Südamerika / Wirtschaft

Kältewelle in Südamerika

Erdgas wird in den betroffenen Ländern knapp. Chronische Energieknappheit verschärft die Lage

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Südamerika leidet unter schwerer Kältewelle
Südamerika leidet unter schwerer Kältewelle

Buenos Aires. Geschlossene Häfen und Flughäfen in Uruguay, Stromausfälle in Chile, verlängerte Winterferien in Paraguay, Gasknappheit in Argentinien – die anhaltende Kältewelle in Südamerika hat auch die Wirtschaft in Südamerika fest im Griff. Besonders in Argentinien stellt der kälteste Winter seit über 30 Jahren die von chronischer Energieknappheit geplagte Volkswirtschaft vor massive Schwierigkeiten. Aktuell, so schätzt das Energieministerium am Rio de la Plata, verbrauchen die 40 Millionen Argentinier und Wirtschaft täglich 150 Millionen Kubikmeter Gas, das Versorgungssystem ist jedoch nur auf 120 Millionen ausgelegt.

"Zur Sicherstellung der elektrischen Energieversorgung", so heißt es im Bulletin des Finanzministeriums, sah sich die Regierung in Buenos Aires zu Wochenbeginn gezwungen, 1,5 Milliarden Pesos (rund 300 Millionen Euro) an zwei öffentlich-private Energieunternehmen zu zahlen. Eine Million Peso gehen mit sofortiger Wirkung an die Energiefirma Cammesa. Das Mischunternehmen regelt Verteilung von Energie und Preise für Strom und befindet sich zu 80 Prozent in privater Hand, zu 20 Prozent unter staatlicher Kontrolle. Die restliche Summe geht an das zu 100 Prozent staatliche Energieunternehmen Enarsa. Die Steuergelder sollen nun für zusätzliche Gas- und Stromankäufe durch Cammesa und Enarsa verwendet werden, nachdem am Montag die Energieversorgung von rund 300 Fabriken (davon 135 in der Hauptstadt) eingeschränkt werden musste. Auch die Belieferung von Tankstellen in sechs Provinzen mit Flüssiggas für Autos musste auf unbestimmte Zeit heruntergefahren werden.

Bolivien profitiert vom Engpass seiner Nachbarn. Der wichtigste Gaslieferant Argentiniens und Brasiliens musste seine Kapazitäten auf Nachfrage Argentiniens erhöhen und liefert per Pipeline Gas für 470 Millionen Euro. In Brasilien führt das zu Nervosität, Sorgen um die eigene Energiesicherheit werden laut. Federico Cezar de Araujo, brasilianischer Botschafter in La Paz, fordert in Sachen Anhebung der Liefermenge Gleichbehandlung: "Diesen Winter brauchen wir mehr Gas, vor allem im Süden unseres Landes".