Schwermetalle im Staub von ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio

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Stahlwerkstaub
ThyssenKrupps Stahlwerkstaub: Laut FIOCRUZ-Studie werden Schwermetalle auf Anwohner geschleudert

Rio de Janeiro. In dem Staub, den das umstrittene Stahlwerk Companhia Siderúrgica do Atlântico (TKCSA) von ThyssenKrupp in Rio de Janeiro in die Umgebung emittiert, finden sich entgegen der Beteuerung des deutschen Stahlkochers auch giftige Schwermetalle. Dies hat eine Analyse der dem Gesundheitsministerium unterstellten Stiftung Fundação Oswaldo Cruz (FIOCRUZ) ergeben. Demnach enthalte der Staub nicht wie von ThyssenKrupp wiederholt behauptet "nur Graphit", sondern auch "Eisen, Kalzium, Mangan, Silizium, Schwefel, Aluminium, Zinn, Titan, Zink und Kadmium", so die Anfang Oktober vorgestellte Studie der Forscher.

Die Wissenschaftler des weltweit angesehenen Stiftungsinstituts verwiesen auf die "Verschlimmerung der Luftverschmutzung seit dem Hochfahren des ersten Hochofens" und auf die Gesundheitsprobleme der Anwohner. Diese klagen vor allem über Atemwegs-, Hauterkrankungen und Augenreizungen. Ein bei FIOCRUZ angestellter Wissenschaftler empfahl in einem Gutachten, die Langzeitfolgen dieser Staubbelastung für die Anwohner über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren genau zu untersuchen.

Laut dem Bundesstaatsanwalt in Rio de Janeiro, Daniel Pereira, lagen zwischen Hochfahren des Stahlwerks am 18. Juni und 30. November vergangenen Jahres die vom Stahlwerk in die Umgebung emittierten metallischen Schwebstoffe in der Luft 23,5 Prozent über den international zulässigen Werten. Dies sagte der Staatsanwalt Anfang Oktober auf einer Anhörung zu dem Fall im brasilianischen Kongress. ThyssenKrupp habe sich bei der Standortentscheidung für das Stahlwerk im Stadtteil Santa Cruz auch nicht an den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1.500 Metern zu den nächsten Wohnhäusern gehalten.

ThyssenKrupp reagierte mit rechtlichen Schritten gegen die Vorwürfe. Während die endgültige Entscheidung über die Erteilung der Betriebslizenz noch immer aussteht, hat TKCSA Zivilklage gegen die drei Wissenschaftler der FIOCRUZ und einer Uniklinik wegen "immaterieller Schäden und anderer" erhoben. Über die Höhe des von ThyssenKrupp geforderten Schadensersatzes wurde bislang nichts bekannt. Bekannt sind hingegen die drei anhängigen Klagen der Staatsanwaltschaft gegen ThyssenKrupp in Rio de Janeiro. Den Managern drohen bei Verurteilung bis zu 19 Jahre Haft – und dem Stahlwerk droht gar die Schließung.