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Anhaltender Streit um Boliviens Meereszugang

Generalbevollmächtigter eines neuen "Büros für maritime Strategien" ernannt. Morales bekräftigt Bereitschaft zum Dialog mit Chile

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Hafen von Arica
Der Hafen von Arica im Norden Chiles.

La Paz. Nach dem "Tag des Meeres" in Bolivien vor knapp zwei Wochen bleiben die Beziehungen zwischen Bolivien und Chile angespannt. Am Dienstag ernannte Boliviens Präsident Evo Morales seinen Verteidigungsminister Rubén Saavedra zum Generalbevollmächtigten und Chef eines neuen Büros für maritime Strategie, um bei den verschiedenen internationalen Organisationen für das Anliegen seines Landes nach einem eigenen Meereszugang einzutreten.

Gleichzeitig bekräftigte er seine Bereitschaft zur Einigung mit dem Nachbarland. "Wir stammen aus einer Kultur des Dialogs", sagte er, daher sei man bereit, eine Reihe verschiedener Themen zu besprechen. Morales nannte unter anderem die Stichwörter Handel, Investitionen, Drogenschmuggel sowie die Nutzung der Flüsse Río Lauca und Río Silala.

Boliviens Präsident hatte beim jährlich am 23. März begangenen "Tag der Erinnerung" an den Verlust des Zugangs zum Pazifik angekündigt, in dieser Frage vor internationale Gerichte ziehen zu wollen. Außenminister David Choquehuanca bekräftigte diese Aussage mit der Beschuldigung des Nachbarlandes, gegen die Bestimmungen des Friedensvertrags von 1904 zu verstoßen. Chiles Präsident Sebastián Piñera wehrte sich in der vergangenen Woche gegen die Forderungen Boliviens nach einem souveränen Meereszugang. Sein Land habe gültige Grenzverträge, sagte er.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Grenzen zwischen beiden Ländern neu festgelegt worden, nachdem Chile den Salpeterkrieg (1879-1884) gegen Peru und Bolivien gewonnen hatte und daraufhin Bolivien den Zugang zum Meer abschnitt. Im Vertrag festgelegt ist, dass Bolivien die chilenischen Häfen Arica and Antofagasta sowie die Eisenbahnlinien zu diesen Häfen zollfrei nutzen darf. Allerdings kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Streitigkeiten, unter anderem wegen der Umleitung des Flusses Río Lauca durch Chile. Im Streit um ebenfalls im Grenzgebiet befindlichen den Río Silala wurde 2009 eine Einigung erzielt, nach der beide Länder das Wasser je zur Hälfte nutzen können.

Seit 1962 unterhalten die Nachbarstaaten keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mehr. Hingegen fanden zwischen 2006 und 2010 bilaterale Gespräche über 13 Punkte statt, zu denen auch die Forderung des Pazifik-Zugangs gehörte. Im Dezember 2010 hatten Morales und Piñera angekündigt, eine permanente Kommission werde sich den offenen Fragen widmen.