Die verdeckten Wahrheiten über die US-Invasion in Panama

Die Kommission 20. Dezember deckt die Tatsachen auf und zeigt den Teil der Geschichte, der 30 Jahre lang verheimlicht wurde

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Brennende Häuser in Panama-Stadt während der US-Invasion (21. Dezember 1989)
Brennende Häuser in Panama-Stadt während der US-Invasion (21. Dezember 1989)

Auch nach drei Jahrzehnten bluten die offenen Wunden der panamaischen Bevölkerung, die der Feuersturm der US-Armee verursacht hat. Der Versuch der Eliten, das größte Massaker, an das sich das Land erinnern kann, in Vergessenheit geraten zu lassen, ist gescheitert.

Diejenigen, die den Invasoren applaudierten, sie als "Retter" der isthmischen Nation feierten und willkommen hießen, verbergen das Geschehene oder versuchen, die Motive und Folgen der gegen die wehrlose Bevölkerung eingesetzten militärischen Gewalt zu verfälschen. Gleiches gilt für die militärische Führung selbst, die Vollstrecker der Aktion, und ihre Regierung,

Die Kommission 20. Dezember hat begonnen, die Tatsachen aufzudecken, die Wahrheit zu enthüllen und einen Teil der Geschichte zu zeigen, der während all der Zeit verheimlicht wurde, sagte ihr Präsident Juan Planells dem Fernsehsender TVN.

"Die Idee ist, die Wahrheit zu finden, diesen Teil der Geschichte kennenzulernen, der 30 Jahre lang verborgen geblieben ist; die Details sind unbekannt, über das Thema ist ein Schleier gelegt worden und wir wollen, dass sich das ändert und die jungen Leute die Möglichkeit haben, ihre Geschichte zu erfahren und ihre Zukunft von den Wurzeln ausgehend aufbauen zu können", erklärte er.

Die Kommission hat im Januar mit den Ausgrabungen von 14 nicht identifizierten Leichnamen begonnen, die in einem Massengrab auf dem hauptstädtischen Friedhof Jardín de Paz bestattet wurden. Mittels DNA-Untersuchungen soll ermittelt werden, um wen es sich handelt.

Ein Ziel dabei ist, dass die Familien eine Grabstätte erhalten, an der sie trauern können, denn "es ist ein unermesslicher Schmerz, einen geliebten Menschen zu verlieren und nicht einmal zu wissen, an welchem Ort des Verstorbenen gedacht werden kann", betonte Planells.

In den USA habe seit einigen Monaten die Offenlegung der Dokumente begonnen, die zahlreiche vom US-Militär gesammelte Informationen enthalten, berichtete er.

Gegen diesen Versuch, die Wahrheit aufzudecken, richten sich einige Verleumder, die den Mitgliedern der Kommission unzählige Intentionen unterstellen; unter anderem hätten sie die Absicht, die Auseinandersetzungen in der polarisierten Gesellschaft zwischen denen zu verschärfen, welche die Invasion des 20. Dezember 1989 befürworten oder ablehnen.

Planells setzt sich jedoch für die Geschichte und die Familien ein, deren Angehörige nicht zwischen den 250 ordnungsgemäß dokumentierten und identifizierten Leichnamen gefunden werden konnten, die bei den Militäreinsätzen umgekommen waren1.

Dies ist ein Thema, an dem Panamas wichtigster Handelspartner beteiligt ist, und all die Menschenrechtsverletzungen und das Leid zu schildern, das die Invasion in Tausenden panamaischen Familien verursacht hat, führt in einigen Fällen zu Unruhe, räumte er ein.

"Dennoch müssen wir diese Trauer durchleben, wir müssen uns dieser Realität stellen, wir müssen anerkennen, dass dies ein trauriger Tag in unserer Geschichte war, ein Tag, an dem wir uns eine Nacht des Friedens und der Liebe wünschten und stattdessen eine Nacht des Todes und der Zerstörung erlebten", erklärte er mit Blick auf gewisse Vorbehalte gegen die Nachforschungen.

Die Geschichte, wie sie von den Invasoren erzählt wird

"Okay, let's do it. The hell with it!", lautete die rüde Äußerung des damaligen Präsidenten George H. W. Bush (1924-2018), übersetzt: "Ok, machen wir‘s. Zum Teufel damit!"

An einem Sonntagnachmittag, dem 17. Dezember 1989, haben sich im Weißen Haus Militärs und Zivilisten gegen das panamaische Volk mit dem Ziel verschworen, die Verteidigungsstreitkräfte (die Armee) zu zerstören, General Manuel Antonio Noriega zu verhaften und eine Regierung einzusetzen, die ihre Befehle befolgen würde.

