Russisches Atomkraftwerk in Venezuela

Moskau und Caracas einigen sich auf Bau eines AKWs in dem südamerikanischen Land. Außenminister Maduro weist Kritik aus USA zurück

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Vertiefen Zusammenarbeit: Chávez und Medwedew
Vertiefen Zusammenarbeit: Chávez und Medwedew

Moskau/Caracas. Im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Staaten haben die Präsidenten von Venezuela und Russland, Hugo Chávez und Dmitri Medwedew, am Freitag einen Vertrag über die Errichtung eines russischen Kernkraftwerks in dem südamerikanischen Land unterzeichnet.

Das Geschäft wurde nach Angaben des lateinamerikanischen Nachrichtensenders Telesur bereits im April dieses Jahres bei einem Besuch des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin in Caracas geplant. An dem Deal seien auch der Vorsitzende der russischen Atomenergiebehörde ROSATOM, Sergei Kirijenko, und ein hochrangiger venezolanischer Vertreter beteiligt gewesen, schreibt Telesur.

Bei einer Pressekonferenz nach Unterzeichnung des Vertrages zeigte sich Medwedew davon überzeugt, dass die Nutzung ziviler Atomenergie Venezuela mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern wird. Dies sei vor allem von Bedeutung, "falls die Erdölpreise sinken". Die auf Erdöl gestützten Volkswirtschaften beider Staaten seien angesichts einer solchen Perspektive verletzlich, sagte Medwedew, auch darüber habe er mit seinem venezolanischem Amtskollegen gesprochen.

"Wir sehen dieses Projekt sehr positiv und wir, die Russische Föderation, denken, dass die Zusammenarbeit auf nuklearem Gebiet für beide Seiten Priorität hat", sagte der russische Präsident. Sein Land habe in verschiedenen Staaten der Erde Atomkraftwerke errichtet: "Weshalb also nicht auch in Venezuela?"

Auch der venezolanische Präsident zeigte sich von der vereinbarten Zusammenarbeit zufrieden. Treffen wie das in Moskau "eben den Pfad zu höheren Zielen wie einer gemeinsamen geopolitischen Strategie", so Chávez. Zunächst geht es aber auch um konkrete wirtschaftliche Ziele. So wird Russland den Bau von 7000 Wohnhäusern in Venezuela bezahlen.

Nach dem Aufenthalt in Moskau reiste die venezolanische Delegation nach Weißrussland weiter. Vor internationalen Pressevertretern nahm Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro Stellung zum geplanten Ausbau der Nutzung von Atomenergie. Wie jedes andere Land des Südens habe auch Venezuela das Recht, Atomenergie zu nutzen, sagte er. Maduro bezeichnete kritische Äußerungen des Sprechers des US-Außenministeriums, Philip Crowley, als "anmaßend". Crowley hatte erklärt, die US-Regierung werde den Atomdeal zwischen Russland und Venezuela "sehr aufmerksam verfolgen".