Legalisierung des Koka-Blattes nicht in Sicht

USA, Schweden und Großbritannien blockieren Koka-Initiative. Boliviens UN-Botschafter kündigt internationale Konferenz an

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Boliviens Präsident Evo Morales mit einer Kette aus Kokablättern
Boliviens Präsident Evo Morales mit einer Kette aus Kokablättern

La Paz/New York. Auch in Zukunft wird das Koka-Kauen wohl illegal bleiben. Da es Bolivien kaum gelingen wird

, die USA, Großbritannien und Schweden bis zum heutigen Montag umzustimmen, reicht die Blockade dieser beiden Staaten aus. Denn durch sie wird die Initiative Boliviens zurückgewiesen, zwei Passagen der UN-Drogenkonvention zu ändern, so dass das traditionelle Kauen in den Ländern erlaubt wird, in denen es eine uralte Tradition ist. Das betrifft neben Bolivien auch Ecuador, Peru und Nord-Argentinien. Sollte die Legalisierung nicht gelingen, hat Boliviens UN-Botschafter Pablo Solon am Freitag angekündigt, die Initiative für eine UN-Konferenz zum Thema zu ergreifen. Die US-Botschaft in La Paz hat unterdessen die Position der Regierung in Washington bekräftigt, gleichwohl aber angekündigt, mit der Regierung Boliviens im Respekt für die Jahrtausende alte Praxis zusammenarbeiten zu wollen.

Dadurch, dass Bolivien 1976 die Konvention unterzeichnet hat und nach einer Frist von 25 Jahren das Verbot auch in dem lateinamerikanischen Land wirksam wurde, ist die Praxis des "Acullico", wie das Kauen in der Sprache der Aymara heißt, seit 2001 formal auch in Bolivien illegal. Vergangenen Mittwoch wurde unter anderem im Protest dagegen der "Tag des Acullico" begangen. Viele indigene Demonstranten zogen vor die US-Botschaft in La Paz und forderten die  Legalisierung. Laut Präsident Evo Morales, selbst Chef der Koka-Bauern des Chapare, sollen in den Anden zehn Millionen Menschen das "heilige Koka" kauen. "Das ist Teil unserer Tradition", so Morales.

In den vergangenen Wochen und Monaten hat Bolivien einige Schritte unternommen, um die Staaten zu überzeugen, die sich gegen die Initiative ausgesprochen hatten. Kolumbien, Ägypten und Somalia haben laut Solon ihre Bedenken aufgegeben, aber bei den USA ist dies ebenso wenig gelungen wie in Schweden und Großbritannien. Vor zwei Wochen war Boliviens Außenminister durch Europa gereist, um für die Initiative zu werben. In Spanien hatte er dabei Erfolg. Die Regierung Zapatero sicherte der ehemaligen Kolonie ihre Unterstützung zu.

Auch das ständige Forum für indigene Angelegenheiten beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN hat im April vergangenen Jahres die Annahme der Initiative empfohlen. Es "anerkennt die kulturelle und medizinische Bedeutung der Koka in der Andenregion und anderen indigenen Regionen Südamerikas". Diejenigen Abschnitte in der Drogenkonvention müssten geändert werden, die "unvereinbar mit den Rechten der indigenen Völker sind".

Seit dem Amtsantritt von Evo Morales vor fünf Jahren ist die Änderung der Drogenpolitik und damit verbunden die Entkoppelung von Koka und Kokain eines der Hauptanliegen der Regierung. "Koka ist nicht Kokain" heißt es immer wieder. Auch versucht die Regierung, alternative Nutzungsformen der vitaminreichen Pflanze zu fördern. Mitte Januar stellte Evo Morales einen neuen Soft-Drink auf Koka-Basis vor. "Coca Brynco" soll im Chapare produziert werden und den Koka-Bauern eine Alternative zum Verkauf an die illegalen Kokain-Produzenten bieten.