Die Details der Invasion enthüllte die Monografie "Operation Gerechte Sache" (Operation Just Cause): Die Planung und Ausführung von aufeinander abgestimmten Operationen in Panama, die 1995 vom Geschichtsbüro des Vorsitzenden der Stabschefs der US-Streitkräfte veröffentlicht wurden, mit dem Hinweis, diese hätten die Informationen selbst überprüft und bestätigt.

Das Szenario der Militäroption verfolgte demnach folgende Ziele: Das Leben der 30.000 in Panama lebenden US-Bürger zu schützen; den Panamakanal und 142 US-Verteidigungsstützpunkte im Land zu sichern; die panamaische Opposition dabei zu unterstützen, eine echte Demokratie aufzubauen; die Verteidigungsstreitkräfte (FDP) zu neutralisieren und Noriega gefangen zu nehmen.

In der erwähnten Besprechung erklärte der damalige Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, General Colin Powell, dem Präsidenten, dass die Variante, nur Noriega zu verhaften, "die Probleme Panamas" nicht löse, da es in den FDP "Klone von Noriega gibt", die ihn ersetzen könnten.

Generalleutnant Thomas Kelly, Operationschef des Vereinigten Kommandos, gab den Befehl, die Invasion um ein Uhr nachts zu beginnen. Dabei machte er sich zu Nutze, dass die Luftlandetruppen und die Spezialeinheiten für nächtliche Angriffe trainiert waren. Oder mit der Arroganz Kellys ausgedrückt: "Wir sind die Herren der Nacht."

Am Dienstag, den 19. Dezember, starteten mehr als 200 Flugzeuge von den USA Richtung Panama. Teil der Luftbrücke war auch die streng geheime F-117-A, der Tarnkappenbomber, dessen Effektivität bei dieser Invasion erprobt wurde – trotz der hohen Kosten jeder einzelnen Maschine und ihres Einsatzes. Die Luftwaffe wurde von der 82. US-Luftlandedivision unterstützt – bekannt für ihre Beteiligung an zahlreichen Invasionen in der Region –, von AWACS zur Luftraumaufklärung und -überwachung, von Tankflugzeugen für den Treibstoffnachschub in vollem Flug und Jagdflugzeugen.

Eine derart gewaltige Bewegung gefährdete die Überraschungstaktik, denn sie blieb von der US-amerikanischen Presse nicht unbemerkt. Der Medienkonzern CBS berichtete Dienstagabend um 22 Uhr, dass "militärische Transportflugzeuge der USA von Fort Bragg (North Carolina) starteten und das Pentagon es ablehnte, sich zu äußern, ob sie nach Panama fliegen oder nicht". CBS konnte lediglich die Aussage bekommen, dass das 18. Luftlandekorps von Fort Bragg durchführte, was "das Militär als eine Maßnahme zur Vorbereitung auf den Notfall bezeichnet".

Die Monografie räumte ein, dass das Geheimnis nicht ganz vollständig war, denn die Landung der Frachtflugzeuge auf der Howard Basis im Westen der panamaischen Hauptstadt alarmierte die FDP über die Militäroperation, aber sie wussten nicht, in welchem Moment sie losschlagen würde.

Kurz nach fünf Uhr am Nachmittag des Vortages erfuhr der US-Geheimdienst, dass Luis del Cid, Leibwächter von Noriega, gemeldet hatte, dass die US-Armee einen chirurgischen Angriff plane, um seinen Vorgesetzten in ihre Gewalt zu bekommen.

Die Operation war bereits entdeckt, Befehlshaber der FDP übermittelten kurz vor Mitternacht eine Nachricht an ihre Truppen: "Sie kommen. Das Ballspiel beginnt um ein Uhr nachts. Informiert eure Einheiten, nehmt eure Waffen in die Hand und macht euch bereit zum Kampf."

Die epische Darstellung in dem erwähnten Bericht des Pentagon ist unfreiwillig lächerlich, wo sie Details über die kriegerischen Streitkräfte nennt, mit denen das US-Militär konfrontiert ist: Es wurde eingeräumt, dass von den circa 12.800 panamaische Soldaten und Polizisten  gerade einmal 4.000 für den Kampf ausgebildet waren.

