Yaku Pérez in Ecuador: Umweltschutz von rechts und populare Ökologie

Kritische Stimmen aus Argentinien zum vorgeblich "öko-linken" Präsidentschaftskandidaten Yaku Pérez

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Wahlkampfplakat von Yaku Pérez
Wahlkampfplakat von Yaku Pérez

Unter dem Banner eines umweltpolitischen Diskurses erreichte Yaku Pérez am 7. Februar bei den Präsidentschaftswahlen fast 20 Prozent der Stimmen. Der indigene Anführer kämpft nun um den Einzug in die Stichwahl. Wie lässt sich dieser neue "grüne" Diskurs mit den Interessen des Status quo verbinden?

Es gibt eine bekannte Redewendung in der Politik, die besagt: Der Schlechteste der Unseren wird immer besser sein als der Beste von ihnen. Diese Überlegung gewinnt von Zeit zu Zeit in Momenten an Bedeutung, in denen bestimmte Personen, die dem popularen Lager entgegenstehen, die Aufmerksamkeit eines Teils davon ablenken. Das Auftauchen von Yaku Pérez, mit seinem indigenen und ökologischen Profil, sehr nah an der Stichwahl, könnte ein weiterer dieser Fälle sein, in denen bestimmte Progressive oder Aktivisten mit einer sektoralen Agenda von Wölfen im Schafspelz verführt werden.

Seltsamerweise verdient die Situation nicht einmal den Satz am Anfang: Andrés Arauz ist weit davon entfernt, "der Schlechteste der Unseren" zu sein, da er ein junger und brillanter Ökonom ist, wie das ecuadorianische Volk einen braucht; und Yaku Pérez ist noch weiter davon entfernt, um den Spitznamen "der Beste" (in wahrscheinlich gar nichts) zu wetteifern. Einige Kreise im argentinischen Umweltschutz unterstützen ihn jedoch wegen seiner indigenen und umweltpolitischen Forderungen und ignorieren einige seiner Positionen, die wenig "links" sind, oder nehmen sie nicht so wichtig.

Auf diese Weise werden zwei notwendige und dringliche Debatten ausgelöst: In der ersten geht es um die Auseinandersetzungen über den Umgang mit der Klima- und Umweltkrise, zwischen denen, die den Übergang zu einer gerechteren Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen, und denen, die einem umweltpolitischen Ansatz den Vorzug geben; in der zweiten geht es um die Notwendigkeit, sich ernsthaft mit den Erscheinungen der letzten Jahrzehnte auseinanderzusetzen, um die Unterstützerbasis zu verbreitern und um weiteren Figuren wie Yaku Pérez zuvorzukommen, die mit einer Reihe ganz gezielter Slogans ‒ und guter Finanzierung ‒ die Transformationsprozesse der popularen Regierungen Lateinamerikas blockieren wollen.

Die Rolle der Umweltbewegungen in den neuen politischen Szenarien

Die politische Agenda zu Beginn des Jahrhunderts hat im Westen mindestens zwei neue große Akteure: Neben Ausdrucksformen der ultrarechten, fremdenfeindlichen und konservativen Bewegungen, die sich innerhalb der politischen Systeme konsolidieren, gewinnen grüne Programme und Parteien an Bedeutung und positionieren sich in der öffentlichen Debatte. In einer ersten Analyse würde das zu der Annahme führen, dass der Umweltaktivismus in diesem Szenario ein Gegengewicht zu den konservativen und auf Konzerne bezogenen Konzepten darstellt, da die meisten der Lösungsansätze das aktuelle System kritisch sehen. Dies ist jedoch häufig nicht so: In den Ländern Europas, in denen grüne Parteien eine größere Stabilität bei Wahlen erreicht haben, zeigen die Bündnisstrukturen völlig andere Erfahrungen und Präzedenzfälle eines für die Rechten funktionalen Umweltschutzes in den großen Debatten der Macht.

Ein Beispiel dafür ist das Bündnis in Österreich zwischen Werner Koglers "Die Grünen" und der rechten Österreichischen Volkspartei, das den konservativen Führer Sebastian Kurz an die Spitze des Landes brachte. Dies zeigt etwas mehr als eine Konzeption der Klima-Agenda, die in der Lage ist, jede Art von ideologischen Grenzen außer Acht zu lassen, um einige mittelfristige Maßnahmen umzusetzen. Es handelt sich auch um die Schaffung eines ebenso neuartigen wie schwerwiegenden umweltpolitischen Diskurses, der mit rechten Äußerungen kompatibel ist und den Rechten bei kontroversen Themen die Hand reicht, wie in diesem Fall bei einer strikten und fast schon antihumanitären Einwanderungspolitik.

