Dossier Nr. 87 des Tricontinental: Institut für Sozialforschung
Teil II: Warum existiert der Geist von Bandung heute nicht mehr?
70 Jahre nach der Konferenz von Bandung lohnt es sich zu fragen, ob der Geist von Bandung noch intakt ist, wenn auch nur als ätherischer Nebel im Globalen Süden. Das ist das Ziel dieses Dossiers, das eher ein erweiterter Essay mit einigen Provokationen ist als die Frucht eines langfristigen Forschungsprogramms.
Wir hoffen, damit Diskussionen anzuregen.
Nostalgie
Im April 1965 veranstaltete die angeschlagene Regierung Sukarno eine Konferenz zum zehnjährigen Bestehen des Landes mit Delegierten aus siebenunddreißig Ländern. Dieses Treffen war jedoch nur ein blasser Abglanz der ursprünglichen Konferenz: Indonesien hatte seine Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen im Januar ausgesetzt, und das Militär sollte im Oktober Sukarno stürzen. Der Versuch, 1965 eine zweite Afro-Asiatische Konferenz in Algier, Algerien, abzuhalten, musste aufgrund des Sturzes von Ben Bella im Juni 1965, der chinesisch-sowjetischen Auseinandersetzungen und der Meinungsverschiedenheiten zwischen den neuen unabhängigen afrikanischen Staaten abgesagt werden, wobei die Casablanca-Gruppe eine stark ausgerichtete Form des Panafrikanismus anstrebte und die Brazzaville-Gruppe eine engere Bindung an die alten Kolonialherren befürwortete.
Da viele der Institutionen, die aus der Konferenz von Bandung hervorgingen, intakt blieben und in den kommenden Jahrzehnten einen deutlichen Einfluss auf das Weltgeschehen haben sollten, war das Scheitern einer zweiten Konferenz nicht so tiefgreifend wie es auf den ersten Blick scheint. Was den Geist von Bandung letztlich zerstörte, war die Schuldenkrise, die die Länder der Dritten Welt in eine permanente Situation der Verschuldung und Geldknappheit katapultierte und ihre Entwicklungsbestrebungen torpedierte. Damit war der Geist von Bandung dann verpufft.
Die Schuldenkrise der Dritten Welt war selbst ein Indiz für die Unfähigkeit des Bandung-Geistes, in kurzer Zeit die materielle Grundlage der neokolonialen Arbeitsteilung zu überwinden. Die subjektiven Voraussetzungen für Zusammenarbeit und Austausch waren zwar vorhanden, nicht aber die objektiven Bedingungen. Die gesamte Infrastruktur, die die neuen unabhängigen Staaten geerbt hatten, war vom Imperialismus errichtet worden, um die Ausplünderung der Peripherie durch die Metropolen zu erleichtern. Im Jahr 1963 waren über 70 Prozent der Exporte aus den Entwicklungsländern für die Industrieländer bestimmt.1
Die alten Handelsbeziehungen innerhalb dessen, was wir heute den Globalen Süden nennen, waren durch den Kolonialismus unterbrochen worden, und es war keine leichte Aufgabe, sie wiederherzustellen. Außerdem machten die neuen unabhängigen Staaten nur einen kleinen Teil des Welthandels aus, obwohl sie die Mehrheit der Weltbevölkerung beherbergten. Ihr niedriger technologischer Entwicklungsstand verhinderte zudem einen effektiven Austausch von technischem Know-how.
Jeder der neuen unabhängigen Staaten im Bandung-Prozess hatte eine eigene Art der Kapitalbildung und eine eigene Klassenstruktur, und sie alle blieben durch die vom Imperialismus bestimmte internationalen Arbeitsteilung voneinander isoliert.2
Da die neuen unabhängigen Staaten nicht in der Lage waren, das Muster der kolonialen Unterentwicklung und den imperialistischen Ansturm von Putschen und Aufstandsbekämpfung zu überwinden, leitete die Schuldenkrise in der Dritten Welt den Übergang vom Geist der Zusammenarbeit zum Gesetz der Konkurrenz ein. Diese Krise wurde genutzt, um die Peripherie zu spalten und zu disziplinieren und sie zu Bedingungen, die für das multinationale Kapital günstig waren, wieder in einen globalen Markt einzugliedern.3
Im Jahr 2005 nahmen fast alle Länder Afrikas und Asiens - 106 von 177 - am fünfzigsten Jahrestag des asiatisch-afrikanischen Gipfeltreffens in Bandung teil (Israel war nicht eingeladen, ebenso wenig Australien oder Neuseeland, aber die meisten pazifischen Inselstaaten und Palästina nahmen teil), und mehrere lateinamerikanische Länder waren als Beobachter anwesend. Die Regierungschefs verließen das Hotel Sovay Homann und gingen die Asiatisch-Afrikanische Straße (benannt im Gedenken an die erste Konferenz) entlang zum Tagungsort, so wie es ihre Vorgänger fünfzig Jahre zuvor getan hatten. Die Versammlung war von Nostalgie durchdrungen, aber auch von dem Gefühl, dass sich die Welt im Umbruch befindet, obwohl diese Konferenz inmitten des hässlichen Krieges gegen den Terror stattfand, der bereits Afghanistan und den Irak zerstört hatte und bald eine Reihe anderer Länder in Schutt und Asche legen würde (einschließlich Indonesien selbst, wo die Bombenanschläge vom Oktober 2002 auf Bali den Krieg gegen den Terror nach Südostasien gebracht hatten).
