Peru / Politik

Pedro Castillo: "Sie stellen mich als Monster dar. Ich bin der Präsident von Peru"

Exklusivinterview des spanischen Onlineportals El Salto Diario mit Pedro Castillo

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Pedro Castillo bei einer Wahlkampfveranstaltung im Mai 2021
Pedro Castillo bei einer Wahlkampfveranstaltung im Mai 2021

Pedro Castillo ist seit dem 7. Dezember im Gefängnis und sieht sich weiterhin als den rechtmäßigen Präsidenten von Peru an. El Salto konnte ihm eine Reihe von Fragen übermitteln, die der Politiker aus Chota aus dem Gefängnis heraus, in dem er inhaftiert ist, beantwortet hat. Castillo fordert einen verfassungsgebenden Prozess für sein Land und prangert die von Dina Boluarte ausgeübte Repression an.

Das Team von El Salto hat ein Exklusivinterview mit Präsident Pedro Castillo (geboren 1969 in Puña) in Barbadillo geführt, dem Hochsicherheitsgefängnis, in dem auch Alberto Fujimori inhaftiert ist, der vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Verbrechen gegen die Menschheit verurteilt wurde.

In den letzten Tagen wurde Präsident Castillo von Eugenio Zaffaroni, Richter am Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, und Guido Croxatto, Direktor der argentinischen Anwaltskammer, besucht. Beide werden Teil von Castillos Verteidigungsteam sein. Zaffaroni und Croxatto wurden vom Anwaltsteam des Präsidenten begleitet, der Anwältin Indira Rodríguez Paredes und dem Anwalt Wilfredo Robles.

Obwohl das Nationale Institut für Strafvollzug darauf bedacht war, das Treffen durch Behinderungen und Unannehmlichkeiten zu verhindern, konnte es schließlich stattfinden: Daraus stammen die Notizen, die die Grundlage dieses Interviews bilden, das zwischen den letzten Januartagen und der ersten Februarwoche mündlich und handschriftlich geführt wurde. Alle Aufnahmegeräte, einschließlich Mobiltelefone, waren ausdrücklich verboten.

Das argentinische Team, das Castillo bei den internationalen Gremien verteidigen wird, ist der Ansicht, dass die Untersuchungshaft von Castillo gegen die Menschenrechte verstößt und der jüngsten Rechtsprechung des Interamerikanischen Gerichtshofes zuwiderläuft.

Das Barbadillo-Gefängnis empfing die Delegation bei sengender Sonne. Die Beamten des peruanischen Nationalen Strafvollzugsinstituts ließen die Besucher warten. In Castillos Zelle gibt es weder Fenster noch natürliches Licht, aber er hat Zugang zu einem kleinen Gemüsegarten, in dem er Kartoffeln und Mais anbaut. In der Zelle gibt es einen kleinen Herd zum Kochen und einen Schreibtisch mit einigen Büchern. Zurzeit liest der Präsident Sun Tzu's Die Kunst des Krieges. Drinnen gibt es darüber hinaus nicht viel mehr als ein Bett und einen Fernseher, der zu seiner wichtigsten Verbindung zur Außenwelt geworden ist, abgesehen von seinem Anwaltsteam.

Fürchten Sie im Moment um Ihr Leben?

Ja, ich fürchte um mein Leben. In Peru gibt es keinerlei rechtliche, politische oder zivile Sicherheit. Ich muss sagen, dass ich nicht erst jetzt um mein Leben fürchte, sondern schon seit der zweiten Runde des Wahlkampfs um das Präsidentenamt. Seit ich im Wahlkampf war, wurde ich politisch verfolgt, die Rechten haben ihre Wut an mir und meiner Familie ausgelassen, insbesondere an meinen jüngsten Kindern und meiner Frau. Sie haben uns diffamiert, sie haben uns "terruquisiert" [Terrorismusvorwürfe gegen linke Aktivisten erheben], sie haben uns nicht erlaubt, uns zu entwickeln, weder persönlich noch im Rahmen meiner Regierung. Die Anfeindungen waren ständig, täglich und belastend. Diese Aktionen schürten Hass und Rassismus.

Ich habe Todesdrohungen von vielen Unbekannten erhalten. Meine Kinder und meine Frau ebenso. Deshalb habe ich immer versucht dafür zu sorgen, dass meine Kinder in Sicherheit sind, denn sie sind das Wertvollste, was ich habe. Sicherheit für meine kleine Tochter, für meinen kleinen Sohn, für meine große Tochter und für meine Frau.

Ich wurde mehrfach von rechtsgerichteten Leuten beschimpft, die mir vorwarfen, ein "Terrorist" zu sein. Sie wollten mich verletzen, ich würde sogar sagen, umbringen. In Tacna zum Beispiel wurde ich von mehreren Personen der Ultrarechten mit Bolzen und Metallstücken geschlagen, ich wurde verletzt, aber ich habe das nicht angezeigt. Das ist eine der deutlichsten Erinnerungen, die ich an die zweite Runde der Kampagne habe.

