Kolumbien / Militär

Behörden in Kolumbien decken Verwicklung von Marine in Drogenschmuggel auf

Verkauf von Daten an Farc-Dissidenz enthüllt. Festnahmen am Pazifik. Verdeckte Ermittlungen erfolgreich

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Straße von Tumaco. Diese Hafenstadt spielt aufgrund seiner Lage am südlichen Pazifik ein zentrale Rolle im Drogenhandel und ist stark vom bewaffneten Konflikt betroffen
Straße von Tumaco. Diese Hafenstadt spielt aufgrund seiner Lage am südlichen Pazifik ein zentrale Rolle im Drogenhandel und ist stark vom bewaffneten Konflikt betroffen

Tumaco. Sechs Personen, darunter drei Unteroffizier:innen der kolumbianischen Marine, sind in Tumaco im Südwesten des Landes festgenommen worden. Laut den Behörden sollen sie geheime Einsatzinformationen an Farc-Dissident:innen verkauft und einer Drogenorganisation beim Schmuggel von mehr als vier Tonnen Kokain geholfen haben.

Nach Angaben der kolumbianischen Marine wurde die Operation nach mehr als einem Jahr verdeckter Ermittlungen durchgeführt. Dabei habe man aufgedeckt, dass die beschuldigten Militärangehörigen Patrouillenrouten und Überwachungsdaten an das sogenannte Bloque Occidental Alfonso Cano weitergegeben hätten, eine Struktur der Farc-Dissidenzen, die in der Pazifikregion aktiv ist. Die Gegenspionageeinheit der Marine koordinierte den Zugriff in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, nachdem interne Überprüfungen Hinweise auf Verrat innerhalb der Truppe ergeben hatten.

Laut den Ermittler:innen soll die Gruppe an der Vorbereitung von mindestens vier Schnellbooten beteiligt gewesen sein, die in Richtung Mittelamerika auslaufen sollten. In einem dieser Transporte stellten Sicherheitskräfte Kokain mit einem geschätzten Straßenwert von mehr als 85 Millionen US-Dollar sicher. Die Verbindungen der inhaftierten Militärs reichten demnach über Tumaco hinaus bis in benachbarte Länder wie Ecuador, wo ebenfalls Teile des Netzwerks aktiv gewesen sein sollen.

Noticias RCN berichtet, dass die drei festgenommenen Unteroffizier:innen weiterhin im aktiven Dienst standen, als sie die Informationen verkauften. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten sie ihre Position in der Marine genutzt, um regelmäßige Bewegungen von Patrouillenbooten an die bewaffnete Gruppe weiterzugeben, die wiederum Drogenrouten über den Pazifik absicherte.

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In regionalen Medien wurde der Fall mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, da Tumaco als einer der wichtigsten Umschlagplätze für Kokain in Kolumbien gilt und immer wieder Ziel von Anti-Drogen-Operationen ist. Die Marine erklärte, man werde alle internen Kontrollmechanismen überprüfen, um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, und betonte zugleich, dass die überwiegende Mehrheit der Streitkräfte loyal und gesetzestreu handle.

Die Festnahmen markieren einen weiteren Erfolg der kolumbianischen Behörden, Korruption und Infiltration in den eigenen Reihen zu bekämpfen. Dies zählt zu den größten Herausforderungen der Sicherheitskräfte.

Die Ermittlungen in Tumaco fügen sich damit in eine Reihe von Fällen ein, in denen kolumbianische Sicherheitskräfte wegen mutmaßlicher Verbindungen zu bewaffneten Gruppen oder Drogenstrukturen untersucht werden. Ob die aktuellen Festnahmen zu weitergehenden institutionellen Konsequenzen führen, bleibt abzuwarten.

Der Vorfall verdeutlicht jedoch, wie unterschiedlich die Strategien der kolumbianischen Regierung unter Gustavo Petro und der US-Regierung unter Donald Trump sind. Kolumbien setzt auf Ermittlungen und Trump auf massive Militarisierung. Zudem nimmt Trump bei Bombardierungen im Pazifik und in der Karibik zivile Opfer in Kauf.