Das Abschlusskommuniqué "Eine neue asiatisch-afrikanische strategische Partnerschaft" war durchsetzt von neoliberalen Konzepten des komparativen Vorteils und von Entwicklungszielen - eine Abkehr von der antiimperialistischen Logik der ursprünglichen Erklärung. Der Geist von Bandung, der hier zur Schau gestellt wurde, war gut in Flaschen abgefüllt worden; er lag nicht in der Luft. Es geht also nicht nur darum, das Gespenst von Bandung wiederzubeleben, sondern seinen Geist wiederzufinden.
Die neue Stimmung im globalen Süden
Erst mit dem Einsetzen der Dritten Weltwirtschaftskrise (2007-2008) setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Westen den Aufstieg des Globalen Südens weder zulassen noch ermöglichen würde. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand 2009 der "Brics-Prozess" (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), der 2025 um fünf weitere Länder (Ägypten, Äthiopien, Indonesien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate) und dreizehn Partnerstaaten erweitert wurde.4
Während bei den ersten Brics-Gipfeln die Süd-Süd-Kooperation bzw. Handel und Investitionen zwischen den Ländern des Globalen Südens im Mittelpunkt standen, wurde bei den nachfolgenden Gipfeln die Idee der wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Globalen Norden und die Idee des politischen Multilateralismus anstelle der von den USA betriebenen Unipolarität wieder aufgegriffen. Sechzehn Jahre sind nicht genug Zeit, um das Brics-Projekt einer umfassenden Bewertung zu unterziehen. Doch in diesen sechzehn Jahren litt es unter den politischen Differenzen zwischen den Mitgliedsländern (z. B. China und Indien) und unter den wechselnden Führungspersönlichkeiten (so wechselte Brasilien von der Mitte-Links-Regierung von Dilma Rousseff zur neofaschistischen Regierung von Jair Bolsonaro und kehrte dann unter Luiz Inácio Lula da Silva zur linken Mitte zurück).
Der "Brics-Prozess" und andere Süd-Süd-Strukturen erhielten Auftrieb durch das Wirtschaftswachstum, das die großen Länder Asiens (insbesondere China, Vietnam, Indien, Bangladesch und Indonesien) zu prägen begann. Im Januar 2025, im Jahr des siebzigsten Jahrestages der Konferenz von Bandung, wurde Indonesien Vollmitglied des "Brics".
Mit der Verlagerung des Schwerpunkts der Weltwirtschaft nach Asien entstand im Globalen Süden ein neues Vertrauen oder eine "neue Stimmung", da die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in Bezug auf Finanzen und Technologie nicht mehr so stark auf die Institutionen des globalen Nordens angewiesen waren. Chinas "Gürtel- und Straßeninitiative" (Belt and Road Initiative, BRI)5, die 2013 als Reaktion auf die Dritte Weltwirtschaftskrise verabschiedet wurde, war in dieser Hinsicht eine äußerst wichtige Entwicklung, da sie objektive Bedingungen für die Süd-Süd-Zusammenarbeit schuf, die zur Zeit der Bandung-Konferenz einfach nicht existierten. Initiativen wie der Bau von Eisenbahnen in Ostafrika und die Eröffnung eines neuen Hafens in Peru schaffen die Voraussetzungen für den Binnenhandel zwischen den Ländern des Globalen Südens. Bis 2023 wurden 46,6 Prozent des chinesischen Handels mit Ländern des BRI-Netzwerks abgewickelt.