Ich habe auch öffentliche Drohungen erhalten, zum Beispiel von Rafael López Aliaga [ultarrechter Geschäftsmann und Bürgermeister von Lima], der offen zu meiner Ermordung aufrief. Auf seiner Kundgebung sagte er: "Tod für Castillo".

Konnten Sie mit Ihrer Frau und Ihren Kindern sprechen? Wissen Sie, wie es ihnen geht?

Nein, ich kann nicht mit meiner Familie kommunizieren. Ich weiß wenig darüber, wie es ihnen geht, und ich hoffe, es geht ihnen gut. Ich habe weder Zugang zur Kommunikation, noch das Recht, sie per Videotelefonat anzurufen. Sie sind Flüchtlinge in Mexiko. Ich würde gerne mit ihnen sprechen.

Ja, ich fürchte um ihr Leben, denn als sie in Peru waren, haben sie rassistische Vorfälle erlitten. Meine Kinder haben sich zum Beispiel nie daran gewöhnt, im Regierungspalast zu wohnen, weil das bedeutete, in ein Lima zu ziehen, zu dem sie nicht gehörten und dem sich nicht zugehörig fühlten.

Meinem Sohn wurde der Zugang zu Schulen verweigert, weil sie herausgefunden haben, dass er mein Sohn ist. Es waren Schulen, die ich aus Sicherheitsgründen gewählt habe. Man hat mir das nicht erlaubt. Mein Sohn wird am 8. Februar 18 Jahre alt, und es tut mir weh, in diesem Moment nicht bei ihm sein zu können.

Meine jüngere Tochter wurde nach der Geburtstagsfeier, die ihre Mutter und ich für sie organisiert hatten, gemobbt. Wie allen Mädchen in diesem Alter bereiteten wir ihr ein Fest, damit sie sich glücklich fühlt. Über dieses Fest wurde in den Medien berichtet, und sie wurde später in ihrer Schule und auch beim Verlassen der Schule schikaniert. Wenn sie spazieren ging, wurde sie angeschrien: "Du bist die Tochter des Esels", und sie weinte und fühlte sich schlecht. Sie haben meine jüngsten Kinder attackiert, um mich anzugreifen.

Was Yenifer betrifft, die ich als meine Tochter betrachte, so ist sie die Älteste und sehr mutig [Yenifer Paredes, Castillos Schwägerin, wird der Geldwäsche und der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung beschuldigt]. Sie stellt sich dieser Situation als die starke Frau, die sie ist. Auch sie wurde zu Unrecht inhaftiert, sie ist ein Opfer all der Misshandlungen, denen meine ganze Familie ausgesetzt ist. Auch gegen sie werden jetzt unbegründete Strafverfahren eingeleitet, sie hat ihre Freiheit verloren, und ich möchte nur, dass sie eine normale junge Frau sein kann, die ein Leben ohne Angriffe führen kann, ich möchte, dass sie glücklich ist.

Meiner Frau Lilia bin ich dankbar, dass sie in all dieser Zeit Widerstand geleistet hat, denn es war nicht leicht für sie. Oft wollte sie mit meinen Kindern nach Chota [Stadt im Departamento Cajamarca, aus der Castillo stammt] gehen, weil sie die Angriffe in dieser ganzen Region hier nicht ertragen konnte. Man machte sich über ihre Art der Kleidung lustig, über unsere andinen Wurzeln, über die Art, wie wir sprechen, es gab ethnische Diskriminierung. Sie erfuhr ständige Angriffe auf ihre Person.

Meine Eltern leiden. Meine Mutter weiß nicht, dass ich im Gefängnis bin. Sie haben sie angelogen und ihr gesagt, ich sei in einer anderen Region und würde nach Chota zurückkehren. Das ist die einzige Möglichkeit, ihre Gesundheit nicht zu beeinträchtigen. Mein Vater weiß, dass ich im Gefängnis bin, aber er hat mich noch nicht besuchen können. Ich vermisse meine Eltern sehr und würde sie gerne bald sehen, aber ich weiß, dass sie, wenn sie kommen, von der Presse angegriffen werden.

Was geschah nun am 7. Dezember? War es ein Versuch, die peruanischen Institutionen zu untergraben? Wenn das nicht der Fall war, was war an diesem Tag ihre Absicht als Präsident von Peru?

Das ist kompliziert und komplex zu erklären. Es lässt sich nicht nur politisch erklären. Ich habe nie versucht, die peruanischen Institutionen zu untergraben. Ich wollte näher an das Volk herankommen. Es war ein Tag, um den "Niemanden" einen Widerhall zu geben. Ich habe die Fahne der verfassungsgebenden Volksversammlung hochgehalten und meine Rede in Erinnerung und Treue zu den Menschen gehalten, die mich gewählt und die mir vertraut haben.

Es war eine Bekräftigung meinerseits. Ich wollte der politischen Klasse zu verstehen geben, dass die Volksmacht der höchste Ausdruck der Gesellschaften ist. Ich wollte den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Machtgruppen nicht gehorchen. Ich wollte das Volk über alles andere stellen.

