Streit um Mindestlohn in Brasilien

Brasília. Der Ton im Streit zwischen der brasilianischen Regierung und den Gewerkschaften des südamerikanischen Landes um die Erhöhung des gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohns und die Anpassung der Steuerstufen verschärft sich. Präsidentin Dilma Rousseff bekräftigte laut Medienberichten Ende der Woche, dass sich das Angebot der Regierung, den monatlichen Mindestlohn auf 545 Reais (umgerechnet 237 Euro) anzuheben, an dem Wirtschaftswachstum der letzten zwei Jahre orientiere. Dieses Vorgehen sei von den Gewerkschaften mit Vorgänger-Präsident Lula so vereinbart worden. "Wir wollen wissen, ob die Gewerkschaftsdachverbände sich an dieses Abkommen halten wollen oder nicht", so Rousseff gegenüber der Presse.

Die Gewerkschaften hingegen fordern umgerechnet 15 Euro mehr (580 Reais) und bezeichnen das Angebot der Regierung als ungenügend, wie der brasilianische Gewerkschaftsdachverband CUT auf seiner Homepage mitteilt. Der CUT-Präsident im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul, Celso Woyciechowski, wies auf das erhebliche Wirtschaftswachstum 2010 und die Notwendigkeit hin, die Arbeitenden angemessen daran zu beteiligen.

 "Außerdem ist die Anpassung der Steuerstufen absolut notwendig", sagte Woyciechowski. Ohne eine solche Anpassung der Steuerprogressionssätze würden die Arbeitenden mehr zahlen müssen. Woyciechowski wies auch darauf hin, dass es nur durch gerechtere Einkommensverteilung möglich wäre, die Armut in Brasilien auszulöschen – eine klare Anspielung auf das erklärte Hauptziel von Präsidentin Rousseffs Regierung: die extreme Armut im Land zu besiegen.