Kuba / Politik

Kuba: "Am 11. Juli schien die imperiale Strategie Früchte zu tragen"

Der kubanische Journalist Randy Alonso Falcón zum Jahrestag der Proteste vom 11. Juli 2021

kuba_kundgebung_fuer_revolution_havanna_17-7-21.jpeg

Kundgebung in Havanna zur Verteidigung der Revolution am 17. Juli 2021
Kundgebung in Havanna zur Verteidigung der Revolution am 17. Juli 2021

An jenem 11. Juli vor einem Jahr führte Kuba einen frontalen Kampf für das Leben. Das Gesundheitsministerium meldete 6.923 neue Covid-19-Fälle, mehr als 50.000 Einweisungen in Krankenhäuser und 47 Todesfälle. Die Delta-Variante verbreitete sich rasant unter unserer Bevölkerung. Führende Vertreter der Partei und der Regierung waren in verschiedenen Provinzen des Landes eingesetzt, um den Kampf gegen den Ausbruch der Pandemie zu führen. Ein kleines Team unserer jungen Journalisten begann mit einer Sonderberichterstattung aus Matanzas, dem Epizentrum der Pandemie.

Nur zwei Tage zuvor hatte die kubanische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel, Ausrüstung und Medizinprodukte (Cecmed) die Notzulassung des kubanischen Abdala-Impfstoffs genehmigt. Unsere Wissenschaftler hatten den Kraftakt vollbracht, den ersten lateinamerikanischen Corona-Impfstoff einer erfolgreichen Bewertung zuzuführen. Das Gesundheitssystem bereitete sich darauf vor, im Kampf gegen die Zeit eine massive Impfkampagne im ganzen Land zu starten. Millionen von Spritzen trafen ein, die von Kubanern im Ausland und solidarischen Freunden geschickt wurden.

Inmitten dieser Herausforderung verlängerte die US-Regierung die 243 Maßnahmen, die von der Trump-Administration verhängt wurden, um den wirtschaftlich-finanziellen Krieg gegen die kubanische Nation zu verstärken und provozierte damit in den angespannten Tagen des Lockdowns weitere Engpässe und Härten für unser Volk.

In der Zwischenzeit stellte sie mehrere Millionen zur Verfügung, um die subversive Maschinerie gegen die Revolution zu füttern, mit großzügiger Finanzierung ihrer politischen Akteure und der in jüngster Zeit entstandenen Medienmaschinerie, vor allem im digitalen öffentlichen Raum.

Washington setzte alles daran die völkermörderische Politik Mallorys1 wiederzubeleben: Hunger und Verzweiflung bis zum Äußersten und damit den Sturz der Regierung herbeizuführen. Und sie rechneten damit, dass die Zeit dafür nun gekommen sei.

Schon in den Tagen vor diesem Sonntag wurde eine groß angelegte politische-mediale Operation durchgeführt. Die opportunistischen und zynischen Äußerungen der antikubanischen politischen Claqueure wurden mit der manipulativen Strategie der mit dem Imperium verbündeten großen Medien und einer gut geölten Truppe von Hassverbreitern, Bots und Trollen kombiniert. Sie überschwemmten die sozialen Netzwerke mit heuchlerischen Hilferufen für Matanzas und Kuba. Gleichzeitig riefen sie nach einer verstärkten Blockade und sogar nach militärischer Invasion.

Am 11. Juli schien die imperiale Strategie Früchte zu tragen. Der Funke wurde in San Antonio de los Baños entzündet und griff auf andere Teile unseres Landes über. Das Zusammenwirken von materiellen Engpässen, Stromausfällen, notwendiger Ausgangssperre, gesundheitlicher Notlage, verstärkter Blockade, Fehler unsererseits und Unzulänglichkeiten sowie der intensiven Kampagne der psychologischen Beeinflussung in den Netzwerken führte zu dem sozialen Ausbruch, den die Strategen ersehnten.

Zu ihren Söldnern und Provokateuren vor Ort kamen unzufriedene Bürger dazu und einige Randalierer, die den Protest bald in Gewalttaten, in Plünderungen und in Aggressionen gegen die Ordnungskräfte und das revolutionäre Volk verwandelten.