Es wurde viel geredet. Ich war nicht auf der Flucht, wie die Presse behauptete, ich brachte meine Familie in die mexikanischen Botschaft, es ging alles sehr schnell. Es war allein meine Entscheidung und von niemand sonst. Ich war nervös, aber ich habe es gemacht. Nach der Botschaft an die Nation war Aníbal Torres [ehemaliger Präsident des peruanischen Ministerrats, damals Berater von Castillo] sehr verwirrt, er sah verstört aus, weil er nicht begriff, warum ich tat, was ich tat. Das gilt auch für alle anwesenden Minister, die eintrafen, als ich bereits dabei war, die Botschaft zu verlesen.

Nach der Mitteilung dachte ich als Erstes an meine Familie. Ich wollte sie bei der mexikanischen Botschaft abliefern, aber zu keinem Zeitpunkt wollte ich fliehen. Ich wollte zurückkehren. Ich wollte meine Familie in Sicherheit bringen. Wir nahmen den Kombiwagen des Präsidentenpalastes und waren unterwegs, als wir von der Polizei angehalten wurden. Es war eine völlig illegale Situation, denn ich war ja immer noch der Präsident. Meine kleine Tochter begann zu weinen, als sie auf meinem Schoß saß, ich umarmte sie und beruhigte sie, damit sie nicht mehr weinte.

Die Polizei kam mit Maschinengewehren und stoppte den Wagen. Es waren viele Polizisten und es gibt Beweise dafür, über die in den Medien berichtet wurde. Für meine Kinder war das sehr traumatisch und gewalttätig. In diesem Moment bat ich die Beamten, meine Familie nicht einzuschüchtern, dass ich aussteigen würde und dass es keinen Grund für Gewalt gäbe. Also stieg ich aus dem Auto aus, Aníbal Torres ebenfalls, und verteidigte mich. Ich fühlte mich sehr verwirrt, ich dachte nicht mehr wie ein Präsident, ich dachte nur noch wie ein Familienvater. Aníbal Torres bewies zu jeder Zeit Standhaftigkeit und wusste, wie er mich zu orientieren hatte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Dann erinnere ich mich an Momente, in denen mein Blutzucker anstieg. Ich habe ein Hörproblem, ich benutze ein Hörgerät, ich konnte die Hinweise, die mir gegeben wurden, nicht hören, es gab einen Moment, in dem ich nur noch Stille hörte. Es war sehr verwirrend, ich fühlte mich nicht wohl. Ich habe nur an meine Familie gedacht.

Es sei darauf hingewiesen, dass der Staatsanwalt bei meiner Verhaftung zu keinem Zeitpunkt anwesend war und dass es kein rechtliches Verfahren für mich als Peruaner mit seinen Rechten und erst recht nicht für mich als Präsident gab, denn ich war immer noch Präsident und bin weiterhin Präsident. Für dieses gewalttätige Verhalten war [Harvey] Colchado1 verantwortlich. Am nächsten Tag brachten sie mich zur Diroes [Nationale Abteilung für Sondereinsätze], und da erst kam der Staatsanwalt.

Was halten Sie von denjenigen, die meinen, dass sie einen "Selbstputsch" begangen haben?

Das ist ein Diskurs, der von der Rechten geschaffen wurde. Sie verkennen die Realität, sie sind so unwissend, dass sie ihre eigenen Geschichten erfinden, die sie selbst wiederholen und ständig wiederholen, ohne die korrekte Arbeit eines investigativen Journalismus zu leisten. Die traditionelle Presse in Peru ist eine Schande. Sie haben versucht, meine Familie zu zerstören, und sie zerstören viele andere Menschen, die sich dieser De-facto-Regierung widersetzen. Die Presseverantwortlichen scheinen mir die wahren Ignoranten zu sein, und die sind es auch, die sagen, es sei ein Selbstputsch gewesen, nicht das Volk.

Sind Sie Opfer eines Komplotts? Wer hat dieses Komplott organisiert?

Ja, ich bin Opfer eines Komplotts. Es wurde hauptsächlich von der peruanischen Rechten organisiert, die den Interessen der internationalen Rechten, den neoliberalen und imperialistischen Gruppen dient. Sie hatten und haben alle ihre wirtschaftlichen und politischen Machtmittel eingesetzt. Dazu gehört auch die peruanische Presse, die ebenfalls diesen Interessen folgt.

Wir einfachen Leute, die wir in die Politik gegangen sind, um die Dinge zu verändern, sind vom ersten Moment an mit deren Interessen zusammengestoßen. Das ist eine Tatsache. Ich bin der erste Präsident vom Land, Lehrer und Bauer. Sie wollten mich nie in der Regierung haben, und ich wurde vom Volk in einer popularen Wahl gewählt, meine Wahl war demokratisch. Das haben sie mir nie verziehen.

Seit wann hatten Sie das Gefühl, dass die peruanische Rechte Sie loswerden will?

Man wollte mich vom Beginn der zweiten Runde der Wahlen an vernichten. Die ganze Zeit, jeden Tag, war ich Angriffen auf meine Ehre und mein Image als Kandidat ausgesetzt. Deshalb wollte ich der traditionellen Presse auch nie Interviews geben. Ich habe dem wahren Journalismus in den Regionen und der alternativen Presse Interviews gegeben, die echte Fragen mit Inhalt gestellt haben und nicht nur, um sich ihre Zeit mit Beleidigungen und derartigen Gemeinheiten zu vertreiben.

