / Politik

Auftragsmörder des Abgeordneten Uribe Turbay in Kolumbien verurteilt

Sieben Jahre Freiheitsentzug im Jugendstrafrecht. Ermittlungen gegen mutmaßliche Hintermänner laufen

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Proteste gegen Gewalt in Kolumbien lassen sich oft für rechte Diskurse instrumentalisieren
Proteste gegen Gewalt in Kolumbien lassen sich oft für rechte Diskurse instrumentalisieren

Bogotá. Am 27. August ist der 15-jährige Mörder von Miguel Uribe Turbay vom System der Jugendstrafrechtspflege zu sieben Jahren Freiheitsentzug in einem spezialisierten Betreuungszentrum verurteilt worden. Die Strafe ist eine der höchstmöglichen Sanktionen nach dem Jugendstrafrecht. Seine Familie kündigte Berufung gegen das Urteil an.

Der Jugendliche hatte bei einem Anschlag auf den konservativen Abgeordneten mehrfach auf ihn geschossen und bereits am 4. August 2025 die Vorwürfe der versuchten Tötung und des illegalen Waffenbesitzes gestanden. Die Tat ereignete sich am 7. Juni 2025 während eines Wahlkampfevents in Bogotá, bei dem der Präsidentschaftsanwärter für die rechte Partei Centro Democrático Uribe Turbay von mehreren Kugeln getroffen wurde. Er wurde schwer verletzt in die Klinik Fundación Santa Fe gebracht und starb dort am 11. August 2025. Nach seinem Tod wurde Staatstrauer angeordnet (amerika21 berichtete).

Schon kurz nach der Tat wurden mehrere involvierte Personen festgenommen und der Angriff als Auftragsmord eingestuft. Dem jugendlichen Täter war eine hohe Summe im Fall der Tötung des Opfers versprochen worden. Er wird aktuell unter strenger Sicherheit im Sicherheitstrakt der Staatsanwaltschaft in Bogotá festgehalten.

Die Familie Uribe reagierte kritisch: Der Anwalt Víctor Mosquera Marín sah zwar ein, dass die Strafe "eine der höchsten ist, die diese Gesetzgebung zulässt", betonte jedoch, dass sie nie mit dem Leben vergleichbar sei, das genommen wurde, und kritisierte, dass das Jugendstrafgesetz kriminelle Nutzung von Minderjährigen begünstige. Auch politische Vertreter des Centro Democrático sprachen davon, dass Uribe durch das Urteil nochmals zum Opfer werde. 

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Federico Gutiérrez, Bürgermeister von Medellín, kritisierte ebenfalls die "milde Strafe": "So werden kriminelle Strukturen weiterhin Minderjährige rekrutieren. So haben wir keine Zukunft."

Parallel laufen weiterhin Ermittlungen gegen mutmaßliche Hintermänner. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Jugendliche auf Anweisung oder unter dem Einfluss einer kriminellen Organisation handelte. Mindestens sechs Personen sind im Zusammenhang mit der Planung und Durchführung des Attentats bereits festgenommen, darunter auch logistische Mittäter:innen wie Elder José Arteaga Hernández, auch als "El Costeño" bekannt.

Der Vater des Ermordeten Miguel Uribe Londoño hatte schon bei der Beerdigung mit einem politischen Diskurs überrascht. "Die Kriegsmaschinerie, vor der Miguel uns stets gewarnt hat, ist zurückgekehrt und hat erneut an der Tür meiner Familie geklopft", sagte er und machte implizit die Regierung von Gustavo Petro für die "erneute politische Gewalt" im Land mitverantwortlich. Im selben Auftritt gab er seine Kandidatur für das Präsidentenamt "im Namen" seines Sohnes bekannt. Die Ehefrau von Miguel Uribe verließ kurz nach der Tat mit ihren Kindern das Land und erklärte, sich von der Politik zu distanzieren.

Der gewaltsame Tod des rechten Politikers wird laut Menschenrechtsbeobachter:innen von politischen Kreisen instrumentalisiert und für den kommenden Wahlkampf genutzt (amerika21 berichtete).