Es ist zwar noch viel zu früh, um zu sagen, dass so etwas wie eine "Entflechtung" stattgefunden hat, aber es ist klar, dass eine große Veränderung stattfindet, da China jetzt der wichtigste Handelspartner für über 120 Länder ist.6
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In der Zwischenzeit hat die BRI selbst einige Höhen und Tiefen erlebt und verlangt von ihren Mitgliedsländern, dass sie ihre eigenen nationalen Entwicklungsprojekte einbringen.
In vielen Veröffentlichungen von Tricontinental haben wir den Ausdruck "neue Stimmung" verwendet, um die aktuelle Situation zu definieren. Die Hauptziele der "neuen Stimmung im Globalen Süden" sind in zwei Konzepten verwurzelt, dem Regionalismus und dem Multilateralismus, die beide durch den Wunsch nach einer Demokratisierung der Weltordnung in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht motiviert sind. Von der "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" bis hin zum "Gemeinsamen Markt des Südens" (Mercosur) ist dieser Regionalismus bereits im Entstehen begriffen und wurde durch eine Zunahme des Handels in lokaler Währung gestärkt, wodurch die "wirtschaftliche Selbstbestimmung" und die "regionale Komplementarität", wie es Indira López Argüelles vom kubanischen Außenministerium ausdrückte, materiell erreicht werden konnten.7
Verbunden mit diesem Regionalismus ist die Ausweitung der Idee des Multilateralismus, die Überzeugung, dass globale Institutionen (wie die Vereinten Nationen und die Welthandelsorganisation) keine Instrumente des Globalen Nordens sein dürfen, sondern ihre Agenda von allen Mitgliedsstaaten mitgestaltet werden muss.
Der Geist von Bandung existiert heute nicht mehr
In den 1950er und 1960er Jahren hatten die nationalen Befreiungsbewegungen eine Massenbasis (oft die Mehrheit der Bevölkerung). Obwohl diese Bewegungen – in den meisten Fällen – vom Kleinbürgertum und Teilen der Elite des Landes angeführt wurden, zwang sie ihr Engagement für die nationale Befreiung dazu, einen sozialistischen Weg einzuschlagen, innerhalb der Strukturen des Neokolonialismus Regierungen zu übernehmen und auf ihre organisierte Massenbasis zu reagieren. Diese "Sozialismen" hatten unterschiedliche Ausrichtungen, sei es der "sozialistische Weg zur Gesellschaft" des zweiten indischen Fünfjahresplans (1956-1961), der afrikanische Sozialismus der "Arusha-Erklärung" (verfasst von Julius Nyerere aus Tansania im Jahr 1967) oder auch die Massenpolitik verschiedener populistischer Ausprägungen in Lateinamerika wie dem argentinischen Peronismus (¡Ni yanquis, ni marxistas!, ¡peronistas!, "Weder Yankees noch Marxisten! Peronisten!").
Trotz der Klassenorientierung der Führungsriegen dieser unterschiedlichen Tendenzen und der Eingeschränktheit ihrer Perspektiven stand außer Frage, dass die politisch aktiven Massen niemals eine Aufgabe der übergeordneten Idee der nationalen Befreiung zulassen würden. Aus diesem Grund kann man von einem Bandung von unten sprechen.
Heute sind die Volksbewegungen viel schwächer. Nur in wenigen Ländern des Globalen Südens sind sie gesellschaftlich maßgeblich. Die fortschrittlichen Regierungen unserer Zeit sind Koalitionen verschiedener Klassen - einschließlich eines Kleinbürgertums und einer liberalen Bourgeoisie, die die Grausamkeiten des Neoliberalismus nicht länger tolerieren können, aber nicht ohne weiteres mit seinen Grundsätzen brechen werden. Die zweite rosarote Welle in Lateinamerika und die Entstehung fortschrittlicher Regierungen in Ländern wie Senegal und Sri Lanka sind zwar eine Folge des Zusammenbruchs des Neoliberalismus und eine Reaktion auf den Schrecken der Rechten, aber sie werden nicht von organisierten Massenbewegungen getragen, und sie sind auch nicht um ein Programm vereint, das mit dem Neoliberalismus bricht.8
In der gesamten afrikanischen Sahelzone – in Niger, Mali und Burkina Faso – werden antiimperialistische Militärputsche von einer neuen Welle sozialer Bewegungen unterstützt, die noch dabei sind, ein umfassenderes Projekt für Souveränität und Entwicklung zu formulieren. Diese Entwicklungen sind in der Lage, eine neue Stimmung zu erzeugen – zum Beispiel einen "Brics-Geist" –, aber keineswegs schon ein Äquivalent des Bandung-Geistes. Es wäre verfrüht, ja sogar idealistisch, ein solches Phänomen anzukündigen, einen Bandung-Geist von unten für unsere Zeit, also ein Massenphänomen, das in der Lage wäre, die Geschichte tatsächlich voranzutreiben.
