Gewerkschaften unzufrieden mit Mindestlohn-Erhöhung

Brasília. Nachdem es den Volksvertretern in Brasilien Ende vergangenen Jahres leicht fiel, sich selbst eine Diätenerhöhung zu genehmigen, taten sie sich am Mittwoch bei der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes ungleich schwerer. Das Parlament in Brasília verabschiedete nach über zehnstündiger Debatte den Vorschlag der Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff, den gesetzlichen Mindestlohn auf 545 Reais (237 Euro) festzulegen. Dies berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Agência Brasil. Der von den Gewerkschaften stark kritisierte Gesetzesentwurf muss noch vom Senat bestätigt werden.

Während der Parlamentsdebatte am Mittwoch pfiffen angereiste Gewerkschafter auf den Zuschauerplätzen den PT-Abgeordneten Vicente Paulo da Silva (Vicentinho) aus, als dieser den Regierungsvorschlag einbrachte. Vicentinho war Gründungsmitglied und erster Präsident des Gewerkschaftsdachverband CUT. Nachdem er damit drohte, die Protestierenden des Saales zu verweisen, schwiegen die Gewerkschafter, drehten dem Abgeordneten aber demonstrativ den Rücken zu.

Die Gewerkschaften hatten einen um umgerechnet 15 Euro höheren Mindestlohn gefordert. Finanzminister Guido Mantega hatte solch eine Anhebung des Mindestlohns als Inflationstreiber bezeichnet, nachdem Gewerkschaftsvertreter in den letzten Tagen auf Demonstrationen in mehreren Städten des Landes auf die Notwendigkeit einer höheren Anhebung des Mindestlohns hingewiesen hatten, um eine gerechtere Einkommensverteilung im Lande herzustellen. Durch das Ignorieren der Gewerkschaftsforderungen steigen die Spannungen zwischen den historischen Alliierten aus sozialdemokratischer Regierungspartei PT und Gewerkschaften.