Dossier

TIPNIS-Konflikt in Bolivien

Verbindungsstraße zwischen Hochland und Tiefland sorgt für Auseinandersetzungen

Bolivien. In Bolivien sorgt der Bau einer Verbindungsstraße für Konflikte zwischen Indigenen Gruppen. Die neue Strecke soll die Orte Villa Tunari im Hochland Departamento Cochabamba und San Ignacio de Moxos im Tiefland Departamento Beni verbinden. Allerdings für sie direkt durch den, als indigenes Territorium anerkannten, Nationalpark Isiboro Secure (TIPNIS).

Ein erster Protestmarsch sorgte im Oktober 2011 für einen vorläufigen Baustopp. Indigene unter der Führung des Verbandes der Indigenen Hochlandbevölkerung (CONAMAQ) sowie des Verbandes der Indigenen Tieflandbevölkerung (CIDOB) erreichten außerdem die Zusage, dass der Nationalpark in Zukunft noch besser geschützt werde. Der Protestmarsch war im September für kurze Zeit gewaltsam von der Polizei aufgelöst wurden.

Da sich dem ersten Protest jedoch nur 23 der insgesamt 64 TIPNIS Gemeinden anschlossen, kam es im Dezember zu einem erneuten Demonstrationszug von Indigenen, diesmal jedoch für den Straßenbau. Die Protestierenden erhoffen sich von dem Infrastrukturprojekt eine bessere Integration der Region und die Umsetzung der Rechte auf Trinkwasser, Bildung, Gesundheit und Teilhabe.

Die Kritiker des Projekts heben hingegen ihre Bedenken bezüglich illegaler Abholzung des Naturschutzgebietes, Umweltzerstörung durch Ansiedlungen am Rande der Straße sowie Drogenschmuggel im nahegelegenen brasilianischen Grenzgebiet hervor. Auch das brasilianische Interesse am Straßenbau verursacht Skepsis in Bolivien. Der Nachbarstaat erhofft sich Vorteile für seinen Transport von Exportwaren in Richtung Pazifik.

Die bolivianische Regierung versucht seit dem Ausbruch der Konflikte die unterschiedlichen Gruppierungen an den Verhandlungstisch zu bringen und Kompromisslösungen zu finden. Sie zeigt sich dabei äußerst verhandlungsbereit und geht immer wieder auf die Protestierenden zu.

Inzwischen scheint ein Umlenken der Regierung wahrscheinlich, da auch ein Großteil der Bevölkerung sich in Umfragen für das Projekt ausgesprochen hat. Nun soll eine Volksbefragung den Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern des Straßenbaus entschärfen.