Die gesamte wirtschaftliche und politische Macht hat das Narrativ eines Wahlbetrugs geschaffen und die Menschen belogen. Sie gaben Studien von Anwälten in Auftrag, die den Interessen der Rechten entgegenkommen, um die Ungültigkeit der Stimmen meiner Geschwister im Süden zu fordern, und das Volk kämpfte für seine Stimmen, indem es Märsche, Mahnwachen und Sitzstreiks vor dem Nationalen Wahlgericht in meinem Land abhielt.

Wir alle haben es zusammen geschafft, dass die Volksmacht respektiert wird. Aber sie haben mich nie regieren lassen und immer versucht, meine Regierung zu zerstören.

Sie hatten immer Angst, dass wir die Macht übernehmen würden, denn sie wussten, dass sie ihre Privilegien verlieren könnten. Sie können Geld haben, sie können die Medien haben, aber sie haben nicht das Herz des Volkes und das werden sie auch niemals haben.

Was ist die Rolle der extraktivistischen, neoliberalen und kapitalistischen Oligarchie?

Aus Angst, dass wir ihre Verträge überprüfen könnten, haben sie eine putschistische Rolle übernommen. Ich war dabei, alle Verträge der extraktivistischen, neoliberalen und kapitalistischen Bergbauunternehmen zu überprüfen. Sie alle haben die Rolle von Putschisten gespielt. Dafür gibt es verschiedene Beispiele.

Das Budget, das alle Regierungen früher dafür verwendet haben, um die Presse zu bezahlen, haben wir in meiner Regierung dafür verwendet, es der Bildung zukommen lassen zu können. Dazu war ich fest entschlossen und wir haben uns daran gehalten. Deshalb hat mich die Presse angegriffen und tut dies auch weiterhin.

Die Presse hat hohe Schulden bei der Nationalen Aufsichtsbehörde für Zoll und Steuerverwaltung [Superintendencia Nacional de Aduanas y de Administración Tributaria - Sunat]. Die zahlen ihre Zinsen nicht und das können Sie auf folgenden Plattformen überprüfen: Panamericana, América TV, Latina TV, ATV und Willax, dem Sender mit den meisten Verleumdungsdelikten in diesem Land. Das ist ein "Piratensender".

Was die Gebühren angeht, so ist es mir gelungen, diese beim Zoll, bei der Ölindustrie und im Seeverkehr zu erheben. Bei der Vertragsverlängerung musste ich darauf achten, dass es Mindestparameter gibt. Es gibt viele Verträge, die ich nicht neu verhandeln konnte, weil die Verfassung mir das nicht erlaubt, da es sich um Verträge handelt, die die Vorgängerregierungen per Gesetz abgeschlossen haben, wie zum Beispiel der Vertrag von Francisco Sagasti von der Partido Morado, der den Vertrag mit Peru Rail verlängert hat, während die Bevölkerung von Cusco diesen nicht neu verhandeln wollte. Peru Rail ist im Besitz von Rafael López Aliaga. Meine Regierung und ich wollten den Vertrag an die Bevölkerung von Cusco zurückgeben, indem wir einen Verbund gründeten.

In Puno wollten meine Regierung und ich das Camisea-Gas und das Lithium der Region retten. Das ganze Problem hat mit Lithium zu tun. Der Imperialismus will Lithium, und meine Regierung wollte das Lithium dem Volk geben.

Ich wollte auch die Verträge neu aushandeln, damit wir nationalen und nicht transnationalen Unternehmen eine Möglichkeit geben können. Wir wollten auch einen größeren Etat für Düngemittel für alle Viehzucht- und Landwirtschaftsregionen bereitstellen, aber auch das hat man uns nicht tun lassen. Es gibt viele Beispiele.

Siebzig Prozent des Titicacasees gehören einem Unternehmen, ebenso die Flughäfen, Straßen und Mautstellen. Alles gehört transnationalen Unternehmen. Sie haben all das unter Beschlag genommen und es unterliegt einer Verfassung und Gesetzesdekreten, die diesen Raub unseres Territoriums, unserer Ländereien und unserer öffentlichen Straßen legalisiert haben.

Meine Regierung hat mehr als 76 Gesetzesprojekte zur Rückgewinnung des Landes vorgelegt und keiner wurde vom Kongress angenommen. Das ging so weit, dass der Vorschlag meiner Regierung, ein Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation einzurichten, nicht angenommen wurde. Wir wollten eine Fluggesellschaft unter nationaler Flagge, die Einrichtung und das Budget für drei Flughäfen und sie legten all dem viele Hindernisse in den Weg. Sie haben mich nie regieren lassen.

Inwieweit hat Ihre Position in Bezug auf Konzessionen für Bergbau- und Ölgesellschaften die Ereignisse beeinflusst? Haben europäische multinationale Unternehmen, konkret spanische, eine Rolle beim Druck auf Ihr Amt gespielt?