Die militärische Ausrüstung Panamas bestand aus 28 Panzern, einigen Aufklärungs-, Transport- und Schulungsflugzeugen sowie Helikoptern ohne Artillerie, außerdem aus Schiffen der Küstenwache und Motorbooten. Argwöhnisch fügten die US-Amerikaner hinzu, dass Noriega von 18 "Bataillonen der Würde" (Batallones de la Dignidad) unterstützt wurde, die sie als "Paramilitärs" einordneten.

Wenige Stunden vor Beginn der Gefechte lud John Bushnell, stellvertretender Leiter des US-Einsatzes in Panama, zu einem Abendessen im Quartier der Howard Basis ein. Zu Gast waren die angeblichen, von der Regierung Noriega nicht anerkannten Wahlsieger vom Mai 1989: Guillermo Endara als Präsident, Ricardo Arias und Guillermo Ford als Vizepräsidenten.

Von dort begaben sie sich zum Sitz des Südkommandos der USA (United States Southern Command) in Quarry Heights, nördlich der Hauptstadt Panamas, wo Bushnell und General Maxwell Thurman sie über die Invasion informierten, die in wenigen Stunden stattfinden würde. Im Anschluss schlugen sie ihnen vor, die neue Regierung zu übernehmen, was sie unverzüglich akzeptierten.

Wie du mir, so ich dir, lautet ein bekanntes Sprichwort, dem die Panamaer an jenem unheilvollen Tag folgten, als sie sich "den Gringos" entgegenstellten, die sie massakrieren mussten, um ihren Widerstand unter Kontrolle zu bringen. Die verborgenen Wahrheiten werden sichtbar und die Toten schreien, denn sie kommen ans Licht.

Verborgene Wahrheiten und verweigerte Gerechtigkeit

"Heute sage ich denen, die meinen Vater Octavio Rodríguez ermordet haben, einen kämpferischen Soldaten und Patrioten, dass wir nicht vergessen; doch wir vergeben ihnen, meine Mutter und ich vergeben ihnen." Dies waren die Worte von Paula, die die US-Invasion in Panama als dreijähriges Mädchen zur Waise machte. Ihr Vater hatte sich in seiner Kampfposition gegen die Angreifer am 20. Dezember 1989 in die Luft gesprengt, nicht ohne zuvor einige der zahlen- und feuerkraftmäßig überlegenen Feinde niederzuschlagen.

Sie wuchs bei ihrer Mutter Trinidad Ayola heran, auf der Suche nach verschwiegenen Wahrheiten und verweigerter Gerechtigkeit. Daher beurteilte sie die Ernennung des Jahrestages der Invasion zum Nationalen Tag der Trauer als "historisch, denn sie kennzeichnet ein Vorher und ein Nachher in der panamaischen Geschichte", für das sie 30 Jahre lang eintreten, kämpfen und warten mussten.

"Diese Entscheidung ist eine Würdigung all der Opfer, der Kämpfenden, aller, die ihr Zuhause verloren haben, die ihre Freunde verloren haben und auch derjenigen, die Opfer politischer Verfolgungen während den ersten fünf Jahre der 1990er Jahre gewesen sind“, sagte sie, die gemeinsam mit Trinidad den Verband der Angehörigen und Freunde der Opfer ( Asociación de familiares y amigos de las víctimas, Afac) leitet.

Einige Stimmen erhoben sich jedoch gegen diese Maßnahme, die sie als unvollständig bewerteten, da sie in Panama die Schließung aller öffentlichen und privaten Büros beinhalten müsste, was dieses Mal nicht umgesetzt wurde. Andere hingegen, unter ihnen Paula, betrachten es als großen Fortschritt. Mit ruhiger Stimme sagte sie: "Ein öffentlicher Dank an den Präsidenten Laurentino 'Nito' Cortizo, der heute als ein gerechter, edler und patriotischer Mann in die Geschichte eingegangen ist. Doch diesen Tag haben wir nicht allein erreicht, diesen Tag haben wir gemeinsam mit vielen Genossen geschaffen, einige sind heute hier, andere nicht. Dieser Tag hat eine lange Geschichte und begann mit einem ersten Trauermarsch im März 1990. Wir hörten niemals auf, zu demonstrieren."

Wenn sich die Panamaer heutzutage an jene höllische Dezembernacht erinnern, verschwinden die Ängste, nach und nach werden neue Geschichten enthüllt, die zuvor möglicherweise in der Intimität eines persönlichen Gesprächs geflüstert wurden, nun jedoch vor den Kameras zu einem Schrei nach Gerechtigkeit werden.