Es ist erwähnenswert, dass diese Partei bei dem guten Ergebnis der Grünen im Jahr 2019, das diese Einigung möglich gemacht hat, von einem sehr dürftigen Wahlergebnis 2017 ausging, bei der sie keinerlei Vertretung im Parlament erreichte. Zentral war ‒ vielleicht in einigen Fällen ohne dies zu wissen ‒ die Rolle von Nichtregierungsorganisationen und insbesondere der Jugendumweltorganisationen bei der Schaffung der Voraussetzungen für dieses Szenario. Das sollte zumindest eine Warnung für diejenigen von uns sein, die zum popularen Umweltschutz gehören.

Auf dieser Seite der Welt ist Ecuador vielleicht die erste Erfahrung in Lateinamerika, wo Parteien mit diesen Eigenschaften auf die Wahlbühne vordringen.

Dieser späten Ausprägung in der Region liegt, neben anderen möglichen Ursachen, die Einbeziehung der Ökologie durch die linken und progressiven Kräfte zugrunde. Die popularen Prozesse in Lateinamerika sind wirklich popular und in dem Maße, in dem die Gesellschaft bestimmte Forderungen vorbringt, wird ihre Reaktionsfähigkeit aktiviert. So wie Podemos das in Spanien getan hat, haben mehrere politische Prozesse des popularen Lagers in Lateinamerika Umweltforderungen zentral in ihre nationalen Projekte der sozialen Inklusion integriert, nicht ohne große Spannungen zwischen dieser Agenda und den extraktiven Aktivitäten zu erzeugen, die die Geschichte und Wirtschaft unserer Region prägen.

Seit einigen Jahren ist Yaku Pérez der Protagonist einer mit der Rechten verbündeten umweltpolitischen Kraft in Ecuador und in der gesamten Region. Die Liste ist lang: Beteiligung an den Versuchen, die Regierung [von Rafael] Correa zu destabilisieren; Unterstützung aller Prozesse zur Entmachtung von linken Anführern in der Region und gegen sie gerichteter Staatsstreiche; strategische und politische Koordination bei Treffen mit den wichtigsten rechten Parteien des Kontinents; Unterstützung der Kandidatur des rechten Bankiers [Guillermo] Lasso 2017; explizite Zusammenarbeit mit der US-Botschaft; Verbindungen zu Unternehmen, die ironischerweise von den wichtigsten Erdölkonzernen der Welt finanziert werden; und ein langes Etcetera.

Diese Allianzen bestehen weiter und werden in der zweiten Runde am 11. April ein neues Kapitel aufschlagen, wenn Yaku und die Rechte mit einer einzigen Faust gegen die Bürgerrevolution zuschlagen.

Hinzu kommen ausgeprägte Klassenvorurteile, wie in seinen jüngsten Äußerungen, in denen er sich gegen den Vorschlag von Araúz wandte, den ecuadorianischen Familien aufgrund der Krise einen Bonus von 1.000 Dollar zu gewähren: Er argumentierte, dass die Armen dieses Geld doch nur für Bier ausgeben würden.

Die Parallelen sind eindeutig. Die "sicheren Grenzen", an denen sich "Die Grünen" und die Rechten in Österreich treffen, haben ihre lateinamerikanische Version im "Kampf gegen die Korruption", dem sich Yaku sehr verschrieben hat und mit dem in der gesamten Region die Politik dämonisiert und die popularen Anführer verfolgt werden. Die Frage ist: Ist der Umweltaktivismus bereit, sich an solche Szenarien dranzuhängen?

Der notwendige Kompromiss zwischen Ökologie und den popularen Regierungen Lateinamerikas

Man muss erkennen, dass der Planet als Folge des globalen Klimawandels ein feindlicherer Ort zum Leben sein wird ‒ oder es bereits ist. Die größere Instabilität der Ökosysteme führt zu einem komplexeren Umfeld für die Nahrungsmittelproduktion und den Zugang zu Wasser, was besonders schwierig für diejenigen ist, die weniger Ressourcen haben, um die Krise zu bewältigen. Wenn wir heute von den Zahlen der Armut und des Hungers schockiert sind, sollten wir zugleich mit großer Sorge auf die Umweltkrise schauen, in der wir bereits leben. Die große Diskussion dreht sich darum, was die beste Taktik und Strategie ist, um damit umzugehen.

