Einheit in Vielfalt: Mesoamerikas soziale Bewegungen gestalten gemeinsam Alternativen

350 Delegierte aus 46 Gruppen diskutieren in La Esperanza, Honduras. Abschluss ruft zu mehr Vernetzung und gemeinsamer Strategie auf

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Treffen sozialer Bewegungen Mittelamerikas
Rund 350 Delegierte versammelten sich in La Esperanza, Honduras, beim dritten mesoamerikanischen Treffen sozialer Bewegungen.

La Esperanza. Ende September hat in Honduras das dritte mesoamerikanische Treffen sozialer Bewegungen stattgefunden. Rund 350 Delegierte von 46 Basis- und Nichtregierungsorganisationen analysierten an drei Tagen den regionalen und internationalen Kontext und tauschten sich über die Vernetzung und Alternativen zum vorherrschenden kapitalistischen und patriarchalen System aus.

Ausgerichtet wurde das Treffen in der Stadt La Esperanza im Versammlungszentrum Utopia des zivilen Rates der indigenen und Basisorganisationen von Honduras (COPINH). "Wir versammeln uns erneut mit der Klarheit, dass sich die Stärke der Völker aus der Begegnung, dem Dialog und dem kollektiven Aufbau speist", hieß es in dem Aufruf des Treffens.

Schwerpunkte der Arbeitsgruppen, Vorträge, Workshops und Plenarsitzungen waren Themen wie die Verteidigung der natürlichen Gemeingüter, Spiritualität und Kultur, Antipatriarchat, Kommunikation, traditionelles Wissen und kommunitäre Alternativen und Organisationsformen. Bei der Analyse des regionalen und internationalen politischen Kontextes betonten die anwesenden Delegierten die Spannungen und Konflikte im Zuge des Niedergangs der Hegemonie der USA, die daraus resultierende Eskalation und die Machtkämpfe um strategische Ressourcen und deren Auswirkungen in den Territorien.

Zudem wurden das Wiederaufleben des Autoritarismus und die Kriminalisierung und Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger in der Region, ebenso wie die patriarchale Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen, Mädchen und nicht-binäre Menschen hervorgehoben.

In diesem Kontext betonen die teilnehmenden Organisationen in der Abschlusserklärung die Notwendigkeit der Vernetzung und Einigkeit. "In drei Tagen der Reflexion, Debatte und des gemeinsamen Aufbaus bekräftigen wir, dass der Weg der sozialen Bewegung Mesoamerikas ein Weg der Einheit sein muss. Eine Einheit, die auf Prinzipien beruht, die in der Verteidigung und Befreiung unserer Territorien und unserer Körper verwurzelt sind. Für den Aufbau und die Rekonstruktion unserer Modelle einer direkten, gemeinschaftsbasierten, solidarischen, partizipativen, antikapitalistischen, antipatriarchalen und antiimperialistischen Demokratie." Dabei werden die Vielfalt und die Unterschiede unter den beteiligten Organisationen und Gemeinschaften als Stärke angesehen.

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"Unsere Kraft liegt in der Einheit und der Vielfalt, in den Erfahrungen der historischen Kämpfe unserer Völker, in der Solidarität und der Komplementarität, die auf Prinzipien und Weltanschauungen beruhen, aber vor allem darin, dass wir keine Angst vor dem Unterdrücker haben, weil wir Samen der Freiheit sind, die seit mehr als 500 Jahren gegen dieses westliche Zivilisations- und Herrschaftssystem kämpfen und Widerstand leisten."

Neben der Analyse und Debatte des politischen und sozialen Kontextes und der Alternativen war die internationale Solidarität ein wichtiger Teil der Aktivitäten. So wurde am Vorabend des Treffens durch eine künstlerische Darbietung ein Ende des Genozids in Gaza und Gerechtigkeit für das palästinensische Volk gefordert.

Während des Treffens wurde ausführlicher über die Situation in Gaza, Ecuador und Kurdistan berichtet. "Wir stehen vereint hinter dem Kampf des kurdischen Volkes um Selbstbestimmung und fordern die Freiheit seines historischen Anführers Abdullah Öcalan. Wir stehen solidarisch an der Seite unserer Brüder und Schwestern in Ecuador, die unter staatlicher Repression leiden und fordern Respekt für den Prozess einer verfassunggebenden Versammlung."

Das erste mesoamerikanische Treffen der sozialen Bewegungen fand im August 2023 in dem Dorf La Técnica Agropecuaria, im Departamento Petén in Guatemala statt. Ziel war es, die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen sozialen Bewegungen von Mexiko bis Panama nach der Pandemie wiederzubeleben. An einem zweiten Treffen 2024 in dem Dorf Acteal in Chiapas, Mexiko, nahmen rund 160 Delegierte teil.