Brasilianer neuer Generaldirektor der Welternährungsorganisation

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Agrotreibstoffe für Autobahnen
Agrotreibstoffe aus dem globalen Süden für Autobahnen im Norden

Rom/Brasília. Anfang Januar hat der Brasilianer José Graziano da Silva in Rom seinen Posten als neuer Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) angetreten. Damit steht der Welternährungsorganisation erstmals ein Lateinamerikaner vor. Der frühere brasilianische Minister für Ernährungssicherheit, der maßgeblich an Konzeption und Durchführung des oft gelobten sogenannten "Null-Hunger"-Programms der brasilianischen Regierung beteiligt war, wurde am 1. Januar Nachfolger des Senegalesen Jacques Diouf. Dieser hatte die Organisation seit Januar 1994 geleitet.

Die FAO erklärte anläßlich seines Antritts, Graziano da Silva werde vermehrt den Fokus auf Ernährungssicherheit legen. Angesichts von derzeit 925 Millionen chronisch Hungernden in der Welt seien noch "viele Länder weit davon entfernt, das erste Millenniums-Entwicklungsziel zu erreichen", so die Erklärung der FAO. Dieses sieht vor, die Zahl der in Hunger und extremer Armut lebenden Menschen, gemessen an den Zahlen des Jahres 1990, bis 2015 zu halbieren. Graziano da Silva selbst hatte bereits vor Amtsantritt im Dezember in einem Interview mit der brasilianischen Zeitschrift Carta Capital "die Beseitigung des Hungers in Afrika" zur Priorität erklärt.

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Trotz Graziano da Silvas Erfolgen beim brasilianischen "Null-Hunger"-Programm sind seine Positionen in Brasilien nicht unumstritten. So verteidigte er im Dezember 2011 in einem Interview mit der Agentur IPS die Verarbeitung brasilianischen Zuckerrohrs zu Ethanol. Den sozialen Bewegungen Brasiliens warf er vor, zu voreingenommen gegenüber der Agrarindustrie zu sein. Der weltweiten Kleinbauernorganisation La Vía Campesina attestierte er, durch ihren Widerstand gegen die Agrarindustrie "sich selbst zu blockieren". Ein Großteil der Kleinbauern sei heute ohnehin in die Produktionsketten des Agrobusiness eingebunden.

Horácio Martins Carvalho von Vía Campesina Brasil warf im alternativen Radio Mundoreal Graziano da Silva vor, das Agrobusiness zu schützen und so der fortschreitenden Inwertsetzung von Land, Wasser und Saatgut Vorschub zu leisten. Martins Carvalho kritisierte die Unverantworlichkeit des neuen FAO-Chefs, wenn dieser angesichts von fast einer Milliarde Hungernder auf eine Agrarindustrie setze, die mittels 500 multinationaler Konzerne die weltweite Kontrolle über die Agrarmärkte ausübe. Vía Campesina setzt auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft und das Konzept der Ernährungssouveränität, im Gegensatz zum FAO-Konzept der bloßen Ernährungssicherheit.