Kolumbien / Politik / Militär

Soldat klagt Armee wegen Drogenhandels an

Vorwurf: Militäroffiziere machten gemeinsame Sache mit Drogenhändlern. 22 ermordete Zivilisten als Paramilitärs ausgegeben

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Wird nach Aussage bedroht: Soldat John Quirama
Wird nach Aussage bedroht: Soldat John Quirama

Bogotá. Das 43. Infanteriebataillon der kolumbianischen Armee soll im südlichen Bundesstaat Vichada im Drogenhandel mit paramilitärischen Gruppen zusammengearbeitet haben. Das erklärte am Mittwoch der Berufssoldat John Quirama gegenüber der Menschenrechtsabteilung der Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes. Der Kommandant des Bataillons, Oberst Oscar Gómez, und weitere Offiziere hätten von 2004 bis 2007 auf der Gehaltliste des Paramilitärs und Drogenhändlers "Macaco" gestanden. Ab 2007 stellte der Oberst seine Truppe demnach einem konkurrierenden Drogenboss, dem Paramilitär mit dem Decknamen "Cuchillo" zur Verfügung, weil dieser dem Oberst eine höhere Zahlung garantierte, so Quirama.

Nicht nur die Unterstützung durch das 43. Bataillon für "Cuchillo" im Krieg gegen die Gruppe von "Macaco" wurde vom damaligen Funker Quirama bezeugt. Der Berufssoldat nannte auch Offiziere der Armee und der Polizei, die den Drogentransport zwischen Vichada und der Stadt Villavicencio in eigener Regie übernommen hätten. Oberst Gómez sei selber in die Kokainproduktion eingestiegen. Ihm gehörten mehrere Kokainlabore in der Region, so Quirama weiter.

Der Zeuge erfuhr außerdem von 22 Morden an Zivilisten, die der Oberst angeordnet hätte. Die Opfer seien Arbeitslose gewesen, die aus verschiedenen Städten Kolumbiens mit dem Versprechen auf aussichtsreiche Jobs in Vichada rekrutiert worden waren. Die Leichen wurden als im Kampf gefallene Paramilitärs der Gruppe von "Cuchillo" präsentiert. So hätte Gómez Erfolge gegen den gesuchten Drogenboss vorgewiesen und gleichzeitig mehr Geld vom Drogenboss kassiert.

In einem Fall seien fünf der Tagelöhner mit dem Transport einer beschlagnahmten Waffenladung beauftragt worden. Während der Fahrt wurden sie von Einheiten der 4. Division erschossen.  In den Medien hieß es, dass der Armee ein schwerer Schlag gegen die Paramilitärs von "Cuchillo" gelungen sei.

Der Zeuge versicherte, dass er diese Verbrechen schon bei der lokalen Staatsanwaltschaft von Villavicencio angezeigt hätte. Doch die Anklage blieb ohne Folgen. Hingegen hätten Oberst Gómez und andere Vorgesetzte Quirama bedroht. Außerdem wolle jetzt die Armee einen Militärprozess gegen ihn eröffnen, weil er nichts zur Rettung der 22 ermordeten Zivilisten unternommen habe, sagte der Berufssoldat.