Sofort wurde die politisch-mediale Echokammer aktiviert und man versuchte, der Welt die Vorstellung eines sozialen Protests zu verkaufen, der darauf abziele, "die Diktatur zu stürzen" und dem "gescheiterten Staat" ein Ende zu setzen. Die sozialen Netzwerke schienen anlässlich des "Endes der kubanischen Revolution" förmlich zu explodieren. Manipulierte oder schlichtweg falsche Bilder wurden verwendet, um intern und extern einen "sanften Staatsstreich" gegen Kuba zu befeuern.

Aber wie im August 1994 ging die Leitung der Revolution als erste hinaus, um den Kampf anzuführen, und vertraute wie damals auf das Volk als Garant der revolutionären Überlegenheit auf unseren Straßen und der Ruhe der Bürger im Land.

Innerhalb weniger Stunden wurde der planvolle und gut finanzierte feindliche Versuch, einen zerstörungswütigen Putsch zu verüben, vereitelt. Die Manipulation wurde aufgedeckt. Der imperiale Zynismus wurde bloßgestellt. Das Volk verkündete erneut seinen Sieg.

Die Einheit wurde einmal mehr zur stärkste Waffe der Revolution gegen ihre Feinde. Die Wahrheit unser wichtigstes Werkzeug. Die Liebe unser bester Schutz gegen den Hass.

Wir Kubaner haben an jenem 11. Juli unsere Bestrebungen als Land verteidigt, das das Leben liebt, das den Frieden verteidigt, das eine Entwicklung ohne Einmischungen oder Auflagen seitens der Mächtigen anstrebt, das an seine Unabhängigkeit und Freiheit als wertvolle und unveräußerliche Errungenschaften glaubt.

Seither hat sich an dem imperialen Versuch, uns durch Verführung und Manipulation oder mit Gewalt zu unterwerfen, wenig geändert.

Auch die Schwierigkeiten im wirtschaftlichen und sozialen Bereich haben sich vor dem Hintergrund einer akuten internationalen Wirtschaftskrise kaum verändert, ganz zu schweigen von der Blockade.

Aber noch weniger haben sich unsere Fähigkeit, Rückschläge in Siege umzuwandeln, unsere Fähigkeit zu Veränderungen, unsere kreative Widerstandskraft, unsere Hoffnungen und Träume verändert.

In diesem Jahr der großen Kämpfe sind wir als Volk gewachsen. Wir waren fähig, die Pandemie zu besiegen, wir haben uns in den Stadtvierteln und in den digitalen Szenarien verbreitet; wir haben unsere wirtschaftliche Strategie angesichts der Krise gefestigt; wir haben unsere Räume für politische Teilhabe und unsere sozialistische Demokratie gestärkt, und wir haben nicht aufgehört, uns auf die Verteidigung des Heimatlandes vorzubereiten.

Die soziale Gerechtigkeit und die Partizipation des Volkes werden weiterhin unseren Weg kennzeichnen.

Neue politische, wirtschaftliche und soziale Herausforderungen erwarten uns; es nicht wenig, was zu tun und zu schaffen ist. Dazu inspiriert uns der unerschütterliche Kampf- und Siegeswillen der Generation, die die historische Leistung des 26. Juli vollbracht hat.

Für die Wahrheit und die Ideen, für die Unabhängigkeit und den Sozialismus kämpfen wir weiter!

Der kubanische Journalist Randy Alonso Falcón leitet das Nachrichtenportal Cubadebate und die wochentägliche Radio- und TV-Sendung "Mesa Redonda", eine Informations- und Diskussionsrunde von Cubavisión

  • 1. In einem geheimen Memorandum des US-Außenministeriums vom 6. April 1960 definierte Unterstaatssekretär Lester D. Mallory die Ziele der US-Politik gegenüber Kuba: ""Enttäuschung und Entmutigung durch wirtschaftliche Unzufriedenheit und Not zu provozieren (...) das Wirtschaftsleben zu schwächen, indem Kuba Geld und Lieferungen verweigert werden, und somit die Nominal- und Reallöhne zu senken, Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung herbeizuführen".