Was die multinationalen Unternehmen, vor allem in Europa, betrifft, so fallen mir die Außenminister und Botschafter ein. Das ist ein Raum von heiligen Kühen. Die Botschaften sind eine elitäre Welt, anders als das Volk. Meine Regierung wollte eine Änderung der Bedingungen für den Zugang zur peruanischen Diplomatie in Gang bringen, aber das haben sie nicht zugelassen. In diesem Bereich gibt es eine Menge Elitismus und Macht. Es gibt nur wenige Botschafter, die wirklich ein Gefühl für den Schutz des peruanischen Volkes haben. Ihnen gilt mein tiefer Respekt und meine Bewunderung. Aber auch die Botschaften haben sich mit den transnationalen Unternehmen verbündet, und in Europa sogar noch mehr. Die transnationalen Unternehmen, die die Umwelt am meisten verschmutzen, sind die chinesischen, und sie sind auch diejenigen, die am meisten schulden und ausbeuten.

Wer ist, im Licht der Ereignisse, Dina Boluarte? Wie war Ihre Beziehung zu ihr vor dem 7. Dezember?

Ich habe Dina Boluarte kennen gelernt, weil Perú Libre sie als Vizepräsidentin vorgeschlagen hat. Ich habe sie virtuell getroffen. Sie hat in der ersten Runde keinen Wahlkampf gemacht, ich habe sie erst in der zweiten Runde persönlich getroffen. Alle sagten mir, dass sie keine Leute hatte, die sie unterstützten, aber dass sie sehr bestimmend auftrat und [Vladimir] Cerrón sie ausgewählt hat. Ich wusste nicht, was für ein Mensch sie war, erst im Lauf der Zeit wurde mir die Niederträchtigkeit dieser Frau bewusst.

Man versicherte mir, dass sie Demokratin ist, aber das war bloßer Schein. Später wurden die wahren Interessen deutlich. Sie war und ist berechnend und ehrgeizig. Sie hatte keine Basis, wie ich schon sagte, niemand kannte sie, niemand in ihrer Region wollte sie, weil, wie ich später herausfand, sie extrem rassistisch und von Klassendünkel geprägt ist. Sie hängte sich an den Kampf dran. Ich habe sie bekannt gemacht, weil ich Zugang zur Basis des Volkes hatte. Sie klammerte sich an ihre Tätigkeit als Ministerin im Ministerium für Entwicklung und soziale Eingliederung und wollte nicht mehr loslassen. Wir hatten deswegen viele Auseinandersetzungen. Sie weinte, um nicht ihres Postens enthoben zu werden, sie sagte, sie habe Familie, und manipulierte uns auf diese Weise. Sie hat es immer geschafft, dass wir sie nicht aus dem Amt entfernen.

In welchem Verhältnis steht Boluarte derzeit zum Fujimorismus und zur peruanischen Oligarchie? Haben sie sich verbündet?

Sie hat mit dem Fujimorismus zusammengearbeitet, sie alle haben das Komplott organisiert. Sie hat seine Unterstützung und das weiß ich sehr gut. Alles war mit der Polizei und den Streitkräften vorbereitet. Sie, die Staatsanwaltschaft, die peruanische Rechte und insbesondere der Fujimorismus. Ich weiß jetzt, dass sie schon vor dem 7. Dezember 2022 eine gewisse Nähe zur peruanischen Rechten gezeigt hat. Sie hatte und hat Freundschaften innerhalb der Rechten. Sie haben sich verbündet, miteinander geredet, und das war schon vorher so, wie ich jetzt weiß. Sie stellte Leute aus dem Fujimorismus im Ministerium ein, gab aber nie denjenigen eine Chance, die aus dem Volk und aus den Regionen kommen. Und jetzt, wo sie entlarvt ist, hat sie die schlimmsten Menschenrechtsverletzer aus der Rechten ins Kabinett geholt. Die Liste ist bekannt. Sie hat nur so getan, als sei sie eine Demokratin, bis nun ihre wahre Persönlichkeit zum Vorschein gekommen ist: Diktatorin.

Ist jetzt der Zeitpunkt, um die fujimoristische Verfassung von 1993 zu reformieren?

Dies ist der verfassungsgebende Moment. Wir werden nicht danach suchen, die Geschichte sucht nach uns. Das Volk will eine Änderung der Verfassung, das Fujimori-Erbe loswerden. Ich bekräftige, dass wir eine verfassunggebende Volksversammlung brauchen.

Was halten Sie von der Entscheidung des Kongresses, die Wahlen nicht vorzuziehen?

Der Kongress ist delegitimiert. Sein Handeln ist nicht mit den Völkern abgestimmt. Die Mehrheit folgt den Drehbüchern, die in den Medien verbreitet werden. Warum halten sie zum Beispiel keine Plenarsitzung in einer Region ab? Sollen sie doch nach Ayacucho, Puno, Apurímac, Ica, Cusco gehen, Regionen, in denen die Polizei und die Streitkräfte morden. Das Volk dort würde ihnen sagen, was es denkt. Sie sollten aus der Blase des Kongresses herauskommen, um zu erfahren, was das Volk wirklich denkt.

