Kuba / Politik

Kuba klagt früheren Wirtschaftsminister wegen Spionage und Korruption an

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Die Generalstaatsanwaltschaft in Kuba hat Anklage gegen Alejandro Gil  erhoben
Die Generalstaatsanwaltschaft in Kuba hat Anklage gegen Alejandro Gil erhoben

Havanna. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kuba hat am Freitag Anklage gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister Alejandro Gil erhoben. Dem Ex-Vizeministerpräsidenten werden zehn Straftaten vorgeworfen, darunter Spionage, Geldwäsche, Unterschlagung und Steuerhinterziehung.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass Gil auch wegen Bestechung, Urkundenfälschung, Geheimnisverrats sowie des Diebstahls von Staatsdokumenten angeklagt werde. Sie habe die Ermittlungen des Innenministeriums überwacht und die Anklage beim zuständigen Gericht eingereicht, so die Behörde.

Gil war im Februar 2024 entlassen worden, nachdem Präsident Miguel Díaz-Canel eine Untersuchung wegen "schwerer Fehler" angekündigt hatte (amerika21 berichtete). Der ehemalige Minister befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Er gilt als der ranghöchste Funktionär, der in Kuba seit Jahrzehnten wegen Korruption abgesetzt wurde.

Gil leitete von 2018 bis 2024 das kubanische Wirtschaftsministerium und war in dieser Funktion für die Währungsreform im Jahr 2021 verantwortlich. Die als Tarea Ordenamiento (Ordnungsaufgabe) bekannte Reform sollte das Doppelwährungssystem beenden, erwies sich jedoch als Misserfolg. Zudem führte Gil Sparmaßnahmen ein, darunter Kraftstoffpreiserhöhungen um bis zu 400 Prozent. Der ehemalige Minister galt als enger Vertrauter von Díaz-Canel, der Betreuer seiner Doktorarbeit war.

Der kubanische Journalist Félix López kritisierte das Timing der Anklage und stellte Fragen zur Regierungsverantwortung. "Alejandro Gil blieb in seinen hohen Führungspositionen, ohne dass die Geheimdienste merkten, dass er ein Spion war", schrieb López. Er forderte Aufklärung darüber, wer für die mangelnde Kontrolle verantwortlich sei.

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López warnte vor dem Ausmaß der Korruption: "Der schlimmste Feind Kubas ist jetzt die Korruption, vor der Fidel warnte, sie könne die Revolution von innen heraus demontieren."

Am Samstag meldete sich Gils Tochter Laura María Gil González überraschend in den sozialen Medien zu Wort. Sie forderte vollständige Transparenz und einen im Fernsehen übertragenen Prozess. Gil González erklärte, sie habe bisher aus "Respekt vor dem ordentlichen Verfahren" geschwiegen.

Sie kritisierte, dass die Staatsanwaltschaft nicht genügend Details zu den Spionagevorwürfen preisgegeben habe. "Was hat er getan? Auf welche Länder bezieht sich das? Welche Informationen hat er preisgegeben?", fragte sie. Die Tochter versicherte, ihr Vater bestreite die Vorwürfe und fordere selbst einen öffentlichen Prozess. "Alejandro Gil wird unter keinen Umständen ein Verbrechen anerkennen, das nicht ordnungsgemäß überprüft wurde", schrieb sie.

Die Behörden haben bisher weder einen Prozesstermin noch weitere Einzelheiten bekannt gegeben.