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Bolivien beendet UN-Verbot für Koka-Kauen

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Koka
Demonstratives Koka-Kauen (Acullico) vor der US-Botschaft in La Paz

La Paz. Am vergangenen Donnerstag hat die UNO in New York den Erfolg bolivianischer Außenpolitik über die Aufhebung des internationalen Verbotes des traditionellen Kokablatt-Kauens bekannt gegeben. Mehr als 50 Jahre der Kriminalisierung der weit verbreiteten Acullico-Tradition in den Anden haben damit ein Ende.

Bolivien ist nun wieder Mitglied im UN-Übereinkommen von 1961 über die Betäubungsmittel. "Das Kokablatt wurde auf internationaler Ebene verboten, verteufelt und kriminalisiert", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur ABI Präsident Evo Morales von der regierenden Bewegung zum Sozialismus (MAS). Die Entkriminalisierung bedeute die "breite Anerkennung unserer Identität, unseres Kokablatts und des Kokablatt-Kauens", so Morales.

"Zum ersten Mal hat der bolivianische Staat über internationale Organisationen und Länder, die sich aus politischen Gründen gegen die traditionelle Nutzung des Kokablattes wehren, einen Sieg errungen", erklärte MAS-Senator Eugenio Rojas in La Paz. Für Montag werden hunderte von Koka-Bauern aus den Yungas, einer der zwei großen Koka-Anbauregionen, und regierungsnahe soziale Organisationen auf der Plaza Villaroel im Zentrum von La Paz erwartet, um den "Triumph Boliviens" ausgiebig zu feiern, so die Tageszeitung La Razón.

Nach seinem vorläufigen Austritt aus dem internationalen Mechanismus Anfang 2012 war die Rückkehr Boliviens möglich geworden, nachdem binnen Jahresfrist nur 15 Staaten gegen das Ausnahmegesuch der elf Millionen-Einwohnernation gestimmt hatten. Um die Wiederaufnahme des Plurinationalen Staates Bolivien zu verhindern hätte ein Drittel, also 62 von 183 Mitgliedsstaaten, gegen das Legalisierungsgesuch stimmen müssen. Dieses gilt nur in Bolivien und der Export von Kokablättern bleibt verboten.

Gegen Boliviens Wiedereintritt stimmten die USA, Großbritannien und Schweden. Dem Beispiel dieser größten Kokain-Konsumentenländer folgten Russland, Frankreich, Kanada, Italien, Niederlande, Finnland, Portugal, Israel, Irland, Japan, Mexiko und Deutschland. 2009 hatten dieselben Staaten bereits ein einfaches Änderungsverfahren Boliviens auflaufen lassen. Auf eine Parlamentsanfrage von Die Linke hatte die Bundesregierung 2011 geantwortet, Kokakauen beschädige "die drogenpolitisch bindende Wirkung der in den Vereinten Nationen entwickelten Rechtsinstrumente". In einem Antrag hatten sich Die Grünen gegen das Verbot ausgeprochen.

Weil seine Verarbeitung zur Droge Kokain mit chemischen Mitteln möglich ist, stand das Kokablatt seit 1961 auf der Liste der verbotenen Betäubungsmittel der Vereinten Nationen. Damit war auch jegliche Art seines Konsums Tabu. Weil Boliviens Verfassung von 2009 das traditionelle Kokablatt-Kauen als Bestandteil seiner nationalen Kultur unter Schutz stellte, kündigte Morales per Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die Mitgliedschaft Ende 2011 bis auf Weiteres auf.