Als Grundlage ist es wichtig, alle Akteure, die sich an diesen Diskussionen beteiligen, wertzuschätzen und sich mit ihnen zu verständigen. Aber wir sollten auch nicht in oberflächliche und naive Romantizismen verfallen, die im besten Fall eine westliche und paternalistische Sicht auf die Gemeinschaften vor Ort reproduzieren; und im schlimmsten Fall sind wir ‒ auf unbewusste Weise ‒ Komplizen des strategischen Essentialismus einiger dieser Gruppen. Unsere populare Ökologie ist darauf aus, die Umwelt mit den in ihr lebenden Menschen zu bewahren.

Irgendeine Figur zu unterstützen, die unkritisch die Fahne des Umweltschutzes hochhält, hindert uns daran, zu analysieren, was sie vertritt. Wenn wir das nicht tun, können wir in einen ausgrenzenden und elitären Umweltschutz verfallen, sei es in seiner bewahrenden Version oder in der, welche die schon immer marginalisierten Gruppen unterordnet und die Menschen als "Hüter der Umwelt" konstruiert, die auf "traditionelle" Weise leben müssen, während wir sie mit all unseren Annehmlichkeiten von der Stadt aus unterstützen.

Zweifellos war die gemeinsame Agenda der lateinamerikanischen popularen Prozesse zu Beginn des Jahrhunderts der Kampf gegen die Armut und die Ungleichheit, die Umweltdimension wurde vernachlässigt; tatsächlich sind der Extraktivismus und das Fehlen dieser Dimension eine der Hauptkritiken von Sektoren einer intellektualisierten Linken und eine der hauptsächlichen Strategien, um die popularen und die neoliberalen Regierungen auf eine Stufe zu stellen. Diese Schlussfolgerung hält keiner ernsthaften Analyse stand, konstruiert aber einen Zusammenhang und legitimiert die Idee, dass populare Regierungen einseitig extraktivistisch sind. Auf diese Weise wird der Weg frei gemacht für die Entstehung radikalisierter und unkritischer Akteure, die die Basis dieser Regierungen untergraben; das entspricht genau dem Ziel der Rechten, die diese Diskurse in einer geschichtlich seit langem bekannten Symbiose anfeuert.

Das Umweltthema ist aufgekommen, um zu bleiben, und die Wahl in Ecuador hat dies durch das Gewicht, das es in der Diskussion hatte, aufgezeigt. Dieser noch offene Prozess muss von den aktuellen popularen Regierungen in der Region aufgenommen werden. Die Umweltkrise ist ein konkretes Phänomen, das aus biophysikalischen Gründen angegangen werden muss; aber auch wegen der Bedeutungskonstruktion, die um die neuen Generationen von Aktivisten herum entsteht und sich in neuen Forderungen der Bewegungen ausdrückt, die, wenn sie nicht berücksichtigt werden, genau die Hegemonie matt setzen, die die popularen Koalitionen im letzten Jahrzehnt aufbauen konnten.

Auf der anderen Seite muss der Umweltaktivismus diskutieren, ob es ausreicht, einige punktuelle Aufgaben außerhalb der Konflikte um Landesprojekte vorzuschlagen (und sie sogar quer zu diesen Auseinandersetzungen zu stellen), oder ob die Umweltgerechtigkeit nur in einem landesweiten und lateinamerikanischen Projekt der Emanzipation und sozialen Gerechtigkeit möglich sein wird. Wenn die Antwort in der ersten Option besteht, werden wir vom Umweltschutz weiterhin die bereits bekannte Rolle der kritischen, politisch abseits stehenden Intellektuellen reproduzieren und das Einfallstor für weitere Figuren wie Yaku Pérez in der Region sein, ganz unabhängig von der Reaktionsfähigkeit, die populare Projekte besitzen, um diese Forderungen zu kanalisieren. Wenn wir uns für Letzteres entscheiden, wird es notwendig sein, die intellektuelle Reinheit aufzugeben und die Widersprüche und Begrenzungen auszuhalten, die der politischen Militanz in Transformations- und Mehrheitsprojekten eigen sind.