Guatemala-Stadt. Der Journalist José Rubén Zamora Marroquín ist am Samstag mit dem Albies Preis 2025 der Clooney-Stiftung ausgezeichnet worden. José Carlos Zamora, Sohn des Inhaftierten und Direktor des Komitees zur Verteidigung von Journalisten in Guatemala, nahm den Preis in London stellvertretend für seinen Vater von der bekannten Schauspielerin Meryl Streep entgegen. Rubén Zamora ist seit Juli 2022 im Gefängnis.
Streep forderte bei der Preisverleihung, Journalismus nicht zu kriminalisieren: "Berichten, Schreiben und Reden sind keine Verbrechen. In einem Land nach dem anderen werden Journalisten verfolgt, nur weil sie ihre Arbeit tun. Genau das ist José Rubén Zamora in Guatemala passiert."
Der Albies Preis wird von der Stiftung des Ehepaars George Clooney und Amal Clooney seit 2022 verliehen und ist nach dem südafrikanischen Journalisten und Anti-Apartheidaktivisten Albert Louis "Albie" Sachs benannt.
Am Montag nach der Preisverleihung kam auch erneute Bewegung in den Fall des inhaftierten Reporters. Der Oberste Gerichtshof hob die Verurteilung wegen Geldwäsche auf, berichtete die Presse. Das Gericht ist zu dem Urteil gekommen, dass bei den Ermittlungen die Grundsätze der Objektivität und des ordnungsgemäßen Verfahrens nicht beachtet wurden. Wegen zwei weiterer laufender Verfahren bleibt der Gründer der kritischen Zeitung El Periódico aber weiterhin in Haft.
"Das Urteil der Strafkammer des Obersten Gerichtshofs stellt einen positiven Schritt vorwärts in dem fadenscheinigen Verfahren gegen meinen Vater dar", sagte Zamoras Sohn José Carlos gegenüber der Presse.
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José Rubén Zamora wurde am 29. Juli 2022 festgenommen und der Geldwäsche beschuldigt. Fünf Tage vor der Festnahme hatte er einen ausführlichen Artikel über Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen Präsidenten Alejandro Giammattei (2020-2024) veröffentlicht. Im Juni 2023 verurteilte ein Gericht Zamora, trotz internationaler Kritik, zu sechs Jahren Haft.
Am 18. Oktober 2024 wurde Zamora vorübergehend in den Hausarrest entlassen. Schon im November ordnete ein Gericht seine erneute Inhaftierung an. Mit Einsprüchen konnten seine Anwälte den erneuten Haftantritt verzögern, am 11. März dieses Jahres wurde Zamora erneut im Militärgefängnis Mariscal Zavala inhaftiert.
In dem Gefängnis in Guatemala-Stadt sind verschiedene Gefangene inhaftiert, die in dem mittelamerikanischen Land allgemein als "politische Gefangene" gelten. Auch die Aktivisten der Organisation 48 Kantone, Luis Pacheco und Hector Chaclán, sitzen dort ein. Das dortige Gefängnis soll, im Gegensatz zu anderen Haftanstalten, nicht von kriminellen Banden kontrolliert sein. Zamora hatte in den ersten zwei Jahren seiner Inhaftierung über Folter geklagt. Nach dem Amtsantritt des sozialdemokratischen Präsidenten Bernardo Arévalo sollen sich die Haftbedingungen gebessert haben.
Der Fall Zamora ist im Kontext mehrerer Fälle von Kriminalisierungen von Journalisten, Aktivisten und Juristen zu sehen innerhalb der letzten zehn Jahre. Hinter den Anklagen steht die Generalstaatsanwaltschaft von Consuelo Porras, die als Gegenspielerin des aktuellen Präsidenten Arévalo gilt. In vielen Fällen, so auch im Fall Zamora, gelten ultrarechte Organisationen wie die Stiftung gegen den Terrorismus als Initiatoren der Verfolgung, treten als Nebenkläger in Erscheinung und fordern lange Haftstrafen.
Neben den Verfolgungen gegen die Zamora gerieten seine Anwälte und weitere Journalisten von El Periódico ins Visier von Ermittlungen. Nach Kontensperrungen musste das Medium zunächst seine Druckversion und im Mai 2023 seine Arbeit ganz einstellen (amerika21 berichtete). Im April trat das Onlinemedium ePinvestiga in Erscheinung, veröffentlicht tägliche Artikel und setzt den investigativen, kritischen Journalismus von El Periódico fort.