Selbst die Gegner haben die Enthüllung einiger Dokumente akzeptiert, die die Kommission 20. Dezember analysiert, um ihre Suche nach den sterblichen Überresten fortsetzen zu können, die in Massengräbern ruhen. Manche dieser Gräber wurden exakt benannt, während von anderen nur Anekdoten und Gerüchte bekannt sind.

Wer damals feierte, schweigt jetzt

Im Laufe der Invasion lieferten die einen die Toten und die anderen feierten mit Wein, während sie englisch geschriebene "Thank you"- Plakate schwenkten und den Angreifern die blutbefleckten Hände schüttelten.

Nur ein Jahr später zeigte ein Dokumentarfilm eine Frau, die die von den USA aufgezwungene Regierung bittet zu definieren, ob sie das Geschehen als "Krieg, Invasion oder Befreiung" anerkennen würde, und sie bezeichnete sie ironisch als "Regierung der Demokratie und Gerechtigkeit". Ungeachtet der damaligen Repression fragte sie in aller Öffentlichkeit: "Demokratie für wen? Gerechtigkeit für wen? Für diejenigen in den Massengräbern oder für die in der aktuellen Regierung? Für uns, die wir Hunger und Armut erleiden, oder für die, die alles haben?"

Weiteres Filmmaterial des panamaischen Regisseurs Rafael Vergara hatte die Absicht, die historische Erinnerung zu bewahren und zeigte Aufnahmen von Major Fitzgerald (sein Nachname stand auf der Uniform) mit der Pistole in der Hand, wie er einem Zivilisten in den Kopf schoss, der von den Invasoren mitten auf der Straße festgenommen worden war, während die Menschenmenge trotz der Uniformierten Gerechtigkeit forderte.

"Ungerechte Sache: Eine Vision" (Causa Injusta: una visión) lautete der Titel dieses vom Urheber selbst erzählten Dokumentarfilms, wobei er den Namen "Operation Gerechte Sache" paraphrasierte, den die Invasoren dem Einsatz gegeben hatten. Gleichzeitig erzählen die Szenen die Geschichte des Massakers an der Zivilbevölkerung, darunter auch die Sprengung eines Gebäudes, weil dessen Bewohner nicht herausgekommen waren, um sich dem US-Militär auszuliefern.

Über die Militäraktionen der Invasoren ist mehr bekannt als über die brutale Agression und über die Schäden an der Zivilbevölkerung, die tatsächliche Zahl der Toten und die Reaktionen der Panamaer, die ihr Heimatland verteidigten – allein in der Hauptstadt an etwa hundert Orten. Der Verband Afac hat deshalb alle dazu aufgerufen, ihre eigene Geschichte zu erzählen, ohne sich für ein Opfer oder einen Kämpfer zu schämen.

Die Dämonisierung der "Bataillone der Würde", einer Volksmiliz zur Wahrung der Souveränität, warf einen Schleier des Schweigens über ihre Mitglieder angesichts der Anschuldigungen wegen Gewalttaten, die das US-Militär den "Paramilitärs" vorwarf. Auch die neu eingesetzte Regierung verfolgte sie, um für eine vermeintliche Gerechtigkeit zu sorgen.

Diejenigen, die gefeiert hatten, oder die – mit den Worten eines Zeugen – "auf den Panzern der Invasionstruppen an die Macht kamen", bewahren nun Stillschweigen, wenn 30 Jahre später die Vorhänge zu fallen beginnen, die das schlimmste Massaker der jüngeren panamaischen Geschichte und den größten Militäreinsatz der USA nach der Niederlage in Vietnam verdeckt hatten.

In der Chronik "Die Invasion in Panama: Eine Heldin des (kleinen) Hiroshima" (La invasión a Panamá: Una heroína de la Little (pequeña) Hiroshima) beschrieb der kolumbianische Journalist Hernando Calvo die von den Bewohnern des Hauptstadtviertels El Chorillo durchlebten Schrecken am Beispiel des Zeugnisses einer Überlebenden, die er nur bei ihrem Vornamen nennt, Ana. Der Einsatz von Laser zur Tötung von Personen, das Verhindern der Versorgung von Verwundeten oder der Bergung gefallener Angehöriger und Freunde, die Panzer, die über lebendige oder tote, auf die Straße geworfene Körper rollen, die Flammenwerfer, wie sie die Leichen in der Nähe des Strandes verbrennen, die Massengräber ‒ dies ist das grauenvolle Szenario, das die Frau enthüllte.