Welche Rolle hat Ihrer Meinung nach der Rassismus bei den Ereignissen im sozialen Aufstand in Peru gespielt?

Der historische Rassismus, den Peru erlebt hat und immer noch erlebt, wie auch der Klassendünkel und die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sind der Grund für das Massaker und die zahlreichen Rechtsverletzungen, die wir im heutigen Peru erleben, und die die Anwälte, da bin ich mir sicher, entschlossen und mutig auf die internationale Ebene tragen werden.

Wie schätzen Sie die Rolle der Bäuerinnen und Landfrauen bei den Protesten ein? Glauben Sie, dass die Macht der sozialen Anführerinnen derzeit Gewicht hat?

Die Beteiligung der Frauen in diesem Zusammenhang ist historisch. Ich weiß, dass es viele Frauen gibt, die sich selbst überwinden müssen, um zu sagen, was sie denken. Der Kampf der Frauen ist permanent. Frauen sind Visionärinnen. Frauen sind Kämpferinnen, Frauen vom Land, Frauen aus der Stadt, die sich mit dem Volk und dem Land solidarisieren, sie alle haben eine tausendjährige Kraft mit der Identität, ihr Heimatland zu verteidigen. Sie sind Tawantinsuyanas [Bezug auf das Quechua-Wort für das Inka-Reich].

Welche Schritte müssen Ihrer Meinung nach unternommen werden, um die politische Gewalt gegen Boluartes Gegner zu beenden?

Die Verfassung muss in dem dafür nötigen Zeitraum geändert werden, das ist der Weg, den das Volk braucht, und deshalb habe ich mich [in Bezug auf die Ereignisse vom 7. Dezember] mit dieser Botschaft an die Nation gewandt. Ich habe die Rechte der am meisten vergessenen Völker eingefordert, der Völker, die wir 500 Jahre lang in Unterdrückung gelebt haben.

Die Rechte wird uns immer verfolgen, sie werden uns immer beseitigen wollen. Und das ist etwas, worüber ich hier, wo ich inhaftiert bin, im Gefängnis, ohne Familie, nachdenke und immer mehr reflektiere. Da meine Familie ebenfalls verfolgt wurde, verinnerliche ich dies als Präsident und als Mensch. Es ist auch wichtig zu sagen, dass die politische Gewalt weitergehen wird, wenn diese Diktatur fortbesteht. Dina Boluarte ist ein Spielzeug der Rechten, sie ist jemand wie Keiko Fujimori, die berechnend, zweckorientiert, ohne Werte ist, die sich an den Meistbietenden verkauft, und jetzt hat sie sich an die Rechte verkauft, an die ranzigste und schmutzigste Rechte. Sie ist eine Frau, die wegen Menschenrechtsverletzungen und vor allem wegen Verbrechen gegen die Menschheit ins Gefängnis gehen wird. Sie wird ins Gefängnis gehen, und die internationale Justiz wird ihren Teil dazu beitragen, weil das Volk es so fordert.

Haben Sie seit Beginn dieses Prozesses die Unterstützung der lateinamerikanischen Staats- und Regierungschefs verspürt? Gauben Sie, dass deren Proteste gegen den von Ihnen erlittenen Staatsstreich die Situation umkehren könnten?

Die Geschwister Amtsträger der verschiedenen Länder haben sich mit Peru solidarisiert und es ist wichtig, demokratischen Ländern wie Bolivien, Argentinien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Ecuador sowie den Völkern von Guatemala, Kuba, Italien, Griechenland, Frankreich, Deutschland und verschiedenen anderen Ländern zu danken. Ich glaube sehr wohl, dass die internationale Solidarität diese Situation ändern kann.

Wie bewerten Sie die Berichterstattung, die von Spanien aus gemacht wird?

Was Spanien betrifft, so danke ich zunächst dem Bruder Pablo Iglesias für seinen Solidaritätsbrief, den er seitens Podemos als politischer Partei geschickt hat, wir kennen seinen Werdegang. Wir danken auch der Zeitung El Salto, die den Mut hat, meine Geschichte in Europa zu erzählen. Ich habe erfahren, dass ihr Journalist Julio L. Zamarrón von der Polizei verletzt wurde, ich möchte ihm und all den Menschen meine Solidarität bekunden, die unter diesen Übergriffen leiden.

Welche Botschaft würden Sie gerne nach Spanien senden, insbesondere an Ihre Landsleute, die in unserem Land leben?

Meinen Landsleuten in Spanien möchte ich sagen, sie sollen verbreiten, was in unserem Land geschieht. Nicht nur die Ungerechtigkeiten, die mir als Präsident widerfahren, sondern auch die schweren Menschenrechtsverletzungen, die diese illegale De-facto-Regierung begeht. Lasst uns solidarisch sein und nicht gleichgültig. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um das Brudervolk von Mexiko zu bitten, meine Familie mit großer Menschlichkeit zu empfangen. Man hat mich daran gehindert, mit ihnen zu sprechen, ich habe keinerlei Kommunikation, sie erlauben mir nicht einmal einen virtuellen Anruf, absolut nichts. Sie, meine Kinder, Yenifer, meine jüngeren Kinder und Lilia, meine Frau, wurden von der gesamten Macht der Presse und der peruanischen Rechten verfolgt und schikaniert.