Der zugrunde liegende Kontext, der diese neue Stimmung prägt, und die sich abzeichnende Bedrohung, die eine Wiederbelebung des Bandung-Geistes erforderlich macht, ist der Hyperimperialismus.9
In unseren Untersuchungen bei Tricontinental haben wir die These aufgestellt, dass es in der Welt nur einen wirklichen politisch-ökonomisch-militärischen Block gibt: das von den USA geführte Bündnis aus Nato und Israel. Trotz der schwindenden wirtschaftlichen und technologischen Macht behält dieser Block eine beispiellose militärische Macht und eine bedeutende Kontrolle über das globale Informationssystem. Die Anwendung hybrider Kriegstaktiken und die Androhung oder Anwendung von Gewalt selbst gegen Nationen, die nur in bescheidenem Maße nach Souveränität streben, erfordert eine kollektive Antwort des Globalen Südens, die die Form einer Wiederbelebung des Geistes von Bandung annehmen könnte.
Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die das Aufkommen einer neuen Bandung-Ära im Globalen Süden begrenzen:
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Die Furcht vor und der Wunsch nach westlicher Führung bleiben bestehen, trotz ihrer vielen Fehlschläge, ihrer Dekadenz und ihrer Gefährlichkeit. Es ist logisch, dass die Staaten des Globalen Südens die Möglichkeit eines Krieges mit allen Mitteln (von einseitigen Zwangsmaßnahmen bis hin zu Bombardements aus der Luft) fürchten, denn dies ist keine theoretische Annahme, sondern eine tatsächliche Bedrohung.10 Gleichzeitig gibt es ein starkes Gefühl der Notwendigkeit westlicher Führung angesichts der Überreste der westlich dominierten internationalen Ordnung.
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Die Fortschritte, die in Asien, insbesondere in China erzielt wurden, werden im Globalen Süden zum Teil falsch eingeschätzt. Andere Länder halten diese Errungenschaften – insbesondere was die qualitativ neuen Produktivkräfte betrifft – nicht für leicht wiederholbar, was zu einer allgemeinen Unterschätzung der potenziellen Stärke eines kollektiven Globalen Südens führt. Darüber hinaus gibt es – entgegen den vorliegenden Beweisen – eine wachsende Überzeugung, die vom Globalen Norden vorangetrieben wird: dass die Fortschritte der Lokomotiven des Globalen Südens für die ärmeren Länder gefährlich werden könnten. Es wird suggeriert, dass die Fortschritte insbesondere der asiatischen Länder eine größere Bedrohung darstellen als die seit Hunderten von Jahren zu verzeichnende Gefahr durch den Globalen Norden.
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Es gibt eine Kapitulation vor der Realität der Kontrolle des Westens über die digitale, mediale und finanzielle Landschaft, die als unüberwindbar dargestellt wird.
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Ein bedeutender Teil der herrschenden Wirtschaftselite im Globalen Süden ist nach wie vor tief mit dem globalen Finanzkapital verflochten. Dies zeigt sich insbesondere in ihrer Abhängigkeit vom US-Dollar als sicherem Investitionshafen und in ihrer Beteiligung an der Abwanderung von Reichtum aus ihren eigenen Ländern zur Investition in die Immobilien- und Finanzmärkte des Globalen Nordens. Diese Klasseninteressen werden bereitwillig von Intellektuellen und politischen Entscheidungsträgern unterstützt, die nicht über die Theorien der neoklassischen Wirtschaftswissenschaften und des Washingtoner Konsens hinausblicken können.11 Deshalb haben wir von Tricontinental für eine neue Entwicklungstheorie für den Globalen Süden plädiert.12
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In vielen unserer sozialen Bewegungen gibt es die veraltete Ansicht, dass die Linke einen permanenten Klassenkampf führen und dass wir unter diesen Bedingungen keine Macht gewinnen können. Jeder Kompromiss mit der Realität, der bedeuten würde, Macht zu übernehmen und unsere Agenda weiter auszubauen, wird als Verzicht auf unsere endgültigen Ziele angesehen. Dies ist eine einschränkende Vorstellung, die in der Epoche der nationalen Befreiung unbekannt war, als die Eroberung der Staatsmacht das unmittelbare und unumstößliche Ziel war. Es gibt sogar die Idee, dass linke Bewegungen die Rechte bekämpfen, eine Dynamik gegen den Neoliberalismus aufbauen und dann, anstatt die Staatsmacht zu fordern und zu ergreifen, die Macht an die linke Mitte abgeben sollten. Die schlechteste Variante ist, die Staatsmacht überhaupt nicht anzufechten.