Die Invasion begann mit dem Tod von Omar Torrijos

Das Dokument von Santa Fe I, auch bekannt als Konsens von Washington, bezeichnete den panamaischen General Omar Torrijos2 als eine Gefahr, unter der unausgesprochenen Annahme: "Panama befindet sich unter Kontrolle einer linken Militärregierung." Unter den Vorschlägen für den politischen Kurs der USA hieß es: "Die Regierung Carter zerstörte systematisch alle Versuche der Zusammenarbeit und Gemeinschaft in dieser Hemisphäre, mit der einzigen Ausnahme der linksextremen und brutal aggressiven Diktatur von Omar Torrijos. Diese Politik muss revidiert werden."

Zuvor legten sie ihr Interesse dar, den Panamakanal unter "den Schutz des Interamerikanischen Verteidigungsausschusses“ zu stellen, ein Leitungsinstrument des wiederbelebten Interamerikanischen Vertrages über gegenseitigen Beistand (Tiar), den die USA kontrollieren.

Aufgrund dieser Aussagen vertrat Professor Cecilio Simon die Meinung, dass der erste Schritt der Invasion der Tod Torrijos war, der in der offiziellen Version als ein dubioser Unfall präsentiert wurde, wohingegen Augenzeugen, die sich in der Gegend aufgehalten hatten, von einer Explosion in der Luft sprachen.

Unbequeme Zeugen

Der Mord an dem Fotografen der spanischen Tageszeitung El País durch einen US-Panzer, der auf Journalisten feuerte, verwandelte sich in jenen Tagen in die zentrale Anklage gegen die zweifelhafte "Gerechte Sache". Der Artikel von Maruja Torres, der Redakteurin, die mit dem getöteten Grafiker Juantxu Rodríguez zusammengearbeitet hatte, ging um die Welt.

Jahre später kehrten die Erinnerungen der Journalistin auf die Seiten der Zeitung zurück, als sie 2006 schrieb: "Ich erinnere mich an diese Weihnachtswoche von 1989 nicht wie an eine Reportage, sondern wie an einen Alptraum."

Sie berichtete, wie es in dem Durcheinander zu Zusammenstößen zwischen den Soldaten der Invasoren kam – die einen hatten das Hotel besetzt, in dem sie und ihre Kollegen sich aufhielten, die anderen kamen von draußen: "Der Panzer, der das Gefolge anführte, stellte sein Feuer ein, nachdem er einige der eigenen Leute niedergeschossen hatte. Dann machte der Geschützturm, aus dem gefeuert worden war, eine 45 Grad Drehung und zielte auf die Gruppe der Journalisten. Inmitten der Explosionen, die mich taub werden ließen, rannte ich los, ich schrie nach Juantxu, doch er war mit seiner Kamera unterwegs. Ich sah ihn nach vorne gehen und fallen. Eine Kugel durchbohrte sein linkes Auge und so starb er, die Kamera in seinen Armen. Später, nach einer nutzlosen Pressekonferenz in dem bereits obsoleten panamaischen Außenministerium, erfuhren wir, dass Guillermo Endara, die dicke Marionette von (George H. W.) Bush, in einer Militärbasis in der Kanalzone den Amtseid des Präsidenten abgelegt hatte."

Diese und andere verheimlichte Wahrheiten haben Paula Rodríguez zu ihrem versöhnlichen Aufruf bewogen: "Heute rufen wir, als Verband (Afac), alle Panamaer zur Einheit auf, auch diejenigen, die die Invasion zum damaligen Zeitpunkt als etwas bezeichneten, was sie nie gewesen ist: Gerechte Sache. Heute verzeihen wir denjenigen, die gefeiert haben, denn der Kampf hat mit der Zeit die Gewalttätigkeit des Geschehenen zeigen können."

Osvaldo Rodríguez Martínez ist Korrespondent der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina in Panama

  • 1. Wikipedia-Eintrag zur US-Invasion in Panama: Laut einem Bericht der Physicians for Human Rights kamen mindestens 300 Zivilisten ums Leben, weitere 15.000 wurden obdachlos. Nach Quellen des Pentagons wurden 516 Menschen getötet, ein internes Memo der Armee spricht von 1000 Toten. Ein unabhängiger Untersuchungsausschuss beziffert die Zahl der Getöteten mit 1.000 bis 4.000. Nach dem Dokumentarfilm The Panama Deception liegt die Zahl der Toten zwischen 3000 und 4000
  • 2. Omar Torrijos kam unter ungeklärten Umständen am 31. Juli 1981 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Unter anderem John Perkins zufolge handelte es sich dabei um einen politischen Mord durch den US-amerikanischen Geheimdienst CIA