Wie war die Reaktion der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der USA und der Europäische Union, auf Ihren Fall? Und wie sehen Sie das Engagement dieser Organismen angesichts der systematischen Menschenrechtsverletzungen in Peru?

Die USA arbeiten mit der Europäischen Union zusammen, um unsere Länder, die Völker, die Gemeinschaften zu unterdrücken. Deshalb wollen sie mich ins Gefängnis stecken, und deshalb schweigen die Machthaber dort zu den systematischen Menschenrechtsverletzungen in Peru: Ermordungen, Verhaftungen, Verletzungen und politische Verfolgung von Führungspersönlichkeiten wie in meinem Fall und von so vielen anderen.

Als ehemaliger Präsident von Peru ... Welchen Ausweg sehen Sie aus der derzeitigen Situation der sozialen Explosion in Ihrem Land?

Ich betrachte mich immer noch als Präsident von Peru, und als Peruaner erkenne ich diese völkermörderische Regierung nicht als Vertretung Perus an. Ich spreche nicht nur als Präsident, ich spreche als Peruaner, diese diktatorische Regierung vertritt uns nicht.

Glauben Sie, dass Sie eines Tages wieder Präsident von Peru sein werden?

Ich betrachte mich nach wie vor als rechtmäßigen, durch den Willen des peruanischen Volkes gewählten Präsidenten.

Was denken Sie über die exzessive Gewaltanwendung durch Staatsbedienstete? Glauben Sie, dass Peru heute eine Diktatur ist?

Die übermäßige Anwendung von Gewalt... es ist nicht nur das, was geschieht. Es ist ein Massaker. Sie bringen meine Landsleute um. Geschwister, mit denen ich ganz Peru durchquert habe, Arequipa, Cusco, Ayacucho. Ja, ich glaube, dass Peru Staatsterrorismus seitens dieser Regierung erlebt und eine Diktatur ist.

Was ist Ihre Meinung zu den massiven willkürlichen Verhaftungen in Peru?

Die willkürlichen Verhaftungen sind ein Beweis für die Diktatur von Dina Boluarte. Ihre Hände sind mit Blut befleckt und auch mit politischen Gefangenen. Brüder und Schwestern Anführer, besonders in den Regionen, die am stärksten betroffen sind, werden heute verfolgt oder inhaftiert, wie in Ayacucho. Diese De-facto-Regierung hat Bewohner Ayacuchos verletzt, inhaftiert und ermordet. Deshalb bitte ich um Solidarität mit dieser geschundenen Region.

Wie bewerten Sie die von der Regierung Boluarte vorgebrachten Terrorismusvorwürfe?

Terrorismus ist etwas psychosoziales und eine Lüge, die diese Regierung benutzt, um uns Oppositionelle zum Schweigen zu bringen. Mich haben sie seit dem zweiten Wahlgang als Terrorist bezeichnet. Als ich Präsident wurde, haben sie uns beleidigt und beschimpft, sie haben uns in der Presse Terroristen genannt, und jetzt sperren sie mich wegen eines Vergehens der Rebellion ein, das ich nicht begangen habe.

Wie würden Sie Europäern den Begriff "Terruqueo" erklären?

Terruqueo ist jede Aktion, die denjenigen, der das System kritisiert, als Terrorist bezeichnet, und das geht von den peruanischen rechten Machtgruppen aus: Presse, Polizei oder Staatsanwaltschaft. Das fängt bei Beleidigungen an und kann mit der strafrechtlichen Verfolgung von unschuldigen Menschen wegen Terrorismus enden, wie in meinem Fall und allen Fällen von Anführern. Sie sehen mich als ein Monster, das ist es, was die internationale Presse als Schilderung geschaffen hat. Ich bin der von den Peruanern durch Abstimmung des Volkes gewählte Präsident. Ich bin kein Terrorist und habe die mir vorgeworfene Straftat der Rebellion oder Verschwörung nicht begangen, ich habe in meinem Leben noch nie eine Waffe angefasst.

Was denken Sie über die Menschen, die wegen der Forderung nach einer neuen Verfassung inhaftiert sind?

Ich bin in dieser Strafanstalt inhaftiert, ohne Kontakt zur Außenwelt, sie verfolgen meine Familie, meine Anwälte, einfach alle. Ich bin hier für das, woran ich glaube, ich habe dem Land in der Botschaft an die Nation gesagt, dass eine verfassungsgebende Volksversammlung notwendig ist, um eine neue Verfassung zu bekommen, und ich gebe diesen Traum nicht auf und bewundere den Mut all meiner Landsleute und Geschwister, die inhaftiert und ermordet wurden, weil sie das Gleiche gefordert haben. Sie sind die Helden des Landes und ich bekunde meine Solidarität mit den Familienangehörigen.

Wie ist ihr aktueller Status?