Solange die Völker des Globalen Südens nicht in der Lage sind, einige dieser (und weitere) Herausforderungen zu überwinden, ist es unwahrscheinlich, dass der Geist von Bandung Teil der aktuellen Bewegung der Geschichte sein wird. Wir treten langsam aus einer untergegangenen Epoche der Geschichte, der Epoche des Imperialismus, heraus. Aber wir sind noch nicht in eine neue Epoche eingetreten, die jenseits des Imperialismus liegt. Aus den Strukturen des Imperialismus auszubrechen stellt eine enorm schwierige Aufgabe dar.
Die Kunstwerke in diesem Dossier würdigen die Bandung-Konferenz, bei der verschiedene Völker, Nationen und politische Projekte, die jeweils ihren eigenen Weg – oder ihre eigene Umlaufbahn – verfolgten, zusammenkamen und sich um ein gemeinsames Ziel versammelten: den Aufbau einer Welt jenseits des Kolonialismus. Antikoloniale Führer und Nationen wurden durch den Bandung-Geist vereint, der durch einen gelben Faden symbolisiert wird, der sich durch die Seiten des Dossiers zieht. Aus den Bestrebungen jener Zeit nach nationaler Befreiung entstehen heute im Globalen Süden neue Fäden, neue Wege und eine neue Stimmung.
- 1. Bela Balassa, Trends in Developing Country Exports, 1963–88, Policy, Research, and External Affairs working papers no. WPS 634, World Bank World Development Report, 31 March 1991, http://documents.worldbank.org/curated/en/561401468766799448/Trends-in-developing-country-exports-1963-88.
- 2. Aijaz Ahmad, In Theory: Classes, Nations, Literatures (London: Verso, 1992), 16.
- 3. S. B. D. de Silva, The Political Economy of Underdevelopment (London: Routledge, 1982), 506.
- 4. Mehr zur dritten großen Weltwirtschaftskrise siehe Tricontinental: Institute for Social Research, The World in Economic Depression: A Marxist Analysis of Crisis, notebook no. 4, 10 October 2023, https://thetricontinental.org/dossier-notebook-4-economic-crisis/.
- 5. Anm.d.Red.: In deutschsprachigen Medien wird der Begriff "Neue Seidenstraße" verwendet
- 6. Alessandro Nicita and Carlos Razo, ‘China: The Rise of a Trade Titan’, UN Conference on Trade and Development, 27 April 2021, https://unctad.org/news/china-rise-trade-titan. Mehr zur Entflechtung, siehe Tricontinental: Institute for Social Research, Globalisation and Its Alternative: An Interview with Samir Amin, notebook no. 1, 29 October 2018, https://thetricontinental.org/globalisation-and-its-alternative/.
- 7. Mehr zum Thema Regionalismus, siehe Tricontinental: Institute for Social Research, Sovereignty, Dignity, and Regionalism in the New International Order, dossier no. 62, 14 March 2023, https://thetricontinental.org/dossier-regionalism-new-international-order/.
- 8. Weitere Informationen über die zweite rosarote Welle in Lateinamerika siehe Tricontinental: Institute for Social Research, To Confront Rising Neofascism, the Latin American Left Must Rediscover Itself, dossier no. 79, 13 August 2024, https://thetricontinental.org/dossier-neofascism-latin-america/.
- 9. Tricontinental: Institute for Social Research, Hyper-Imperialism: A Dangerous Decadent New Stage, Contemporary Dilemmas no. 4, 23 January 2024, https://thetricontinental.org/studies-on-contemporary-dilemmas-4-hyper-imperialism/; Tricontinental: Institute for Social Research, The Churning of the Global Order, dossier no. 72, 23 January 2024, https://thetricontinental.org/dossier-72-the-churning-of-the-global-order/.
- 10. Weitere Informationen zu einseitigen Zwangsmaßnahmen siehe Tricontinental: Institute for Social Research, Imperialist War and Feminist Resistance in the Global South, dossier no. 86, 5 March 2025 https://thetricontinental.org/dossier-imperialism-feminist-resistance.
- 11. Mehr über die Rolle der Intellektuellen auf beiden Seiten des Klassenkampfes siehe Tricontinental: Institute for Social Research, The New Intellectual, dossier no. 12, 11 February 2019, https://thetricontinental.org/the-new-intellectual/.
- 12. Tricontinental: Institute for Social Research, Towards a New Development Theory for the Global South, dossier no. 84, 14 January 20