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Mehr Energie für Venezuela

Stromproduktion soll dezentraler und umweltfreundlicher gestaltet werden. Reaktion auf Versorgungslücken

Mérida (Venezuela). Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat den Bau von 21 lokalen Kraftwerke bekanntgegeben. Damit solle Venezuelas Abhängigkeit von der Wasserkraft reduziert und der landesweit wachsende Energiebedarf gedeckt werden. "Wir werden die 21 Kraftwerke mit kubanischer Unterstützung bauen", sagte Chávez in seiner wöchentlichen Fernsehsendung Álo Presidente am Sonntag, den 21. September 2008. "Es sind Kraftwerke, die für kleine Städte geeignet sind", erklärt er.

Begleitet von Führungskräften des staatlichen Energiekonzerns PdVSA eröffnete Chávez am Sonntag in Camaguán im Bundesstaat Guárico eines der Kraftwerke.

Dieses Werk hat laut Hipolito Izquierdo, dem Präsidenten der Nationalen Energiebehörde, 15 Megawatt Kapazität, die 35.000 Haushalten in dem Bezirk, eine lokale Milchfabrik und die Landwirtschaft mit Strom versorgen sollen. Außerdem, so Izquierdo, seien die 21 Kraftwerke in der Lage, sowohl autonom als auch in Verbindung mit dem nationalen Versorgungsnetz zu arbeiten.

Die stellvertretende Ministerin für Energie, Maria Gabriela Gonzales, sagte, dass die neuen Kraftwerke Teil eines Planes sind, um Venezuelas Abhängigkeit von der Wasserkraft zu reduzieren. Derzeit wird als 70 Prozent der Energie von dem Guri-Staudamm im Südosten des Bundesstaates Bolívar gedeckt. Nachdem im letzten April durch einem Stromausfall wegen eines Waldbrandes in der Nähe des Staudammes mehr als die Hälfte der venezolanischen Haushalte betroffen war, verkündete Präsident Chávez Pläne, nach denen 42 Wasserkraftwerke gebaut werden, um die Energieproduktion von derzeit 22.540 Megawatt auf mehr als 31.000 Megawatt zu steigern.

Wegen des wachsenden Energiebedarfs schätzt die venezolanische Regierung das nationale Energiedefizit auf 1.000 bis 2.000 Megawatt. In der ersten Jahreshälfte gab es 391 ungeplante Stromausfälle. Kurze Stromausfälle sind in vielen Städten immer noch an der Tagesordnung.

Neben den Investitionen in die Energieproduktion reagiert die Regierung auch mit kurzfristigen Energieimporten und langfristig mit einer Förderung der Energiereserven auf das Defizit. Anfang des Monats bestätigte Liliana Zapata, Vorsitzende des staatlichen Elektrizitätskonzerns von Kolumbien, dass ihre Regierung ab diesem Monat 80 Megawatt an Venezuela liefern wird. Kolumbien produziert 4.500 Megawatt mehr als es derzeit verbraucht.

Chávez hat die Venezolanerinnen und Venezolaner indes aufgefordert, Energie zu sparen. Eine Initiative mit dem Titel "Energierevolution" habe seit ihrem Start im Jahr 2006 in Privathaushalten, Unternehmen und Regierungsgebäuden mehr als 53 Millionen Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt. Die letzte Phase der "Mission Energierevolution" ist ein Projekt mit dem Solarkollektoren in kleinen, von Großstädten oder Elektrizitätsgeneratoren entfernten Städten aufgebaut werden sollen. Mit diesem Programm hat die Regierung laut Projektleiter Jesús Marrero 550 Kommunen mit Solarkollektoren ausgestattet. In 81 dieser Kommunen wurden mit Sonnenenergie betriebene Wasseraufbereitungsanlagen gebaut. Noch ist das Projekt in der Pilotphase, es soll allerdings mit Investitionen in Höhe von zehn Millionen Bolívar (4,65 Millionen US-Dollar) staatlicher Subventionen erweitert werden.

Letzten Freitag gab Chávez außerdem bekannt, dass der staatliche Ölkonzern PdVSA acht Abkommen über eine gemeinsame Gasproduktion mit Unternehmen aus den USA, dem Emirat Qatar, Portugal, Japan, Italien, Russland und Malaysia unterzeichnet hat. Dabei muss PdVSA nach venezolanischer Rechtsprechung mindestens 60 Prozent der Unternehmensanteile innehaben.


Den Originaltext der englischsprachigen Internetseite Venezuelanalysis.com finden Sie hier.

Bildquelle: Venezuelanalysis.com