Ich bin für 18 Monate zu Unrecht in Untersuchungshaft für ein Delikt der Rebellion, das ich nicht begangen habe. Die Staatsanwaltschaft und die peruanische Justiz haben mich hinter Gitter gebracht. Sie haben viele Verfahren gegen mich eingeleitet, die keine Daseinsberechtigung haben. Alle Strafverfolgungsakten sind das Ergebnis der fehlerhaften und illegalen Anwendung des Justizsystems, sie benutzen den Justizapparat, um Menschen zu kriminalisieren, die wir Peru verändern wollen und als Feinde der Machtapparate angesehen werden.

Ich habe mehr als 60 Fallakten für ein und dasselbe Vergehen, das laut Staatsanwaltschaft in Korruption besteht. Alles wegen einer einzigen Handlung. Das ist illegal. Sie werden weiterhin Verfahren gegen mich einleiten. Ich bin jedoch nicht deswegen inhaftiert, sondern wegen des Strafverfahrens, das die Staatsanwaltschaft und die peruanische Polizei gegen mich wegen Rebellion und Verschwörung eingeleitet haben. Sie sagen, dass ich zu den Waffen gegriffen habe, aber das ist eine Lüge. Ich habe nie eine Waffe angefasst und werde dies auch niemals tun. Ich habe keine Straftat begangen. Dies geschieht auch in so vielen anderen Ländern mit Kollegen Ex-Präsidenten, wie Cristina Kirchner in Argentinien, Lula in Brasilien, Rafael Correa in Ecuador und anderen.

Worauf stützt sich Ihre Verteidigung?

Ich habe von Anfang an die Verletzung meiner Rechte auf ein ordnungsgemäßes Verfahren erfahren. Meine Anwälte kämpfen für meine Freiheit und einen fairen Prozess. Ich möchte meinem Anwaltsteam danken, das sich nach und nach aus angesehenen nationalen und internationalen Anwälten gebildet hat: Das Hauptanwaltsteam besteht aus dem Nationalen Menschenrechtsnetzwerk unter der Leitung des venezolanischen Anwalts Asdrubal Gonzales.

Ich werde auch von dem peruanischen Anwalt Wilfredo Robles und seit kurzem von den Straf- und Menschenrechtsanwälten Indira Rodríguez, Eugenio Zaffaroni und Guido Croxatto unterstützt. Sie alle sind Fachleute, die sich für die Menschenrechte einsetzen und Erfahrung in der Verteidigung im Rahmen von Strafverfahren haben, bei denen es um Rechtsverletzungen geht.

Sie haben komplexe Fälle verteidigt, und deshalb habe ich sie zusammengerufen und ausgewählt. Sie sind sehr professionell und auch fest davon überzeugt, dass das, was in Peru passiert, schwerwiegender ist, als bekannt ist. In Peru existiert der Rechtsstaat nicht mehr. Alle meine Rechte sind verletzt worden.

Ich werde zudem von den Rechtsanwälten Nicolás Bustamante, Eduardo Pachas, Sifuentes und Walter Ayala bei der Verteidigung in den Fällen der Staatsanwaltschaft von falschen Korruptionsvorwürfen begleitet. Ich bin dankbar, dass sie ein Habeas Corpus zur Verteidigung meiner Freiheit, zum Schutz meiner Rechte und auch zur Rücknahme meiner Absetzung eingelegt haben. Jeder einzelne von ihnen ist im verfassungsrechtlichen und im strafrechtlichen Bereich für meine Verteidigung und meine Freiheit zuständig. Alle meine Anwälte koordinieren sich für die Verteidigung meiner Rechte.

Vieles ist in tendenziöser Art und Weise über meine Anwälte gesagt worden, über die Anzahl der Anwälte, darüber, dass es viele sind. Es ist wahr, es ist offensichtlich, dass ich angesichts so vieler Verletzungen meiner Rechte ein mutiges Anwaltsteam für meine Verteidigung und meine Freiheit brauche. Sie erfahren Verfolgung und Diffamierung, sie werden von der traditionellen Presse, die der peruanischen Rechten zuarbeitet, schikaniert.

Richter César San Martín war der Richter, der Alberto Fujimori, den größten Diktator der letzten Jahre, wegen Verbrechen gegen die Menschheit ins Gefängnis brachte. Dafür wurde er bewundert. Heute verliert dieser Richter jede Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit, da er mich als einen Kriminellen verurteilt und nicht der Aufgabe eines fairen Richters gewachsen ist, der er sein sollte. Ich bin der Präsident von Peru und werde für ein Verbrechen der Rebellion inhaftiert, das ich nicht begangen habe.

Das Interview erschien am 7. Februar 2023 bei elsaltodiario. Organisiert und geführt wurde es von Julio Zamarrón in Lima, Peru, unter Mitarbeit von Irene Zugasti Hervás und Pablo Elorduy in Madrid

Lizensiert unter CC BY-SA 3.0 ES

  • 1. Mitarbeiter der Generaldirektion des Nachrichtendienstes der Nationalpolizei, Leiter des Sonderteams, das gegen Castillo und sein Umfeld ermittelt