TIPNIS-Marschierer fordern Gespräch mit Boliviens Präsident Morales

La Paz. Die Fronten im Streit um den Bau einer Straße durch das Indigene Territorium Isiboro Secure (TIPNIS) bleiben verhärtet. Gut eine Woche nach Ankunft des erneuten Protestmarschs am Regierungssitz in La Paz scheint derzeit keine Lösung in Sicht. Dabei haben die Marschierer beschlossen, solange zu bleiben, bis sie von Präsident Evo Morales empfangen würden. An dem Treffen verschiedener sozialer Organisationen am Freitag nahm auch der Gewerkschaftsdachverband COB teil, der nach Medienberichten über einen Streik beraten soll. Cecilia Moyobiri, die an den Protesten teilgenommen hat, sagte, nach dem Marsch könne man nicht mit leeren Händen zurückkehren.

Der zweite Protestmarsch gegen das Straßenprojekt im Amazonas-Tiefland hatte zwei Monate gedauert und führte vom Departement Beni ins Hochland von La Paz. Im vergangenen August hatte ein Protestmarsch zum Stopp der Baupläne geführt. Nachdem jedoch Befürworter des Straßenbaus ebenfalls marschiert waren, hatte die Regierung mit den Indigenen des TIPNIS eine Konsultation vereinbart, die nun für Ende Juli terminiert ist. Die Gegner der Straße beschuldigen die Regierung, mit illegalen Siedlern am Rande des Parks gemeinsame Sache zu machen, da beide für die Straße seien.

Die Regierung fordert die Protestierenden unterdessen auf, ihre Position zu klären. Vizepräsident Álvaro Garía Linera sagte, wenn sie über das Programm des Verbands der Tiefland-Indigenen CIDOB sprechen wollten, müssten sie mit den regionalen Behörden verhandeln, wenn es um die Belange des TIPNIS gehen solle, wären dessen Bewohner die Ansprechpartner. Der Vizepräsident machte zudem auf die Bedeutung der Straßen in der Geschichte des Landes aufmerksam. Die Hälfte des Territoriums habe das Land in den Kriegen des 19. Jahrhunderts auch deshalb verloren, weil Bolivien keine Straße hatte.

Die Regierung beschuldigt die Marschierer, zum einen mit der Opposition und insbesondere mit dem oppositionellen Gouverneur des Departements Santa Cruz, Rubén Costas, gemeinsame Sache zu machen und zum anderen nicht die Interessen der Parkbewohner sondern der Anführer des Verbandes CIDOB zu vertreten. Auch vor diesem Hintergrung sagte Minister Carlos Romero nach den jüngsten Verhandlungen mit Anführeren aus dem TIPNIS, dass diese die Konsultation der lokalen Gemeinschaften über den Straßenbau akzeptieren würden.